Der Börsenmonat April war schwach, aber nicht zum Vergessen. Schwach war er, weil der Schweizer Leitindex (SMI) gegenüber dem Stand von 11'730 Punkten per Ende März zwischenzeitlich über 530 Punkte einbüsste und am 30. April mit 11'260 Punkten aus dem Handel ging. Zugleich verlor der Swiss Performance Index (SPI) zwischen Ende März und Ende April mehr als 370 Punkte. Damit gaben beide Indizes einen Teil der Gewinne, die sie seit Jahresbeginn erzielt hatten, wieder ab.
Dividenden und Kaufempfehlungen bei Nestlé, Roche und Swisscom
Dennoch kann es sich lohnen, das Börsengeschehen im vierten Monat des Jahres sowie Anfang Mai nicht einfach abzuhaken, sondern genauer zu betrachten: Die Titel mehrerer dividendenstarker Unternehmen fielen auf ein 52-Wochen-Tief. So beispielsweise erreichte die Nestlé-Aktie das Jahrestief am 25. April bei einem Kurs von 89.52 Franken - das 52-Wochen-Hoch von 116.62 Franken, das im Mai 2023 erreicht wurde, ist nicht nur zeitlich, sondern auch im Kursverlauf weit entfernt.
Derweil hat Nestlé dieses Jahr eine Dividende von drei Franken ausgeschüttet; die Dividendenrendite beträgt 3,27 Prozent. Auf zwölf Monate hinaus gesehen winken zudem Kursgewinne: Das durchschnittliche Kursziel, dem 26 Analysten-Einschätzungen zugrunde liegen, beträgt 108.56 Franken. 19 Analysten empfehlen den Titel zum Kaufen, sieben stufen ihn mit «Halten» ein, zwei mit «Verkaufen».
Ein anderes Börsenschwergewicht, Roche, hat Anfang April beim Kurs von 217 Franken ein 52-Wochen-Tief erreicht. Und am Freitag wurde selbst dieser Wert unterschritten, am Vormittag notierte der Titel des Basler Pharmaunternehmens bei 212.90 Franken, einem weiteren 52-Wochen-Tief also.
Den Anteilseigner bleibt trotz der Kursverluste eine Genugtuung. Roche zahlte im März eine Dividende von 9.60 Franken aus, nachdem die Ausschüttung im Vorjahr 9.50 Franken betragen hatte. Nun liegt die Dividendenrendite bei 4,42 Prozent. Laut Bloomberg geben zwölf Analysten eine Kaufempfehlung für den Roche-Titel ab. Zehn Experten stufen ihn mit «Halten» und fünf mit «Verkaufen» ein. Das durchschnittliche Kursziel von 22 Analysten liegt bei 275.27 Franken - was gegenwärtig ein Aufwärtspotenzial von rund 26,7 Prozent bedeutet.
Bei der Telekommunikationsanbieterin Swisscom war die Talsohle nach teilweise enttäuschenden Erstquartalszahlen am Donnerstag erreicht. Das 52-Wochen-Tief von 488.60 Franken folgte fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem 52-Wochen-Hoch. Dieses betrug 619.40 Franken und wurde am 3. Mai 2023 verzeichnet.
Die Talfahrt von Swisscom wurde vorübergehend gestoppt, als die Aktie in der zweiten Märzhälfte dieses Jahres von 503 auf 555 Franken anzog. Der Anlass dafür: Mitte März meldete die grösste Schweizer Telekommunikationsanbieterin, sie werde Vodafone Italia übernehmen, mit der Tochtergesellschaft Fastweb fusionieren und so die Position im italienischen Markt stärken.
Unterdessen zeigt sich Swisscom aufs Neue als gute Dividendenzahlerin. Dieses Jahr schüttete das Unternehmen 22 Franken je Aktie aus, gleich viel wie ein Jahr zuvor. Daraus ergibt sich eine Dividendenrendite von 4,45 Prozent. Laut Bloomberg geben sieben Analysten eine Kaufempfehlung ab, sieben empfehlen «Halten», fünf stufen die Aktie mit «Verkaufen» ein. Das Kursziel, das aus 17 Analysteneinschätzungen gebildet wurde, beträgt 552.59 Franken - womit das Aufwärtspotenzial gegenüber dem aktuellen Kurs mehr als 11 Prozent respektive 58 Franken gross ist.
Vorwürfe belasten Temenos, CFO-Wechsel bremst Leonteq
Temenos landet zweimal innert weniger Tage bei einem 52-Wochen-Tief. Zunächst ging es am 29. April hinunter auf 55.75 Franken, dann sank der Kurs am Freitag wiederum ab, auf 55.45 Franken. Er erholt sich, nach einem freundlichen Start ins Jahr, nicht mehr vom Absturz im Februar. Dieser wurde durch eine Untersuchung von Hindenburg Research ausgelöst, die Anzeichen von manipulierten Gewinnen und schwerwiegenden Unregelmässigkeiten in der Rechnungslegung fand. Als der Softwarehersteller Mitte April einen Gegenbericht zu den Vorwürfen lieferte, legte die Aktie wieder zu - allerdings nur vorübergehend, es folgten die Tiefstände der letzten Tage.
