Die Schweizerische Notenbank legt Wert darauf, dass die Zinsen in der Schweiz stets ein Stück tiefer sind als im Ausland. Andere Zentralbanken haben ihre Zinsen gesenkt, während die SNB den Leitzins zuletzt unverändert bei minus 0,75 Prozent hielt. "Mit dem Negativzins stellen wir sicher, dass die traditionelle Zinsdifferenz gegenüber dem Ausland nicht zu stark erodiert", sagte SNB-Präsident Thomas Jordan am Donnerstag bei einer Veranstaltung in Bern laut Redetext. "Eine weitere Verengung der Zinsdifferenz würde den Aufwertungsdruck auf den Franken erhöhen, was zu tieferem Wirtschaftswachstum und steigender Arbeitslosigkeit führen würde."

Die Zinsdifferenz hat sich in den vergangenen Monaten bereits verringert: So senkte am Mittwoch die US-Notenbank ihren geldpolitischen Schlüsselsatz um einen weiteren Viertelpunkt auf nunmehr 1,5 bis 1,75 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte zuletzt Mitte September ihren Einlagesatz um einen Tick auf minus 0,5 Prozent gesenkt. Banken müssen damit höhere Strafzinsen bezahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken. Den Leitzins beließ die EZB unverändert bei null. In der Schweiz liegen beide Sätze seit knapp fünf Jahren bei minus 0,75 Prozent. Eine weitere Zinssenkung hatte die SNB zuletzt nicht ausgeschlossen. Die nächste reguläre Zinssitzung ist am 12. Dezember.

Ende der Negativzinsen derzeit nicht absehbar

Mit den Negativzinsen will die SNB den Franken für internationale Investoren unattraktiv machen. Denn er gilt als "sicherer Hafen" und ist daher in turbulenten Zeiten gefragt. Um die Landswährung zu schwächen und die exportorientierte Schweizer Wirtschaft zu stützen, greift die SNB zudem bei Bedarf am Devisenmarkt ein. Beide Maßnahmen seien "weiterhin unentbehrlich", sagte Jordan. Der Franken hatte sich in den vergangenen Wochen etwas abgeschwächt - auch deshalb, weil ein unkontrollierter Austritt Großbritanniens aus der Euro-Zone zunehmend unwahrscheinlicher wurde. Am Donnerstag kostete ein Euro 1,1010 Franken.

Ein Ende der Negativzinsen ist für die SNB derzeit nicht absehbar. Er könne keine Prognose dazu abgeben, erklärte Jordan. "Ich kann Ihnen nur sagen, dass der Zeitpunkt wesentlich vom Verlauf der globalen Konjunktur und der Entwicklung der internationalen Finanzmärkte abhängen wird", sagte er vor Pensionskassen-Vertretern. Versicherungen und Pensionskassen machen die niedrigen Zinsen besonders zu schaffen, weil es ihnen angesichts geringerer Anlageerträge schwerer fällt, die versprochenen Leistungen für die Versicherten zu erwirtschaften.

(Reuters)