Seit einigen Tagen kosten die Aktien der Konsumkreditbank Cembra wieder über 90 Franken, in der Spitze ging es sogar hoch auf 91,35 Franken. Auf diesem Stand waren die Valoren zuletzt im August 2021 und bevor sie praktisch auf einen Schlag von über 97 auf unter 67 Franken gefallen waren. Grund für den Kurseinbruch war damals das Ende der Partnerschaft bei der Herausgabe der Cumulus-Kreditkarte zwischen der Cembra Money Bank und der Migros. Die Bank stellte sogleich einen deutlichen Gewinnrückgang in Aussicht, und die Investoren zogen sich zurück.

Das Vertrauen ist langsam, aber sicher zurückgekehrt, wie sich an dem über längere Zeit und unter Schwankungen gestiegenen Aktienkurs ablesen lässt. Richtig schlecht ging es dem Unternehmen eigentlich nie. Es hat stets Gewinne geschrieben, in den Jahren 2021, 2022 und 2023 lagen sie mehrheitlich über dem Niveau der davorliegenden Jahre. Zudem wurde die Dividende mehrfach erhöht.

Zu dieser alles in allem positiven Entwicklung passt: Die Helvetische Bank (HB) zählt Cembra zu ihren Favoriten, wie sie im vergangenen Oktober mitteilte. «Cembra hat diverse operative Stellhebel richtig gesetzt und weiter in die Digitalisierung investiert, was sich mittelfristig auszahlen sollte», schrieb die HB. Die Nettozinsmarge werde in den kommenden Jahren voraussichtlich wieder in Richtung von 5,5 Prozent anziehen, nach 5,2 Prozent im Jahr 2023. Weiter sei die Transformationsphase im Kreditkartengeschäft allmählich abgeschlossen, die Profitabilität habe in diesem Bereich im Vergleich zu 2019 nur geringfügig nachgelassen.

Ähnliche Schlüsse zog die St. Galler Kantonalbank (SGKB). Im August 2024 stufte sie Cembra als «Opportunität» ein, der faire Wert der Aktie liege über dem tatsächlichen Kursniveau. Die Mehrheit der Cumulus-Kreditkarten sei auf das bankeigene Angebot übertragen worden. «Dank höheren Zinseinnahmen, steigenden Einsparungen und der defensiven Ausrichtung auf die Schweiz sehen wir für die Aktie weiteres Zusatzpotenzial», lautete die Einschätzung.

Im Januar kam die Anpassung: Die Aktie wurde von «Opportunität» auf «Attraktiv» umgestuft. Sie sei nun angemessen bewertet, das Kursziel nach starker Performance erreicht, schrieb die SGKB. Das Gros der anderen Analysten empfiehlt «Halten», was auf eine gewisse Vorsicht hinweist, ausgedeutscht etwa: Die Aktie ist gut genug, dass man sie behalten kann. Sie muss aber nicht zugekauft werden - zumal das Kurspotenzial laut Experten schon ausgeschöpft ist.

Dennoch sprechen besonders zwei Gründe für Cembra. Erstens: Das Unternehmen hat Jahr für Jahr eine Dividende ausbezahlt und diese über die Zeit hinweg von 2,85 auf 4,00 Franken gesteigert. Die Dividendenrendite beträgt 4,4 Prozent. Und zweitens: Durch den Fokus auf den Heimmarkt Schweiz ist Cembra allenfalls mittelbar, kaum aber unmittelbar von der Handelspolitik der USA betroffen - dies im Unterschied zu Unternehmen, die stärker international aktiv sind.

Reto Zanettin
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