Der in den USA lehrende Klimaökonom Gernot Wagner wird die erste Signa-Gläubigerversammlung nach der Insolvenz der milliardenschweren Holding des Tiroler Investors Rene Benko am Dienstag in Wien mit Interesse verfolgen.  Denn Signa hat Schulden bei dem aus Österreich stammenden Forscher, der an der renommierten US-Universität Columbia unterrichtet. Wagner ist einer der insgesamt 273 Gläubiger, zu denen Banken, Anwaltskanzleien und Investoren unter anderem aus Deutschland gehören. Auch der frühere österreichische Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, der Posten bei Signa-Gesellschaften übernommen hatte, steht auf der Liste.

Benkos Signa Holding hat mit über fünf Milliarden Euro an Schulden die bisher grösste Insolvenz in Österreich hingelegt. In Deutschland haben zudem kleinere Signa-Töchter Insolvenzanträge gestellt. Insider gehen davon aus, dass noch weitere Firmen aus Benkos weit verzweigtem Reich folgen werden.

Wirtschaftsprofessor Wagner hatte von Benkos Firma den Auftrag bekommen, bei einer Konferenz im österreichischen Alpbach zu reden. Doch die dafür vereinbarte Entlohnung von rund 12.000 Euro hat er bislang nicht gesehen. «Wenn Sie ihn (Benko) erreichen, fragen Sie doch, ob er irgendwo noch 12.000 Euro herumliegen hat», schreibt Wagner in einer E-Mail. Signa will sich zu dem Fall nicht äussern.

In der Kreide steht die Signa Holding unter anderem bei der Beratungsgesellschaft Ernst & Young, die Benkos Unternehmen einem Insider zufolge allein in diesem Jahr für einen sechsstelligen Betrag etwa in Steuersachen beraten und noch nicht alles Geld bekommen hat. Auch die Grosskanzlei McDermott Will & Emery hat Dokumenten zufolge noch eine Rechnung mit der Signa Holding offen. Sie hatte Benko im Verlauf der Jahre bei einigen seiner grössten Deals beraten, darunter auch den Kauf des berühmten Chrysler Building in New York. Signa wollte sich auch zu diesen Fällen nicht äussern.

Die Signa Holding will sich nun in Eigenverwaltung sanieren. Für die Gläubiger muss dabei laut österreichischem Recht eine Quote von mindestens 30 Prozent herausspringen. Das bedeutet, das Unternehmen müsste innerhalb von zwei Jahren rund 1,5 Milliarden Euro aufbringen. Sanierungsverwalter Christof Stapf soll nun am Dienstag seine Einschätzung abgeben, ob der von Signa vorgelegte Finanzplan eingehalten wird und ob das Sanierungsvorhaben realistisch ist. Im Februar sollen die Gläubiger dann nach dem bisherigen Fahrplan dann über den Sanierungsplan abstimmen.

Signa ist das bislang grösste Opfer der Krise am Immobilienmarkt. Hohe Zinsen, explodierende Baukosten und das Fehlen grosser Transaktionen machen den in Zeiten des Booms teils hoch verschuldeten Immobilien-Unternehmen zu schaffen. Zur Signa gehört zudem noch eine Handelssparte - unter anderem ist die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof Teil von Benkos Reich. 

(Reuters)