Gegen Handelsende rückte der SMI allerdings wieder über die Schwelle vor. Nebst der Eskalation im Ukraine-Konflikt belasteten auch noch die deutlichen Abgaben des Schwergewichts Nestlé am Tag des Investorentreffens den Gesamtmarkt. Der neue CEO Laurent Freixe konnte die Anlegerinnen und Anleger von seinen Wachstumsplänen für den Konzern nicht überzeugen.
In erster Linie war der Handel aber von der weiter eskalierenden Lage im Ukraine-Krieg geprägt. Am Montag war durchgesickert, dass die Ukraine von den USA die Erlaubnis erhalten hatte, Langstreckenraketen bis weit in russisches Territorium abzufeuern. Es ging nicht lange und es wurden die ersten Angriffe auf russische Militäranlagen in Russland gemeldet. Der Kreml reagierte mit harscher Kritik auf die Freigabe und liess verlauten, dass Präsident Putin einen Erlass zum Einsatz von Atomwaffen gegen Nicht-Atomstaaten, die von Atommächten unterstützt werden, unterzeichnet hat. Damit sei der Krieg in der Ukraine definitiv in die Köpfe der Investoren zurückgekehrt, so ein Händler.
Bis Börsenschluss fiel der SMI um 0,84 Prozent auf 11'541,43 Punkte. Das Tagestief wurde bei knapp 120 Stellen tiefer gesehen. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien enthält, gab zu Handelsende um 0,69 Prozent auf 1902,17 Zähler nach und der breit gefasste SPI um 0,76 Prozent auf 15'375,14 Punkte. Von den 30 SLI-Werten schlossen 22 im Minus, 7 im Plus und Kühne+Nagel unverändert.
Mitverantwortlich für den Rückschlag war Nestlé. Die Aktien des Nahrungsmittelkonzerns fielen um 1,9 Prozent auf 76,66 Franken und notieren damit so tief wie zuletzt vor rund sechs Jahren. Freixe will mit hohen Investitionen etwa ins Marketing das Wachstum ankurbeln und lanciert zugleich ein 2,5 Milliarden Franken schweres Sparprogramm. Damit sei es ihm aber nicht gelungen, der Aktie Kursphantasie zu verleihen, hiess es am Markt. Immerhin seien grössere negative Überraschungen ausgeblieben.
Den Rückwärtsgang hatte auch Sonova (-5,2 Prozent) eingelegt. Der Hörgerätehersteller hatte sich im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2024/25 mit Blick auf die Umsatzentwicklung wie erwartet stabilisiert, die Profitabilität litt aber unter höheren Kosten und so fiel der Gewinn unter den Erwartungen aus.
Klar tiefer wurden auch die Aktien des Uhrenherstellers Swatch (I: -2,2 Prozent) und der Luxusgütergruppe Richemont (-1,9 Prozent) gehandelt. Die Titel litten unter den Oktober-Daten zu den Uhrenexporten, die im Vorjahresvergleich vor allem in China erneut schwach ausgefallen waren. Positiv ist für die Schweizer Uhrenbranche, dass die Zeitmesser in den USA sich weiterhin einer grossen Nachfrage erfreuen.
Weitere grössere Verluste im SLI waren etwa auch noch bei Adecco, Partners Group (beide -1,5 Prozent) oder Julius Bär (-1,6 Prozent) zu sehen. Damit bleiben die Bär-Papiere im Vorfeld der am Donnerstag anstehenden Zahlenpublikation unter erhöhtem Abgabedruck. Einige Anleger scheinen vor dem Zwischenbericht zu den ersten zehn Monaten kalte Füsse zu bekommen, hiess es von Händlern. Die Pharmaschwergewichte Roche (GS: -1,2 Prozent) und Novartis (-0,2 Prozent) gaben derweil ungleich stark nach.
Am breiten Markt rutschten Stadler Rail (-2,2 Prozent) weiter ab. Weitere Banken hatten nach der Ergebnisenttäuschung von vergangener Woche die Gewinnschätzungen reduziert, darunter auch die UBS. Auf der Gegenseite stachen Kuros (+13 Prozent) mit einer strategischen Neuausrichtung positiv hervor. Das Biopharma-Unternehmen will in neue Absatzmärkte vorstossen.
(AWP)