Denn der Zusammenschluss von USB und Credit Suisse der beiden mit Abstand grössten Institute schränkt auch die Finanzierungsmöglichkeiten der Exportunternehmen ein, die für die Wirtschaft des Landes entscheidend sind. So könnte sich etwa die Finanzierung über Anleihen oder Kredite verteuern. «Es gibt weniger Wettbewerb», bringt es ein Manager eines börsennotierten Unternehmens auf den Punkt, der anonym bleiben wollte.

Fast die Hälfte der Firmen, die kürzlich vom Industrieverband Swissmem befragt wurden, gab an, dass sich die Dienstleistungen der Banken verschlechtert hätten oder dass sie dies befürchteten. «Einige Unternehmen sehen einen negativen Effekt auf die Bankdienstleistungen», sagt Vizedirektor Jean-Philippe Kohl. «Aber viele befürchten, dass dies geschehen wird.» Die Verfügbarkeit von Krediten ist der Umfrage zufolge die grösste Sorge der Unternehmen. Mitglieder des Verbandes sind auch Konzerne wie ABB oder Siemens.

Starke Position der UBS

Bislang gibt es nur wenige Anzeichen für höhere Kreditkosten. Analysten zufolge ist es noch zu früh, um zu beurteilen, wie stark die Preise anziehen könnten. Dies werde sich in den kommenden Monaten zeigen, wenn auslaufende Kredite abgelöst werden müssten. Dabei dürfte die UBS vorerst vorsichtig vorgehen, um eine strengere kartellrechtliche Regulierung zu vermeiden, erklärten die Experten. Die Finanzmarktaufsicht Finma prüft noch immer ein bisher unveröffentlichtes Gutachten der Eidgenössischen Wettbewerbskommission (Weko) zur Marktstellung der UBS. Darin sprach sich die Weko dafür aus, die Auswirkungen der Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS vertieft unter die Lupe zu nehmen, wie die Nachrichtenagentur Reuters im Februar berichtet hatte.

UBS und Credit Suisse kamen 2023 zusammen auf einen Marktanteil von 45 Prozent bei der Emission von Franken-Anleihen, wie Daten des Finanzdienstleisters Dealogic zu entnehmen ist. Der kumulierte Anteil der beiden Institute am Schweizer Markt für Nicht-Hypothekarkredite belief sich den letzten verfügbaren Daten der Schweizerischen Nationalbank zufolge im Mai 2023 auf 31 Prozent. In einigen Sektoren wie dem verarbeitenden Gewerbe lag dieser Anteil gar bei 39 Prozent.

UBS-Managerin: «Unrentable Beziehungen müssen wir neu bepreisen»

Die UBS macht keinen Hehl daraus, dass sich gewisse Dienstleistungen für Credit-Suisse-Kunden verteuern werden. «Unrentable Beziehungen müssen wir neu bepreisen, das haben wir den Kunden aber transparent gemacht», erklärte Schweiz-Chefin Sabine Keller-Busse in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung». Zum Ausmass von möglichen Preiserhöhungen wollte sich die UBS auf Nachfrage nicht äussern.

Ein hochrangiger Finanzexperte, der nicht genannt werden wollte, prognostizierte, dass UBS ihre Finanzierungskosten um einen hohen zweistelligen Basispunktbetrag erhöhen könnte, sobald sich die regulatorischen Risiken verringerten. Thorsten Pauli, Schweiz-Chef von Bank of America, wies darauf hin, dass die Preise für Transaktionen in der Schweiz in den vergangenen zwei Jahrzehnten im Vergleich zum übrigen Europa stets niedriger waren. «Das Gleiche gilt für die Kreditkosten, die in der Schweiz niedriger waren als in Kontinentaleuropa.»

Viele Unternehmen könnten zwischen Hammer und Amboss geraten

Die Befürchtungen betreffen vor allem das verarbeitende Gewerbe, das mit Gütern von medizinischen Implantaten bis hin zu Aufzügen, Schokolade und Uhren rund 21 Prozent der Schweizer Produktion ausmacht. Der Zughersteller Stadler Rail ist bisher von der UBS nicht auf höhere Zinsmargen oder Gebühren angesprochen worden, wie Finanzchef Raphael Widmer erklärte. Dank seines Zugangs zu über 30 verschiedenen Banken sei das Unternehmen aber gut geschützt.

Er befürchtet jedoch, dass kleinere Unternehmen darunter leiden könnten. «Viele Unternehmen sind zu gross, um nur von Kantonalbanken unterstützt zu werden, und gleichzeitig zu klein, um eine breite Palette grösserer internationaler Banken anzuziehen, die die Lücke füllen könnten, die die CS hinterlässt. Sie könnten am Ende zwischen Hammer und Amboss geraten.»

Die Mitglieder des Verbands Swissmechanic, der kleine und mittlere Firmen vertritt, haben ihre Bankbeziehungen zuletzt evaluiert. «Wir brauchen Banken, die die Bedeutung des Industriesektors verstehen und uns unterstützen», sagte Präsident Nicola Tettamanti nach Gesprächen mit mehr als 100 Unternehmen. «Wir wollen nichts umsonst.» Die UBS habe zwar keine Monopolstellung, aber eine sehr starke Position, die zu höheren Preisen führen könne, erklärte er.

Der Schweizer Preisüberwacher hat eigenen Angaben zufolge bisher keine formellen Beschwerden erhalten, verfolge die Situation aber aufmerksam.

(Reuters)