Der Leitindex SMI überwand zwischenzeitlich sogar die Marke von 12'100-Punkten, konnte sie aber nicht halten. Die Stimmung der Anleger sei verhalten optimistisch, sagte ein Händler. Alle würden auf den Zinsentscheid der US-Notenbank Fed vom (morgigen) Mittwochabend warten. Die meisten Marktteilnehmer gehen von einer Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte aus. Sollte es anders kommen, dürfte es am Donnerstagmorgen wohl ein böses Erwachen geben, sagte ein Händler. Die Worte von Fed-Chef Jerome Powell an der Medienkonferenz im Anschluss an den Zinsentscheid würden auf die Goldwaage gelegt.

Das «Fed Watch Tool» der amerikanischen Optionsbörse CME zeigte zu Handelsschluss noch eine Wahrscheinlichkeit von 63 Prozent für eine Zinssenkung um 50 Basispunkte an; zu Beginn der Vorwoche hatte noch eine haushohe Mehrheit einen Zinsschritt um lediglich 25 Basispunkte für wahrscheinlicher gehalten. Bei einem solch positiven Impuls aus Nordamerika halten es Börsianer für gut möglich, dass der SMI sich langfristig über der psychologisch wichtigen Marke von 12'000 Punkten etablieren wird.

Beim Schweizer Leitindex SMI blieb zu Handelsschluss noch ein Plus von 0,31 Prozent auf 12'042,78 Punkte, nachdem am Nachmittag das Tageshoch von das Tageshoch von 12'120,01 Zählern erreicht worden war. Der SLI, der die 30 wichtigsten Titel umfasst, stieg um 0,45 Prozent auf 1963,14 und der breiter gefasste SPI um 0,40 Prozent auf 16'021,90 Zähler. 20 Gewinnern im SLI standen 10 Verlierer gegenüber.

Mit weitem Abstand an der Spitze der Gewinner standen bei den Blue Chips Julius Bär (+4,7 Prozent auf 49,29 Fr.). Der Analyst von Keefe, Bruyette & Woods hat das Rating auf 'Outperform' erhöht und sieht das Kursziel bei 62 Franken. Das Management könne nun die Früchte der Effizienzmassnahmen ernten, schrieb der Experte. Mit Blick auf die tiefe Bewertung erscheine der Zeitpunkt für einen Einstieg in die Titel zudem günstig.

Dahinter kletterten Straumann um 2,8 Prozent, ohne dass Nachrichten vorlagen. Sonst waren Zykliker gefragt: SIG (+2,2 Prozent), ABB und Geberit (je +1,9 Prozent), Holcim (+1,7 Prozent) und Sika (+1,6 Prozent) standen in der Gunst der Käufer.

Lindt & Sprüngli (+1,8 Prozent) wurden befeuert von einem Analystenkommentar. So hat Barclays das Rating für den Edelschokoladenhersteller auf 'Overweight' erhöht. Dank besserer Kakaoernten in Westafrika gehe er davon aus, dass die Preise für den Rohstoff weiter sinken würden, schrieb der zuständige Analyst. Am breiten Markt trieb der gleiche Analyst mit dieser Aussage und einer entsprechenden Rating-Heraufstufung auch die Barry-Callebaut-Papiere in die Höhe (+7,2 Prozent).

Bei den Finanztiteln war die Kursentwicklung mehrheitlich positiv. So gewannen UBS (+1,1 Prozent), Swiss Life (+1,0 Prozent), Partners Group (+0,5 Prozent) und Zurich (+0,2 Prozent). Dagegen zeigten Swiss Re (-0,3 Prozent) und leichte Kursverluste.

Gewinne erzielten auch Richemont (+0,8 Prozent) und Swatch (+0,1 Prozent) trotz eines Hilferufs der Schweizer Uhrenindustrie an die Politik. Dieser Hilferuf sei alarmierend, meinte ein Marktbeobachter. Denn darin werde betont, dass es keine Aussichten auf eine kurzfristige Besserung gebe und dass vor allem die Hersteller von Zeitmessern im unteren und mittleren Preissegment unter der Marktflaute litten - also insbesondere Swatch. Die Swatch-Titel konnten dennoch ihre anfänglichen Verluste abschütteln.

Von den Schwergewichten legten nur Roche GS (+0,8 Prozent) zu. Dagegen mussten Novartis und Nestlé (je -0,4 Prozent) Federn lassen.

Die rote Laterne hielten Lonza (-2,1 Prozent). Im Minus schlossen ausserdem Swisscom (-0,4 Prozent) nach einem kritischen Votum der italienischen Wettbewerbsbehörde AGCM zur geplanten Übernahme von Vodafone Italia. Ein Swisscom-Sprecher erklärte jedoch, der Zeitplan für die Übernahme sei nicht in Gefahr.

Am breiten Markt legten Meyer Burger einen Kurssprung um 29,6 Prozent hin. Bereits am Vortag hatten sie um 18 Prozent gewonnen, weil laut Händlern Leerverkäufer ihre Positionen geschlossen hatten.

(AWP)