An den Finanzmärkten wird eine weitere Leitzinssenkung durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) an der kommenden geldpolitischen Sitzung vom 20. März auf 0,25 von 0,50 Prozent zwar eingepreist. Allerdings rücken immer mehr Ökonomen von der Meinung ab, die hiesigen Währungshüter würden den Zinssatz im weiteren Jahresverlauf auf null Prozent senken - oder gar in den negativen Bereich rücken.

Nach dieser Zinssenkung im März soll für längere Zeit Schluss sein, erklärt zum Beispiel Brian Mandt, Chefökonom der Luzerner Kantonalbank (LUKB), auf Anfrage von cash.ch. Grund für die letzte Zinssenkung im März durch die SNB seien die Abwärtsrisiken bei der Inflation, welche derzeit noch überwiegen. Der Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) sank im Januar 2025 im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozent und erreichte den Stand von 106,8 Punkten (Dezember 2020 = 100).

Im Januar betrug die Teuerung gegenüber dem Vorjahresmonat 0,4 Prozent. Das ist der niedrigste Stand seit April 2021. Bereits seit Mitte 2023 liegt diese im Zielbereich der Nationalbank von 0 bis 2 Prozent. Dieses Band halten die Währungshüter mit Preisstabilität vereinbar. Aufgrund des stetigen Rückgangs der Inflation hat die SNB ihre Geldpolitik von März bis Dezember letzten Jahres gelockert und senkte das Niveau des Leitzinses von 1,75 Prozent auf 0,5 Prozent.

Die Kerninflation, die frische und saisonale Produkte sowie Energie und Treibstoffe ausklammert, lag im Januar allerdings bei 0,9 Prozent, etwas höher als angenommen. Dieser Wert lag im Dezember bei 0,7 Prozent. Als Folge davon sind laut Elias Hafner, Stratege bei der Zürcher Kantonalbank, die Negativzinserwartungen für die Schweiz «ausgepreist» worden (zum Artikel geht es hier), und SNB-Zinssenkungen über den März hinaus würden am Terminmarkt als weniger wahrscheinlich erachtet. 

Mit Blick auf das nächste Jahr sollte es bei der Inflation zudem zu einer Trendwende kommen. Deshalb sieht der LUKB-Experte die Schweizer Währungshüter 2026 gar wieder Leitzinsanhebungen ins Visier nehmen. Voraussetzung dafür ist eine in den nächsten Jahren kräftig wachsende Wirtschaft und ein damit verbundener Inflationsanstieg auf 0,8 Prozent in 2026. «Eine Zinserhöhung durch die SNB erachte ich für den späteren Verlauf von 2026 als realistisch. Bis 2027 könnte die SNB den Leitzins dann auf ein Niveau von 0,75 Prozent bis 1,00 Prozent erhöhen», so Mandt von der LUKB weiter. 

Wiederanstieg der SNB-Leitzinsen im Verlauf des Jahres 2026

Auch der UBS-Ökonom Thomas Rieder hält einen Wiederanstieg der Leitzinsen mittelfristig in Richtung des neutralen Zinssatzes auf 1,0 Prozent für wahrscheinlich. Dieser Meinungsumschwung wirkt sich bereits am Markt für feste Hypothekarfinanzierungen aus. «Die Finanzierungsbedingungen für Hypotheken verschärfen sich», erklärte Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin, Anfang Woche gegenüber cash.ch. 

Wer eine Festhypothek abschliessen will, sollte aber noch ein attraktives Zeitfenster in den nächsten Monaten erhalten. Der UBS-Ökonom erwartet eine weitere Zinssenkung durch die SNB im März, wodurch die Zinsen von Geldmarkthypotheken Saron um rund 25 Basispunkte auf 0,25 Prozent sinken würden. Bei den Festhypotheken erwartet der UBS-Experte nach einem zwischenzeitlichen Anstieg Anfang 2025 kurzfristig einen leichten Rückgang der Sätze. 

Ist der Zinssenkungszyklus im März abgeschlossen, so dürfte es ab der zweiten Jahreshälfte zu einem Zinsanstieg bei den Festhypotheken kommen - sofern der Markt dies nicht schon vorher einpreisen wird. Auf zwei Jahre hinaus würde es bei den erwarteten Zinserhöhung auch wieder zu einer merklichen Verteuerung der Saron-Hypothek kommen, da diese direkt an das Leitzinsniveau gekoppelt ist. 

Mieten werden nur marginal günstiger

Mit der erwarteten Leitzinssenkung im März dürfte der für die Mieten relevante Referenzzinssatz auf 1,50 von 1,75 Prozent sinken und bis Jahresende auf diesem Niveau stehen bleiben. Damit werden alle Miethaushalte, deren Mietzins auf einem Referenzzinssatz von 1,75 Prozent oder höher basiert, dazu berechtigt sein, ein Begehren auf Mietzinssenkung zu stellen.

Ausgehend vom aktuellen Referenzzinssatz von 1,75 Prozent besteht ein Senkungsanspruch von 2,91 Prozent abzüglich 40 Prozent der aufgelaufenen Teuerung und der allgemeinen Kostensteigerungen von maximal 0,5 bis 1,0 Prozent. «Für die meisten Haushalte dürfte der effektive Senkungsanspruch daher bei rund 2 Prozent der Nettomiete liegen. Dieser gilt zum nächstmöglichen Kündigungstermin», erklärt der UBS-Experte Rieder. Je nach Region können Mieterinnen und Mieter frühestens im Juli, spätestens aber im November 2025 mit der Mietzinsreduktion rechnen.

Geht es nach den Ökonomen, so wird ein Anstieg des Referenzzinssatzes im Falle von einer oder mehreren Leitzinserhöhungen durch die SNB ein Thema. Der Referenzzinssatz reagiert normalerweise mit einer Verzögerung von rund 12 Monaten auf einen SNB-Zinsschritt. Dieser dürfte in diesem Falle gegen Ende 2026 dann Richtung 1,75 oder 2,0 Prozent ansteigen. Dies wird auch durch das Auslaufen günstiger langfristiger Hypotheken aus der Negativzinsära begünstigt.

Hypothekarischer Referenzzinssatz und Durchschnittszinssatz

Der hypothekarische Referenzzinssatz wird jeweils am ersten Arbeitstag des letzten Quartalsmonats durch das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) kommuniziert. Er entspricht einem auf 0,25 Prozentpunkte gerundeten Durchschnittszinssatz sämtlicher ausstehender Hypothekarverträge. Die Zinssätze von Neuabschlüssen weisen dabei ein relativ geringes Gewicht auf. Aus diesem Grund reagiert der Referenzzinssatz stark verzögert auf Veränderungen der Marktzinsen.

Thomas Daniel Marti
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