Zwar ist die Zahl der Arbeitslosen im vergangenen Jahr gestiegen, die Quote bewegt sich aber nach wie vor auf einem tiefen Niveau. Im Jahresdurchschnitt 2024 ist die Arbeitslosenquote laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) um 0,4 Prozentpunkte auf 2,4 Prozent angestiegen, wie es am Freitag hiess. Der Arbeitsmarkt sei trotz der seit Mitte 2023 beobachteten Konjunkturflaute robust, sagte der Chefökonom des Bundes Eric Scheidegger vor Medienvertretern.

Die Arbeitslosenquote sei von einem sehr tiefen Vorjahresniveau aus gestiegen, sagte Scheidegger weiter. Sie liege nach wie vor deutlich unter ihrem langjährigen Durchschnitt. Und seit die Quote vor rund zwanzig Jahren im Nachgang zur Dotcom-Blase beinahe bis auf 4 Prozent geklettert war, habe sich die Lage am Schweizer Arbeitsmarkt stetig verbessert.

Stabilisierung in Sicht

Lag die um saisonale Effekte bereinigten Arbeitslosenquote im Januar noch bei 2,2 Prozent, stieg sie bis Jahresende auf 2,6 Prozent. Dabei waren Ende Dezember 130'293 Personen bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) arbeitslos gemeldet, knapp 8 Prozent mehr als im November und gut ein Fünftel mehr als ein Jahr zuvor.

Der «moderate» Anstieg der Arbeitslosigkeit dürfte sich laut Scheidegger im Jahr 2025 fortsetzen. Danach sei am Arbeitsmarkt mit einer Stabilisierung zu rechnen. Die Bundesökonomen erwarten gemäss ihren kurz vor Weihnachten vorgestellten Konjunkturprognosen für 2025 wie auch 2026 eine durchschnittliche Arbeitslosenquote von 2,7 Prozent.

Steigende Tendenzen sind auch bei der Jobsuche zu sehen: Zu Jahresende zählte das Seco 209'024 Stellensuchende - 18 Prozent mehr als Ende 2023. Die Quote der Stellensuchenden stieg um 0,7 Punkte auf 4,5 Prozent.

Industriefirmen in Kurzarbeit

Die sich allgemein abschwächende Konjunkturlage setzt vor allem der Industrie und exportorientierten Firmen zu. Das zeigt sich in der Arbeitslosenstatistik unter anderem bei der Kurzarbeit. Im Dezember waren insgesamt 23'400 Arbeitnehmende zum Bezug von Kurzarbeitsentschädigung vorangemeldet, 10'000 mehr als ein Jahr zuvor.

Rund 19'600 dieser Personen arbeiten laut dem Seco in der Maschinen-, Elektro- und Metallbaubranche (MEM) sowie in der Uhrenbranche. Die dort angesiedelten Firmen litten unter der Wirtschaftsflaute, die vor allem europäische Länder erfasst habe, sagte Scheidegger. Erfahrungsgemäss beanspruchen gut die Hälfte der angemeldeten Firmen effektiv auch Kurzarbeit.

Erneut Milliardenüberschuss

Im grünen Bereich präsentiert sich dank der nach wie vor tiefen Arbeitslosigkeit die Rechnung der Arbeitslosenversicherung: Das Seco rechnet für 2024 mit einem Einnahmenüberschuss von 1,55 Milliarden Franken (VJ 2,76 Mrd) und geht 2025 von einem Plus von 0,4 Milliarden aus. Damit sei aber nach Gesetz noch keine Kürzung der Beitragssätze angezeigt, hiess es.

Noch nicht geklärt ist, wer beim Seco die Leitung der Direktion für Arbeit übernimmt und somit die Nachfolge des langjährigen Chefs Boris Zürcher antritt. Der Rekrutierungsprozess dazu laufe auf Hochtouren, hiess es. Zürcher wechselte Anfang 2025 an die ETH.

(AWP)