Sie verkaufen Mehrfamilienhäuser auch oft unter der Hand. Können die Verkäuferinnen und Verkäufer auf diesem Weg bessere Preise erzielen? 

Es ist ganz einfach: Ich ermögliche meinen Kunden und Kundinnen, an Objekt zu kommen, die nicht bereits als Ladenhüter auf dem Markt herumstehen.

Die Käuferinnen vermeiden ein Bieterverfahren, und die Verkäufer machen einen Gewinn, denn die Preise sind fair.

Dies liegt daran, dass es eine starke Nachfrage nach Liegenschaften gibt, die unter der Hand gehandelt werden. Daher sind die Kundinnen und Kunden bereit, höhere Preise zu bezahlen. Viele davon sind zu liquid und müssen dringend irgendwo "Geld parkieren".

Welches ist der grösste Fehler, den Verkäuferinnen und Verkäufer machen?

Sie steigen mit dem Verkaufspreis viel zu hoch ein und gehen davon aus, dass sie dann den Preis immer noch nach unten korrigieren können. Diese Strategie geht meist nicht auf. 

Ich gehe anders vor.

Wie gehen Sie vor?

Ich leiste einen Sondereffort. Als Verkaufsspezialist weiss ich genau, welche Preise in ländlichen Gebieten und in trendigen Stadtquartieren in Basel, Bern, Zürich zu erzielen sind. Lediglich das Inserat ins Netz zu stellen und zu warten, reicht nicht mehr – dennoch machen das viele Firmen heute noch so.

Im Maklergeschäft gibt es auch schwarze Schafe, die keine gute Arbeit leisten. Leider ist unsere Berufsbezeichnung nicht geschützt – das gleiche Problem stellt sich auch im Autohandel. 

Es ist kein Zufall, dass die Maklertätigkeit zu den Branchen mit dem schlechtesten Ruf gehört.

Welche Art von Immobilien ist aktuell besonders gefragt?

Bei uns melden sich viele ältere Leute, die eine geeignete Altersbleibe suchen. Mit anderen Worten: Altersgerechte Wohnungen an zentralen Lagen sind extrem gefragt.

Nicht sehr gefragt sind Liegenschaften im Baurecht. Der Schweizer, die Schweizerin will das Land, auf dem das Haus steht, besitzen.

Grundsätzlich gilt: Immobilien ist wie Toilettenpapier. Es wird immer gebraucht – vorausgesetzt, der Preis und die Lage stimmen.

1996 wurde Fabien Rohrer schweizweit bekannt, als er überraschend die Freestyle-Europameisterschaft gewann.

1996 wurde Fabien Rohrer schweizweit bekannt, als er überraschend die Freestyle-Europameisterschaft gewann.

Quelle: ZVG

Die Hypothekarzinsen sind deutlich gestiegen. Sinkt wegen der nun deutlich höheren Finanzierungskosten auch das Interesse an Wohneigentum?

Niemals. Mein Grossvater finanzierte seinerzeit seine Immobilie zu einem Zinssatz von 8 Prozent. Auch damals wurden Liegenschaften gekauft und verkauft.

Wenn die Zinsen steigen, geraten anfangs alle in einen Schockzustand. Aber die Käuferinnen und Käufer gewöhnen sich an die Lage. Ich vertraue der Schweiz. Die Inflation beruhigt sich meist wieder.

Fabien Rohrer
Quelle: ZVG

Von der Halfpipe der Sprung ins Immobiliengeschäft

Fabien Rohrer gehört zu den bekanntesten Schweizer Snowboardern – seinen grossen Durchbruch hatte der Berner 1996, als er als 20-Jähriger überraschend die Europameisterschaft in der Halfpipe gewann.

Nach seinem Abschied aus dem Profisport ist der heute 47-Jährige ins Immobiliengeschäft eingestiegen – seit rund zehn Jahren betreibt er in Spiez die Fabien Rohrer Immobilienmanagement AG.

Sie waren Freestyle-Snowboard-Weltmeister. Wie stark profitieren Sie heute als Makler von Ihren früheren sportlichen Erfolgen?

Der Sport hat mir ein riesiges Netzwerk verschafft. Ich verzichte auf Werbung und werde seit über 15 Jahren ausschliesslich weiterempfohlen.

Da ich eine öffentliche Person bin, schauen mir alle ganz genau auf die Finger. Aber aus dem Spitzensport habe ich viel Drive, Disziplin und Durchhaltevermögen mitgenommen. Ich bin ein Kämpfer und verfolge Ziele. Durch Zufall wird niemand einfach so dreifacher Weltmeister.

Sie sind kein Einzelfall – auffallend viele Ex-Profisportler sind jetzt als Makler tätig. Wieso bietet sich das Immobiliengeschäft als zweite Karriere nach der sportlichen Laufbahn an?

Keine Ahnung. Ich bin nicht der typische Immobilienmakler und nenne mich auch nicht so, da mein Spektrum sehr gross ist: Ich kaufe selber Mehrfamilienhäuser und erledige die Bewirtschaftung, arbeite für Banken und begleite die Verwertungen und so weiter.

Fabien Rohrer beantwortete die Fragen schriftlich.

 

Dieser Artikel erschien zuerst auf Handelszeitung.ch, unter dem Titel: «Ich bin nicht der typische Immobilienmakler».