Kühne+Nagel legt im frühen Handel 0,8 Prozent und notiert um 206 Franken, während der SMI um 0,1 Prozent verliert. Dennoch weist Kühne+Nagel nach wie vor die schlechteste Performance in diesem Jahr am Swiss Market Index (SMI) auf.
Die Reaktion der Anleger kommt eher überraschend. Die Bank of America hatte heute ihr Rating auf «Underperform» von zuvor «Neutral» geändert und setzt das Kursziel 50 Franken tiefer als bisher an, neu also bei 200 Franken. Die US-Bank sieht insbesondere die Preise im Seefrachtgeschäft nächstes Jahr unter Druck geraten.
Damit würden die schwierigen Marktbedingungen anhalten. Auf einen Stillstand des Welthandels während Corona folgte ein Nachholboom, der schon bald wieder abflachte. Dieses Jahr ist der Schiffsverkehr im Suezkanal wegen der Huthi-Angriffe drastisch eingebrochen.
Besonders die zweite Jahreshälfte erweist sich als schwierig für den Logistikkonzern. Mitte September kam Gegenwind, als der Konkurrent DSV die Übernahme des Mitbewerbers Schenker ankündigte und damit zum Branchengiganten aufstieg. Im Oktober folgten dann durchzogene Quartalszahlen. Die von einigen Experten befürchtete Enttäuschung blieb zwar aus, aber von der früheren Zuversicht des Managements sei nichts mehr zu spüren, meinten Börsianer.
Die Schwierigkeiten sind jedoch nicht nur auf das Gechäftsumfeld des Unternehmens beschränkt, sondern schlagen auf das Abschneiden an der Börse durch. Die Aktien büssen in diesem Jahr gut 30 Prozent ein. Seit dem 1. September haben die Titel knapp 20 Prozent verloren.
Kursentwicklung von Kühne+Nagel
Bereits im Oktober warnte ein Analyst von Kepler Cheuvreux vor «einem bevorstehenden schwierigen zweiten Halbjahr». Diese Analyse bezog sich insbesondere auf schwierige Bedingungen in der See- und Luftfracht. Der Experte erwähnte zusätzlich, dass er keine überzeugende Anlagegeschichte sehe, da sich die Anleger mit den immer noch bestehenden Zielen der Roadmap 2026 auseinandersetzten. Seines Erachtens sollte das Unternehmen diese Ziele aber offiziell aufgeben und einen neuen, glaubwürdigeren Fahrplan vorlegen.
Dabei ist Kühne+Nagel mit der Umsetzung des Strategieprogramms derweil auf Kurs. Der Einstieg in neue Märkte, wie das Halbleitersegment, ist geglückt, während Fortschritte bei der Anpassung des Geschäftsmixes erzielt wurden. Margenschwache Geschäfte, wie beispielsweise der Transport von Altpapier, hat der Logistikonzern abgestossen, und stattdessen höhermargiges KMU-Geschäft aufgebaut. Damit will der Konzern die Konversionsrate wieder auf 25 bis 30 Prozent steigern. Es ist zwar ein ehrgeiziges Ziel, aber CEO Stefan Paul betonte im Sommer: «Wir halten daran fest.»
Die Analystenempfehlungen sind dennoch weitestgehend pessimistisch: Ein Drittel rät den Verkauf der Aktien, während die Hälfte eine neutrale Haltung vertritt. Nur drei von 18 Analysten rät die Titel derzeit noch zum Kauf. Dennoch liegt das durchschnittliche Kursziel derzeit bei 237,50 Franken, was einem Aufwärtspotenzial von 15 Prozent entspricht. Das prognostizierte Kurs-Gewinn-Verhältnis von 21 liegt klar über dem Branchendurchschnitt von 16. Der hohe Bewertungsaufschlag im Vergleich zur Branche legt eine vorsichtige Haltung nahe.
(cash)