Grosse Banken und Investoren wie JPMorgan, Citigroup und Pictet Asset Management sind vor den geldpolitischen Sitzungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und der Europäischen Zentralbank (EZB) in dieser Woche "bullish" für den Schweizer Franken und widersetzen sich damit dem Marktkonsens einer schwächeren Währung. Für die Finanzinstitutionen werden die globalen Handelsspannungen in den kommenden Monaten die Nachfrage nach sicheren Anlagen ankurbeln und den Franken stützen, selbst wenn die Schweizer Währungshüter die Zinsen weiter senken.

JPMorgan erwartet, dass sich der Euro zum Franken bis Mitte 2025 um etwa fünf Prozent auf 0,88 Franken abschwächen wird. Das ist deutlich tiefer als die mittlere Prognose von 0,94 zum Euro gemäss der von Bloomberg befragten Analysten.

Wetten auf einen stärkeren Franken stehen im Widerspruch zu der Ansicht, dass eine weitere geldpolitische Lockerung und ein mögliches Eingreifen der SNB die Währung schwächen werden. Die SNB-Spitze halten ihre vierteljährliche Sitzung am kommenden Donnerstag ab und die Märkte preisen eine etwa 50-prozentige Chance auf eine Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt ein.

«Die extreme Zurückhaltung der SNB hat nichts dazu beigetragen, die Outperformance des Schweizer Frankens zu begrenzen», sagte Daniel Tobon, Leiter der G10-Devisenstrategie bei Citigroup. «Es gibt keinen Grund für eine Trendwende, abgesehen vom taktischen Handel.»

Während Devisenhändler eine gute Chance sehen, dass die SNB das Tempo der Lockerung in dieser Woche erhöhen wird, wird in der Schweiz immer noch ein geringerer Zinsrückgang erwartet als im Euroraum. Die Märkte kalkulieren eine Lockerung der SNB von 92 Basispunkten bis September 2025 ein, verglichen mit 144 Basispunkten, die von der Europäischen Zentralbank erwartet werden.

Der Franken ist seit Juni die Währung der G10 mit der besten Performance (abgesehen vom Yen), da die Rückkehr von Donald Trump ins Weisse Haus die Unsicherheit im globalen Handel und in der Geopolitik erhöht hat. Er wird derzeit bei 0,9262 Euro gehandelt, nahe dem tiefsten Stand seit Januar 2015, der letzten Monat erreicht wurde.

Der stärkere Franken hat Spekulationen ausgelöst, dass die SNB mit Devisenmarktinterventionen eingreifen könnte, um ihn abzuschwächen - dies angesichts der potenziellen deflationären Auswirkungen in einem Moment, in dem das Verbraucherpreiswachstum unter einem Prozent liegt.

Bei JPMorgan und AllianzGI geben sich die Strategen vorerst zurückhaltend zu diesem Thema. «Wenn die Schweizer Wirtschaft solide ist und sich ohne Inflationsdruck gut entwickelt, ist eine regelmässige Aufwertung des Schweizer Frankens im Laufe der Zeit für die SNB völlig in Ordnung», sagte Greg Hirt, Chief Investment Officer für Multi-Asset-Strategien bei AllianzGI. «Wenn sich nichts ändert, wird der Franken gegenüber dem Euro weiter an Wert gewinnen.»

Eine starke Währung wird für die Schweizer Wirtschaft angesichts des steigenden Anteils der Pharmaunternehmen am Gesamtwachstumsmix aber zunehmend zum Problem. Die Pharmabranche ist weniger anfällig für Wechselkursschwankungen als die wichtigsten Schokoladen-, Käse- und Uhrenhersteller.

Pictet Asset Management erklärt, ein starkes Wachstum, ein langjähriger Leistungsbilanzüberschuss und das Fehlen eines Haushaltsdefizits seien wichtige Gründe, den Franken zu kaufen. Der Vermögensverwalter hat eine strategische Long-Position in der Währung gegenüber dem Dollar.

«In einem Umfeld, in dem die Risiken eines globalen Handelskriegs, einer Schwäche Europas und einer politischen Fragmentierung zunehmen, geht man mit dem Schweizer Franken auf Nummer sicher», sagte Luca Paolini, Chefstratege bei Pictet.

(Bloomberg/cash)