Der Schweizer Franken hat seit Anfang März zum Euro Federn gelassen und war auf dem Weg, gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung den schwächsten Monat seit März 2017 einzuziehen. Damals sprang der Euro zum Franken von 1,09 auf 1,14 an. Es war jener Zeitpunkt, als der Zinssenkungspfad der Schweizerischen Nationalbank (SNB) Fahrt aufnahm.

Einen derartig hohen Kursgewinn wie im März 2017 kann nun aber noch nicht bestätigt werden, da sich der Euro zum Franken in den letzten sechs Handelstagen bis auf 0,9535 verbilligte. Der Euro steuert zum Franken deshalb «nur» noch auf den besten Monat seit Februar 2024 zu. Er bewegt sich aber auf dem schwächsten Niveau seit Mitte des letzten Jahres. 

Der sich wieder etwas aufwertende Franken ist der Erwartung geschuldet, die hiesigen Notenbank werde nach der Zinssenkung von letzter Woche eine Pause einlegen - oder gar für absehbare Zeit die letzte Leitzinsreduktion vorgenommen zu haben. Auf der anderen Seite wird das deutsche Billionen-Konjunkturpaket, welches den Euro Anfang Monat beflügelte, von diversen Marktteilnehmern zunehmend kritischer betrachtet. 

Die Devisenstrategen sind geteilter Meinung, ob sich der Euro zur Schweizer Währung nun weiter aufwerten wird. Kit Juckes, Leiter Devisenstrategie bei Société Générale in London, sieht keine weitere Zinssenkung durch die SNB am Horizont, weshalb das Euro-Franken-Paar den zyklischen Tiefpunkt durchschritten habe. «Eine lockerere Fiskalpolitik in der Eurozone - verbunden mit höheren europäischen Anleiherenditen - werden den Aufwertungsdruck auf den Franken deutlich verringern.» Der Euro stand zum Franken zu Beginn des Ukraine-Kriegs Anfang 2022 bei 1,05, ruft der Experte in Erinnerung. Per Ende Jahr prognostiziert Société Générale einen Kurs von 0,99 Franken und somit einen weiteren Kursanstieg von etwa 3,6 Prozent. 

Für Michael Pfister, Devisenanalyst bei der Commerzbank, dürfte der Franken in den nächsten Wochen und Monaten dagegen wieder zulegen. Dieser habe jeweils nur kurzfristig Schwäche gezeigt, wenn die SNB die Zinsen im bisherigen Zyklus gesenkt hatte. Deshalb deuten diese Erfahrungen darauf hin, dass die Abwertung des Frankens auch nach dieser Zinssenkung auf 0,25 von 0,50 Prozent nicht allzu lange anhalten dürfte. 

Im langfristigen Kontext mit einem Kurs von 0,955 gegenüber dem Euro kann denn auch nicht von einer wirklichen Frankenschwäche gesprochen werden. Das im November 2024 erreichte Allzeittief bei 0,918 Franken liegt «bescheidene» vier Prozent niedriger.

Alle Augen auf Trump und dem Dollar

Der zweite Kurstreiber an den Devisenmärkten ist der US-Präsident Donald Trump. Die Kursbewegungen oder sogenannte Volatilität haben nach seinem Amtsantritt deutlich zugenommen. Das hängt mit den erratisch wirkenden Ankündigung zur Wirtschaftspolitik zusammen. Am einen Tag sollen neue Zölle eingeführt werden, nur um am nächsten Tag wieder zurückgestellt zu werden. Das schürt Unsicherheiten und entsprechend munter geht es auf und ab mit der amerikanischen Valuta.

