Anfang Dezember nahm die Diskussion um bald anstehende Negativzinsen am hiesigen Kapitalmarkt deutlich Fahrt auf. Der Schweizerischen Nationalbank (SNB) gelang es am vergangenen Donnerstag mit einer grossen Zinssenkung um 0,50 Prozent, diesen Spekulationen vorerst Wind aus den Segeln zu nehmen. 

Das lässt sich an der Entwicklung der kurz- und langlaufenden Zinsen ablesen. Die Rendite der zweijährigen Swap-Sätze ist seit letztem Donnerstag zwar leicht gesunken. Am Zinsausblick hat sich aber wenig verändert, und es werden in den nächsten neun Monaten weiterhin zwei Zinssenkungen auf einen Leitzins von null Prozent eingepreist.

Entscheidend sind aber nicht die kurzfristigen, sondern die langfristigen Zinsen, meint Karsten Junius von der Bank J. Safra Sarasin gegenüber cash.ch: «Die Notwendigkeit von Negativzinsen geht durch die kräftige Zinssenkung zurück. Die Versteilerung der Zinsstrukturkurve über ein höheres langes Ende signalisiert das ebenfalls.» Junius war einer der wenigen Experten, der die grosse Zinssenkung der SNB richtig vorausgesagt hatte.

Im Gegensatz zum kurzen Ende sind die länger laufenden Sätze angestiegen. Seit Anfang Dezember legten die Rendite der zehnjährigen Bundesobligationen von 0,12 auf 0,22 Prozentpunkte zu und auch die zehnjährigen Swap-Sätze bewegten sich nach oben von 0,29 auf 0,36 Prozentpunkte. Das zeigt weiteren Spielraum für die SNB, die Zinsen senken zu können, ohne die längerfristigen Sätze zu sehr an den negativen Bereich zu drücken. 

Auch der Devisenmarkt spielt mit

Am Devisenmarkt läuft es seit dem Zinsentscheid bislang ebenfalls im Sinne der Schweizer Währungshüter. Sowohl zum Dollar als auch zum Euro hat sich der Franken in den letzten fünf Tagen abgeschwächt und bis Dienstag resultierte je ein Minus von 1,5 Prozent. Zum Dollar fiel der Franken auf ein Fünf-Monate-Tief, zum Euro auf den niedrigsten Stan seit rund sechs Wochen.

Der Devisenmarkt hatte einen solchen Jumbo-Schritt nicht vollständig eingepreist. Das erkläre einen Grossteil des Abwärtstrends des Franken, erklärt Matthew Ryan, Devisenexperte und Leiter der Marktstrategie beim Finanztechnologieunternehmen Ebury in London. 

Der Entscheid der vergangenen Woche dürfte die Diskussion um negative Zinssätze zwar nicht gänzlich zum Verstummen bringen. Dieses Negativzins-Szenario sieht der Ebury-Spezialist aber als unwahrscheinlich an.  

Für Entspannung bei der Nationalbank ist es indessen noch zu früh. Dies hängt mit der schwachen Konjunktur in Europa, den unklaren politischen Verhältnissen in Deutschland und Frankreich und mögliche negative Auswirkungen durch die angedrohten Zölle des designierten US-Präsidenten Donald Trump zusammen. Sollte sich die Europäische Zentralbank (EZB) vor diesem Hintergrund gezwungen sehen, die Leitzinsen über Erwarten stark zu senken, so könnte der Aufwertungsdruck auf den Franken wieder zunehmen.  

Die zwei UBS-Strategen Clémence Dumoncel und Constantin Bolz betonen in einem Kommentar vom vergangenen Freitag, Deviseninterventionen gehörten nach wie vor zum Instrumentarium der SNB. «Da sich die Notenbank einem Zinssatz von null Prozent nähert, droht die Rückkehr zu Devisenkäufen, um einer möglichen Franken-Aufwertung entgegenzuwirken.» 

Bei einem wieder stärker werdenden Franken könnte die SNB nach Ausschöpfen des Zinssenkungspotenzials auf null zusätzlich am Devisenmarkt intervenieren und damit Negativzinsen abwenden.