Für die Aktionäre ist dennoch Mitte Mai Zahltag. Die Dividende von 1.20 Franken ist dieses Jahr zehn Rappen höher als 2023. Wer den Titel schon gekauft hat, kann ihn laut Analysten weiter im Depot belassen. Elf Experten empfehlen «Halten», je vier Stufen die Aktie mit «Kaufen» respektive «Verkaufen» ein. Luft nach oben gibt es; das durchschnittliche Kursziel von 69.18 Franken bedeutet ein Plus von knapp 13 Franken respektive 23 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag.
Ebenfalls nicht zufrieden mit dem bisherigen Börsenjahr kann man beim Derivatespezialisten Leonteq sein. Die Aktie verlor seit Anfang Januar rund 30 Prozent an Wert. Das 52-Wochen-Tief wurde am 18. April bei einem Stand von 22.90 Franken erreicht. Für Unruhe haben die Wechsel der Finanzchefs in den ersten Monaten des Jahres gesorgt. Hans Widler löste Mitte April Antoine Boublil ab, der seinerseits gerade erst Anfang 2024 den CFO-Posten übernommen hatte.
Mittlerweile hat sich die Aktie aus der Talsohle gelöst. Sie schloss am Freitag bei 25 Franken, also 9,2 Prozent höher als das Einjahrestief. Schon Anfang April hat das Unternehmen eine Dividende von einem Franken an seine Eigentümer ausbezahlt. Das sind drei Franken weniger als 2023. Allerdings können die Aktionäre auf Kursgewinne hoffen. Laut Analysten liegt das durchschnittliche Kursziel bei 29.50 Franken, was eine Steigerung gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag um 18 Prozent bedeutet.
Keine Dividenden bei Meyer Burger und Hochdorf
Zwei Unternehmen, die kürzlich ein Einjahrestief durchschritten, bezahlten keine Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr aus. Es handelt sich zum einen um den Milchverarbeiter Hochdorf, zum anderen um den Solarzellenhersteller Meyer Burger.
Hochdorf befand sich Ende April am Tiefpunkt bei 1.23 Franken - nach einer mehrjährigen Talfahrt, die auf über 300 Franken begann. In den vergangenen Tagen schaffte die Aktie eine zumindest vorläufige Wende, sie kletterte im Hoch auf 12 Franken und schloss die Woche mit einem Kurs von 9.72 Franken ab. Der jüngste Aufschwung geht einher mit dem Einstieg von Newlat. Das italienische Unternehmen will nach ersten Meldungen einen Revitalisierungsplan für Hochdorf umsetzen. Zuletzt zeichnete sich jedoch eine Neubesetzung von Spitzenpositionen sowie ein tiefgreifender Strategiewechsel bei Hochdorf ab.
Indessen gibt es fast keine Analysteneinschätzung zum Schweizer Milchverarbeiter mehr. Zuletzt hat einzig der zuständige Analyst von Research Partners das Kursziel auf 11 von 14 Franken gesenkt und die Anlageempfehlung auf «Halten» belassen. Gemessen daran hat die Hochdorf-Aktie gegenwärtig nur noch wenig Luft nach oben.
Die Aktie von Meyer Burger hat nach dem 52-Wochen-Hoch vom Juli 2023 bei 0.23 Franken kürzlich das Einjahrestief erreicht: Der Titel notierte am 18. April mit unter einem Rappen. Er hat sich seither wieder nach oben bewegt und ging am Freitag mit 0.0113 Franken aus dem Handel. Weiter hoch geht es gemäss Analysten noch bis 0.03345 Franken, dem durchschnittlichen Kursziel von fünf Experten.
Das Kursziel für Meyer Burger wurde im letzten halben Jahr immer mehr dem tatsächlichen Kurs angenähert und gesenkt. Zurzeit empfehlen die meisten - nämlich fünf - Experten «Halten». Daneben gibt es zwei Verkaufsempfehlungen und ein «Buy»-Rating.
Im Weiteren haben drei Kantonalbanken kürzlich das Einjahrestief erreicht, und alle drei zahlen eine Dividende aus: Die Basellandschaftliche, die Glarner und die Luzerner Kantonalbank.
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Unternehmen mit temporär schwachen Zahlen können diese Bewertungstiefs dank Chefs mit Charisma überbrücken. Die geben den Anlegern das Gefühl, dass die Zukunft besser sein wird. Sind hingegen schwache Figuren an den Schalthebeln, so fehlt der Glaube zur Erholung und die Abwärtsspirale hält an. Das lässt sich leider auch in der Schweiz zurzeit gut verfolgen.