Zunächst sorgte eine weitere Verschärfung des Handelskriegs für tiefrote Zahlen. China schraubte am Freitagvormittag die Zölle auf US-Waren von 84 auf 125 Prozent hoch. Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump die Zölle auf Waren aus China auf insgesamt 145 Prozent angehoben. Zudem kamen noch Drohungen aus Brüssel in Richtung Washington: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zieht Abgaben für amerikanische Tech-Riesen wie Google und Meta in Betracht.

«Der Schlagabtausch geht weiter und ein Ende ist nicht abzusehen», sagte ein Händler. Der Handelsstreit habe eine neue Stufe erreicht und die Verunsicherung der Investoren weiter erhöht. Ein Ende des Abwärtstrends dürfte wohl noch etwas auf sich warten lassen, hiess es weiter. Dass die Märkte ihr Vertrauen in die USA verlieren würden, zeige sich auch am schwachen Dollar und den steigenden Renditen der US-Staatsanleihen. «Die Anleger stimmen mit den Füssen ab», so der Händler. Allerdings haben sich die Emotionen bis zum Schweizer Börsenschluss wieder abgekühlt. Es kam nicht mehr zu den steilen Kursausschlägen der Vortage. Die Handelsvolumen waren nur noch durchschnittlich.

Der SMI fiel zum Handelsschluss um 0,04 Prozent auf 11'239,83 Punkte. Zeitweise tauchte der Leitindex bis auf 11'059 Punkte, stiess dann aber am Nachmittag wieder vorübergehend in die Gewinnzone vor. Insgesamt hat der SMI in der abgelaufenen Handelswoche damit 3,5 Prozent verloren. Dies, nachdem er in der Woche davor bereits 9,3 Prozent eingebüsst hatte.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, ging am Freitag mit einem Minus von 0,05 Prozent auf 1813,97 Punkten aus dem Handel. Der breite SPI stieg dagegen um 0,33 Prozent auf 15'112,54 Zähler. Von den 30 SLI-Werten gaben 14 nach und 15 legten zu, einer (Richemont) schloss unverändert. Damit hielt sich die Schweizer Börse besser als die anderen grossen Börsen in Europa und den USA, die höhere Einbussen erlitten.

Die stärksten Abschläge verbuchten optisch gesehen die Aktien von Zurich (-5,3 Prozent oder 29,60 Fr. auf 529,20 Franken). Grund dafür war zu einem Grossteil allerdings die Auszahlung der Dividende von 28 Franken je Aktie. Zudem hat Goldman Sachs das Kursziel auf 581 von 599 Franken gesenkt und die Einstufung «Neutral» bestätigt. Dahinter folgten SIG (-2,4 Prozent oder 0,36 Fr.), die ebenfalls ex-Dividende (0,49 Fr.) gehandelt wurden.

Dahinter mussten Zykliker wie ABB (-2,2 Prozent) oder der Computerzubehörhersteller Logitech (-2,0 Prozent) deutlich Federn lassen. Logitech hatte am Vorabend seine Jahresziele 2025/26 gestrichen. Dies komme wenig überraschend, aber dennoch nicht gut an, kommentierte die Bank Vontobel. Logitech hat einen bedeutenden Teil seiner Produktion in China und liefert die Produkte in die USA.

Auch Adecco (-1,7 Prozent), Straumann (-1,3 Prozent), Sonova (-1,3 Prozent) oder VAT (-1,0 Prozent) gaben nach. Die Banken UBS (-0,4 Prozent) und Julius Bär (-0,3 Prozent) wiesen leichte Rückgänge auf. Die Resultate der amerikanischen Grossbanken JPMorgan, Morgan Stanley und Wells Fargo wurden von Anlegern gemischt aufgenommen.

Als Stütze des SMI erwiesen sich die Schwergewichte, allen voran Novartis (+1,6 Prozent). Der Pharmakonzern will in den USA in den nächsten fünf Jahren insgesamt 23 Milliarden Dollar in den Ausbau der Produktion und der Forschung investieren. Auch Branchenkollege Roche (+0,3 Prozent) denkt weiterhin über einen Ausbau der bereits bedeutenden Präsenz in den USA durch zusätzliche Investitionen nach. Sandoz gewannen 0,9 Prozent. Zudem legte das dritte Schwergewicht Nestlé um 0,8 Prozent zu. An die Spitze der Gewinner fuhr der Lifthersteller Schindler (PS +2,4 Prozent) hoch.

Auf den hinteren Rängen rasselten Barry Callebaut (-8,6 Prozent) weiter in den Keller. Der Titel des Schokoladerstellers hatte am Vortag nach Bilanzvorlage einen Fünftel seines Werts verloren. Meyer Burger sackten um 12,4 Prozent ab. Das schwer angeschlagene Solarunternehmen hat im vergangenen Jahr einen hohen Betriebsverlust erlitten.

Bei SoftwareOne (-1,4 Prozent) hat die SIX den Handel am späten Nachmittag wegen der laufenden Generalversammlung suspendiert. Dort stand der Zusammenschluss mit der norwegischen Crayon auf der Traktandenliste. Vor der GV hatten die Nidwaldner die Angebotsfrist für Crayon verlängert.

(AWP)