Schweizer Anleger sind im internationalen Vergleich meist konservativer und gehen ein geringeres Aktienmarktrisiko ein. Noch zurückhaltender sind einzig die Haushalte in Japan, die durchschnittlich 50 Prozent ihres Vermögens in Form von Bargeld halten. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Finanzinformations- und Analyseunternehmens Morningstar, welche untersucht, wie die lokalen Marktgepflogenheiten und das regulatorische Umfeld die Risikobereitschaft von Anlegern weltweit beeinflussen.
Gemäss der Studie sei die Schweiz als beliebtes Zielland für ausländische Investitionen und für ihre hohe Dichte an vermögenden Privatpersonen bekannt. Dies habe zu einer grossen und ausgereiften Vermögensverwaltungsbranche geführt. "Doch trotz der Verbreitung von Finanzberatern und -dienstleistungen im Land sind hochwertige Finanzberatung und Anlageprodukte für vermögende Investoren und Kleinanleger nicht allgemein zugänglich", so die Morningstar-Autoren weiter.
"Anleger sind risikobereiter, wenn sie schon früh im Leben zu investieren beginnen", argumentiert die Studie. Deutlich werde das vor allem in Märkten wie Australien, Neuseeland, oder die USA, in denen eine beitragsorientierte Altersvorsorge vorherrsche. In Ländern wie der Schweiz, wo die Verantwortung für den Aufbau von Altersvermögen nicht dem Einzelnen überlassen ist, seien Investoren hingegen risikoscheuer.
Hohe Hürden im Immobilienmarkt
Obwohl die Schweizer Vermögensverwaltungsbranche für vermögende Kunden ausgereift sei und die Bevölkerung über eine hohe Finanzkompetenz verfüge, würden vermögende Anleger nicht überall eine gute Beratung erhalten, wenn es um die strategische Vermögensallokation und die Auswahl von Anlagen gehe. "Dies spiegelt sich in der Beliebtheit von einheimischen Anlageprodukten sowie in dem hohen Vermögensanteil an Bargeld wider." Der durchschnittliche Prozentsatz am Vermögen, den Haushalte in Bargeld halten, liege bei ungefähr 30 Prozent.
Zwar bieten einige Grossbanken ihren Kunden beratungsbasierte Gebührenstrukturen an. Trotzdem werden viele Anleger nach wie vor von Bankberatern beraten, die durch Verkaufsprovisionen animiert werden. Die Schweiz erhebt keine Kapitalertragssteuer auf den Verkauf von Finanztiteln, was einen Anreiz für häufigen Handel schafft. In der Vergangenheit wurde dies durch die hohen Transaktionskosten der Banken jedoch behindert. Erst die jüngste Etablierung von kostengünstigen Handelsplattformen habe die Häufigkeit des Handels durch Kleinanleger erhöht.
Nur etwa 40 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer seien Eigenheimbesitzer, da hohe Anforderungen an Anzahlung und Einkommen den Zugang zum Immobilienmarkt einschränken. "Diejenigen, die in Immobilien investieren, entscheiden sich oft für eine Hypothekenstruktur, bei der die jährlichen Zinszahlungen niedrig sind und die Schulden nie abbezahlt werden", wie die Studie weiter befindet. Andere Finanzprodukte wie Renten, Aktien und Fonds würden somit in den Portfolios der Schweizer Anleger während ihres gesamten Lebens ein wichtiges Element bleiben.
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