Für Anleger in US-Anleihen sind die jüngsten Tage eine regelrechte Achterbahnfahrt. Befürchtungen, China könnte im Zuge eines eskalierenden Handelskriegs mit dem Verkauf von Teilen seiner hohen Bestände an US-Anleihen kontern, sorgten unter anderem für grosse Unruhe. Auch Hedgefonds spielten Experten zufolge eine wichtige Rolle bei den Turbulenzen am Markt.

Die richtungsweisenden zehnjährigen US-Staatsanleihen waren unter massiven Verkaufsdruck geraten - zeitweise markierte ihre Rendite im Gegenzug mit über 4,5 Prozent das höchste Niveau seit sieben Wochen. Das bewog US-Präsident Donald Trump unter anderem auch dazu, eine Zollpause von 90 Tage einzulegen und die Märkte somit zu beruhigen.

Inzwischen hat sich die Aufregung am Markt zumindest etwas gelegt, nachdem US-Präsident Donald Trump manche Zölle vorübergehend ausgesetzt hat. Hier ein Überblick und wichtige Fragen und Antworten zu den Turbulenzen am Bond-Markt.

WARUM IST CHINA SO BEDEUTSAM?

China ist nach den USA die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt. Nach Japan ist es das Land, das die grössten Bestände an US-Staatsanleihen aufweist. Im Januar besass die Volksrepublik US-Treasuries im Volumen von rund 760 Milliarden Dollar. Würde China auch nur einen Teil seiner Bestände abstossen, hätte dies Experten zufolge weltweite Marktverwerfungen zur Folge. Dass Trump den 29 Billionen Dollar schweren Treasury-Markt genau im Blick hat, lassen seine jüngsten Äusserungen im Zug der Marktberuhigung erkennen. «Der Anleihemarkt ist jetzt schön», sagte er zu Journalisten.

WARUM WÄRE EIN MASSIVER VERKAUF VON STAATSANLEIHEN EIN PROBLEM?

Der Markt für US-Staatsanleihen ist für die USA ein wichtiger Stabilitätsfaktor. Der Staat kann zur Finanzierung seiner Ausgaben die dafür benötigten Steuereinnahmen heranziehen oder über die Ausgabe von Staatsanleihen auf den Anleihemärkten neue Schulden aufnehmen. Kommt es zu massiven Verkäufen von US-Bonds, steigen nicht nur die Kosten für den Schuldendienst, da dann die Anleiherenditen klettern. Dies wirkt sich auch auf Hypotheken und Unternehmenskredite aus, wodurch sich der wirtschaftliche Schaden vergrössert. So reagiert beispielsweise der Zinssatz für 30-jährige Hypotheken in den USA stark auf Veränderungen bei den zehnjährigen US-Staatsanleihen.

KÖNNTEN AUCH HEDGEFONDS VERANTWORTLICH GEWESEN SEIN?

Das könnte der Fall gewesen sein. Manche Experten verweisen darauf, dass die schnelle Abwicklung sogenannter Basisgeschäfte bei langfristigen US-Bonds den Kursverfall deutlich verstärkt hat. Bei solchen Geschäften wollen Hedgefonds mit geliehenem Geld geringe Preisunterschiede zwischen den Staatsanleihen und den entsprechenden Anleihe-Terminkontrakten (Futures) für sich ausnutzen. Wegen der Börsenunruhen verlangten Kreditgeber aber mehr Sicherheiten. Solche Nachschussforderungen können dazu führen, dass die Fonds schnell verkaufen müssen, um Verbindlichkeiten auszugleichen. Nach Ansicht von Experten hat dies die Turbulenzen am Anleihemarkt befeuert.

(Reuters/cash)