Während die Inflationsrate für Familien mit niedrigem Einkommen im Oktober bei 11,8 Prozent gelegen habe, würden Alleinlebende mit hohem Einkommen in Deutschland auf eine deutlich geringere haushaltsspezifische Teuerungsrate von 8,4 Prozent kommen. Das geht aus der am Dienstag veröffentlichten Berechnung des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) hervor.

Die Differenz von 3,4 Prozentpunkten sei die höchste in diesem Jahr gemessene. Sie komme dadurch zustande, dass die grössten Preistreiber – Energie und Lebensmittel – bei den Einkäufen von Haushalten mit niedrigen bis mittleren Einkommen einen grösseren Anteil ausmachten als bei wohlhabenden. Die vom Statistischen Bundesamt ermittelte Inflationsrate erreichte im Oktober mit 10,4 Prozent den höchsten Stand seit 1951. Bei ärmeren Singles liege sie mit 11,4 Prozent ebenfalls deutlich darüber.

"Die kriegsbedingten Preissprünge bei Energie und Nahrungsmitteln dominieren weiterhin das Inflationsgeschehen", schreiben die IMK-Forscher Silke Tober und Lukas Endres in ihrer Auswertung. Die Alltagsgüter, die sie vor allem kaufen, seien kaum ersetzbar. Zudem besässen Ärmere kaum Spielräume, ihr Konsumniveau durch Rückgriffe auf Erspartes aufrecht zu erhalten.

So hätten bei Familien mit zwei Kindern und niedrigem Einkommen diese beiden Gütergruppen des täglichen Grundbedarfs allein mit 7,7 Prozentpunkten auf die haushaltsspezifische Inflationsrate durchgeschlagen. Bei einkommensstarken Alleinlebenden entfielen darauf lediglich 3,5 Punkte von insgesamt 8,4 Prozent. Bei dieser Gruppe sorgten Reisen, Restaurantbesuche oder Wohnungsinstandhaltung für höhere Ausgaben, hiess es.

Stabilisierung der Kaufkraft für Ärmere erforderlich

Das IMK hält daher für Ärmere die Stabilisierung der Kaufkraft für erforderlich. Viele von der Bundesregierung ergriffene Massnahmen seien sinnvoll. So komme die Energiepreispauschale von 300 Euro insbesondere Haushalten mit niedrigerem Einkommen zugute, da sie versteuert werden muss. Dasselbe gelte für Kinderbonus und Kindersofortzuschlag.

Bei der Gaspreisbremse sollte vermieden werden, dass Wohlhabende mit grosser Wohnfläche und viel Gasverbrauch besonders hohe monatliche Entlastungszahlungen erhalten. "Erstens verbrauchen sie mehr Energie, zweitens verfügen sie über grössere finanzielle Mittel, um auf erneuerbare Energien umzusteigen, und drittens leben sie deutlich häufiger in Eigenheimen und haben damit die Entscheidungsmacht über den Umstieg auf Erneuerbare wie Photovoltaik, Solarthermie und Wärmepumpen", betonten die Forschenden.

(Reuters)