Die Aktienkurse der Solarenergiebranche sind 2024 im Schnitt um etwa 30 Prozent gefallen. Das ist deutlich weniger als der Kursverlust beim Schweizer Solarpanel-Hersteller Meyer Burger. Das Minus beläuft sich hier auf 97 Prozent.

So haben die rekordhohen Produktionsmengen an Solarpanel aus China eine regelrechte Rabattschlacht ausgelöst, wobei auch der tiefere Strompreis zu den Kursverlusten beigetragen hat. Die weltweite steigende Nachfrage nach Solarenergie um 30 Prozent in 2024 hatte dabei keinen merklich positiven Einfluss. Trotz des schnellen Branchenwachstums sind die Solaraktien auch im Vergleich zum Gesamtmarkt im Jahr 2024 zurückgeblieben und haben ebenso im Vergleich zum breiteren Energiesektor unterdurchschnittlich abgeschnitten.

In den nächsten Jahren könnte sich dies nun ändern. Bloomberg Intelligence veranschlagt das Wachstum der Solar-Energiebranche in den Jahren 2025 bis 2027 auf einem ähnlich hohen Niveau wie 2024. Das kann die Stimmung gegenüber Solaraktien verbessern und die Unternehmen sollten die Umsatz- und Gewinnerwartungen in den kommenden Jahren steigern können.

Trendwende in China

Auch in China zeichnet sich eine Trendwende ab. Geht die Rechnung für die chinesische Regierung auf, ist die Zeit der günstigen Solarmodule bald abgelaufen. Chinas Solarkonzerne haben sich gemeinsam zu einer Art Kartell zusammengeschlossen. Die Initiative ähnelt der OPEC, die Organisation von Erdöl exportierenden Ländern, die gemeinschaftlich den Preis für das schwarze Gold zu beeinflussen versucht. Ähnliches soll jetzt durch den Zusammenschluss der Unternehmen auch für Solarmodule in China ermöglicht werden, berichtete das Onlineportal «digital inside».

33 Unternehmen, die etwa 90 Prozent der chinesischen Produktion für Solarmodule umfassen, haben sich darauf geeignet, ihre Produktion zu drosseln. Auch Preisuntergrenzen sind ein Teil der Vereinbarung, die den Wertverfall von PV-Modulen abdämpfen soll. Wie viele Solarmodule ein Unternehmen künftig fertigen darf, soll sich an den bisherigen Marktanteilen der jeweiligen Konzerne orientieren.

An First Solar kommt keiner vorbei

Die Valoren des amerikanischen Unternehmens First Solar haben im laufenden Jahr rund 15 Prozent zugelegt. Diese Entwicklung ist auf die starke Marktposition des Unternehmens in den USA und den sogenannten «Inflation Reduction Act» zurückzuführen, der zahlreiche Subventionen für die Solarindustrie enthält. 

Die beste Aktienperformance 2024 ging allerdings nicht an First Solar. Ganz oben steht das französische Unternehmen Neoen mit einem Plus von 30 Prozent. Die Firma wurde 2008 gegründet und ist einer der weltweit führenden unabhängigen Produzenten erneuerbarer Energie. Die Gesamtkapazität in Betrieb oder im Bau befindlicher Anlagen beträgt derzeit 8,7 Gigawatt. Für 2025 werden eine Stromproduktion von mehr als 10 Gigawatt angestrebt.

Die zweitbeste Performance geht an NextEra Energy, ein amerikanisches Energieunternehmen mit Firmensitz in Juno Beach, Florida. NextEra operiert über drei Tochterunternehmen in 27 US-Bundesstaaten und ist führend in der Solar- und Windenergiegewinnung in den USA. Die gesamte Kraftwerkskapazität beträgt etwas mehr als 37 Gigawatt.

Die drittplatzierte First Solar kann ebenso wie Neoen und Nextera im kommenden Jahr auf weiter steigende Umsätze hoffen. Der Umsatz dürfte bei First Solar 2025 um 32 Prozent oder mehr steigen. Angesichts starker politischer Unterstützung, steigender Produktionsmengen und günstiger Nachfragebedingungen besteht Potenzial für eine weitere Aufwertung der First-Solar-Aktie, meinen die Analysten von Bloomberg. 

Es gibt aber eine stattliche Anzahl an Verlieren. Die Liste führt Meyer Burger fast mit einem Totalverlust an. Aber auch SolarEdge, SMA Solar oder Sunnova haben mehr als 80 Prozent an Wert eingebüsst. 

Diese Unternehmen könnten 2025 aber deutlich aufholen, die Bewertungen scheinen gar arg tief zu liegen. Schnelles Wachstum im Solarsektor, abnehmende Lieferkettenunterbrechungen und niedrigere Rohstoffkosten könnten in den kommenden Jahren zu einem Anstieg des Gewinns vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) der meisten solarexponierten Unternehmen führen, was wiederum zu einer Normalisierung der Bewertungskennzahlen führen könnte. Bloomberg Intelligence weist darauf hin, dass das Verhältnis zwischen Unternehmenswert und Ebitda auf zwei Jahre bei Solarunternehmen etwa das 7,8-Fache beträgt gegenüber dem globalen Bloomberg World Index, wo das Verhältnis das 11-Fache beträgt.

Thomas Daniel Marti
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