Insbesondere nach der klar negativen Eröffnung der US-Börsen gingen die Kurse noch mehr in die Knie, wobei die hiesigen Schwergewichte einen Absturz wie an den anderen grossen europäischen Handelsplätzen verhinderten. Nach dem Allzeithoch des SMI vom Vortag sei nun eine vorsichtigere Gangart angesagt, hiess es am Markt. Hinzu kam der europaweite Taucher der Bankaktien, deren Kurse wegen Renditeängsten reihum in den Keller fielen. Damit zogen die UBS-Titel den Leitindex am stärksten in die Tiefe.
Die Stimmung sei mies, sagte ein Händler. Der von den USA angezettelte Zollstreit und die damit verbundenen negativen Folgen für die Weltwirtschaft sowie die Entwicklung im Ukrainekrieg würden auf die Laune der Anleger durchschlagen. Die von US-Präsident Donald Trump lange angekündigten Zölle gegen Mexiko, Kanada und China sind am (heutigen) Dienstag in Kraft getreten. «Es ist nicht länger eine Drohung. Es ist Wirklichkeit», kommentierte die Onlinebank Swissquote. Nun könnte ein veritabler Handelskrieg mit allen möglichen negativen Folgen für die Weltwirtschaft entstehen, meinte ein Händler.
Der Leitindex SMI schloss um 1,21 Prozent tiefer auf 13'006,74 Punkte. Zeitweise war der SMI gar leicht unter die Marke von 13'000 Zählern gefallen. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor um 1,67 Prozent auf 2105,17 Punkte und der breite SPI um 1,15 Prozent auf 17'153,70 Zähler. Von den 30 SLI-Werten wiesen schlussendlich 21 rote Zahlen aus, während die Kursgewinner auf acht zusammenschrumpften. Swisscom gingen unverändert aus dem Handel.
Dass die Anleger nun risikoscheuer geworden seien, zeige die gute Performance defensiver Werte, hiess es am Markt. Diese bewahrten den Gesamtmarkt vor einem stärkeren Rückgang. Denn die grossen Börsen Europas gaben noch stärker nach: So sackte der Dax um über 3 Prozent ab und die Pariser Euronext um knapp 2 Prozent.
An der Spitze der Verlierer standen zum Schluss die UBS-Aktien (-7,2 Prozent). Dahinter erlitten Partners Group (-6,2 Prozent) und Julius Bär (-1,9 Prozent) ebenfalls deutliche Verluste. Die Schweizer Finanzwerte sind damit nicht alleine: Europaweit gaben die Grossbanken markant nach.
Abgestraft wurden auch die Technologiewerte Logitech (-5,8 Prozent) und VAT (-3,7 Prozent), die in den Strudel der amerikanischen Tech-Werte gerieten, wo der Chipgigant Nvidia den Absturz des Vorabends fortsetzte. Dabei habe VAT insgesamt gute Jahreszahlen vorgelegt, und der Ausblick stimme auch zuversichtlich, sagte ein Händler.
Kühne+Nagel fielen um 5,0 Prozent. Beim Logistikkonzern haben sich die Geschäfte 2024 nach einem schwachen Vorjahr wieder stabilisiert. Zudem sei der Start ins neue Jahr sehr gut verlaufen, hiess es. Aber die Dividende wird gekürzt. Daher hätten Anleger wohl Gewinne mitgenommen, erklärten Händler.
Als Stütze erwiesen sich dagegen die Schwergewichte. Insbesondere Nestlé setzten den Aufwärtstrend (+1,3 Prozent auf 89,76 Franken) fort. Zwischenzeitlich notierte der Titel des Nahrungsmittelgiganten gar erstmals seit vergangenem September wieder über der Schwelle von 90 Franken. Daneben waren auch die Pharmariesen Novartis und Roche GS (je +0,5 Prozent) gefragt.
Am stärksten gesucht bei den Bluechips waren aber Lindt & Sprüngli PS (+8,2 Prozent). Der Premiumschokoladehersteller habe einmal mehr starke Zahlen gezeigt. Im Gegensatz zu anderen Mitbewerbern könne Lindt sehr gut mit den gestiegenen Kakaopreisen umgehen und habe diese an die Kunden weitergeben können, sagte ein Händler. Die Aktionäre erhalten ausserdem eine höhere Dividende. «Lindt hat uns sprichwörtlich den Tag versüsst.» In ihrem Sog zogen auch Barry Callebaut (+3,4 Prozent) deutlich an.
Auf den hinteren Reihen wurden Arbonia (-13,7 Prozent) und Forbo (-14,0 Prozent) nach Zahlen «gnadenlos» aus den Depots gekippt, wie Händler sagten. Bei Arbonia kritisierten Analysten unisono, dass die Jahreszahlen für 2024 unter den Erwartungen ausgefallen seien. Forbo habe derweil die Erwartungen und auch die eigene Guidance schlichtweg nicht erfüllt, hiess es. Das Biotechunternehmen Idorsia (-4,8 Prozent) hat den hohen Verlust für 2025 bestätigt.
(AWP)