An der Börse gilt Kudelski seit Jahren als ein Sorgenkind. Das Technologieunternehmen aus einem Vorort von Lausanne ist gerade wieder dabei, sich neu zu erfinden. Die Waadtländer wollen künftig im Bereich Cyber-Security Fuss fassen.
Nun wartet Kudelski am frühen Freitagmorgen für einmal mit erfreulichen Zahlenfakten auf. Der operative Jahresgewinn (EBITDA) sei über den angepeilten 45 bis 55 Millionen Dollar ausgefallen. Dies sei unter anderem den in der Vergangenheit eingeleiteten Sparmassnahmen zu verdanken, so lässt das Unternehmen in einer Mitteilung an die Medien durchblicken.
Beobachter zeigen sich überrascht ob der frohen Kunde, ist die jüngere Firmengeschichte beim Lausanner Technologieunternehmen doch von Gewinnwarnungen und Ergebnisenttäuschungen geprägt.
Analysten reagieren eher etwas unterkühlt
Die Neuigkeiten kommen auch bei den Anlegern gut an. Die Kudelski-Aktie baut ihre Kursgewinne kontinuierlich aus und gewinnt zur Stunde 16 Prozent 4,34 Franken.
Wie die Zürcher Kantonalbank festhält, ist der Umfang des besseren Jahresergebnisses noch nicht bekannt. Sie sieht darin jedoch einen Schritt in die richtige Richtung, um die hohe Verschuldung abbauen zu können. Die Einschätzung lautet bis auf weiteres "Untergewichten".
Vontobel begrüsst hingegen, dass sich die Geschäftsbereiche Digital TV und Public Access während der Covid-19-Krise widerstandsfähiger als gedacht entwickelt haben. Auch die Zürcher Bank erhofft sich, dass sich die schwache Bilanz durch den höheren Geldzufluss ins Unternehmen etwas verbessert hat. Vontobel stuft die Aktie wie bis anhin mit "Hold" ein. Das Kursziel von 3,20 Franken dürfte erhöht werden.
Aktie nur noch ein Schatten ihrer selbst
Die erfreulichen Zahlenfakten kommen sah die UBS. Erst kürzlich schlug die Grossbank ungewohnt versöhnliche Töne an, als sie die Gewinnvorgaben für das vergangene Jahr als realistisch einschätzte und die Annahmen anderer Banken als "zu pessimistisch" bezeichnete. Mit 55,5 Millionen Dollar liegen die eigenen Schätzungen für den operativen Jahresgewinn sogar etwas über den Vorgaben von Kudelski selber. Dass ein nicht näher bezifferter Einmaleffekt im Zusammenhang mit der Verbuchung von Vorsorgeverbindlichkeiten bei der Tochter Digital TV gehofen haben dürfte, ist der UBS allerdings ein Dorn im Auge. Sie empfiehlt die Aktie deshalb mit "Sell" und einem 12-Monats-Kursziel von gerade einmal 2 Franken zum Verkauf.
An der Börse ist Kudelski nur noch ein Schatten seiner selbst. Seit August 2016 hat die Aktie mehr als 80 Prozent ihres Werts eingebüsst. Auf dem Höhepunkt der Dotcom-Blase im Jahr 2000 kostete eine Aktie in der Spitze einmal gar fast 270 Franken. Nun sind es keine 4 Franken mehr.