Pro saldo hat die US-Devise gegenüber allen wichtigen Währungen an Wert verloren. Zum Franken steht die amerikanische Währung seit dem Amtsantritt Trumps am 21. Januar 3 Prozent tiefer. Erst wenn mehr Klarheit über die Richtung der US-Wirtschaftspolitik herrscht, dürfte sich die Schwankungsanfälligkeit des Dollars wieder reduzieren und sich die Währung wieder primär an den Fundamentaldaten ausrichten. Die Zinsdifferenz zwischen den USA (Leitzins 4,25 Prozent) und der Schweiz (0,25 Prozent) spricht in diesem Umfeld für eine stabile respektive leicht stärkere US-Währung - solange Trump nicht negativ dazwischenfunkt.

Diverse Marktteilnehmer weisen zum Währungsdreieck Dollar-Euro-Franken darauf hin, wonach die Schwäche des Frankens zum Euro weniger eine Frankenschwäche per se sei, sondern die aktuelle Stärke des Euros zum Dollar reflektiere. Herrschte Anfang Jahr noch die Meinung vor, der Euro werde zum Dollar unter die Parität von eins zu eins fallen, notiert die europäische Einheitswährung zum Greenback wieder bei 1,08 nach 1,03 Anfang Jahr.

Vielerorts Frankenschwäche und -stärke

Während die meisten Anlegerinnen und Anleger vorwiegend die Schweizer Währung zum US-Dollar und Euro beobachten, kam bei den Kursen zu den anderen wichtigen Währungen Bewegung rein. Gegenüber dem russischen Rubel gab der Franken seit Jahresbeginn um 23 Prozent nach - die Friedenshoffnungen geben der russischen Währung auftrieb. Die schwedische Krone feiert ein Comeback mit dem besten Jahresstart zum Franken seit sechs Jahren mit einer Avance von 6,2 Prozent. Der polnische Sloty oder der ungarische Forint legen um je 4 Prozent zu.

Auf der anderen Seite zeigte die hiesige Währungen auch Muskeln. Die Türkische Lira sackte zum Franken seit Beginn 2025 um 10,4 Prozent ab, gefolgt vom argentinischen Peso (-6,4 Prozent) oder der indonesischen Rupie (-5,1 Prozent). Weiter nachgegeben haben auch der kanadische (-2.3 Prozent) und der australische Dollar (-1,1 Prozent). Beide Währungen fielen zum Franken im März zwischenzeitlich auf ein neues Allzeittief. 

Wette auf den australischen Dollar

Den Devisenspekulanten empfiehlt die UBS in einer Kundennotiz vom letzten Freitag, den australischen Dollar zum Franken zu kaufen. Bei den sich erholenden europäischen Währungen, angetrieben von den deutschen Haushaltsankündigungen, sehen die Experten der Grossbank ein Missverhältnis zwischen den verbesserten Fundamentaldaten und den Wechselkursen gegenüber der australischen Valuta. Europa könnte bald mit zusätzlichen US-Zöllen konfrontiert sein, was die Währungen gegenüber dem bereits schwachen australischen Dollar belasten könnte.

«Unserer Ansicht nach bietet der Schweizer Franken unter den europäischen Währungen die günstigsten Voraussetzungen für eine Long-Position gegenüber dem australischen Dollar», schreiben die UBS-Experten. Der Euro und die schwedische Krone könnten weiter an Wert gewinnen, wenn das deutsche Haushaltspaket an Fahrt gewinnt oder eine mögliche Lösung des Ukraine-Krieges zustande kommt. In einem solchen Szenario würde der Franken gegenüber der europäischen Einheitswährung und der schwedischen Währung wahrscheinlich schwächer werden. Gleichzeitig sei die Renditedifferenz zwischen Australien und der Schweiz mit fast 4 Prozent derzeit die grösste unter diesen Währungspaaren.

Das Kursziel für den australischen Dollar zum Franken sehen die UBS-Währungsexperten bei 0,58. Gegenüber den am Montagnachmittag im Devisenhandel bezahlten Kursen von 0,555 ergibt sich ein Aufwärtspotenzial von rund 4,4 Prozent. Der Stop-Loss zur Begrenzung allfälliger Verluste steht bei 0,545.

Thomas Daniel Marti
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