Für die Mehrheit der Aktien und Finanzmärkte sind die US-Präsidentschaft von Donald Trump, die Diskussionen über mögliche Zölle und der Verlauf der Inflation und Leitzinsen derzeit von zentraler Bedeutung. Ein kleiner Rest kämpft hingegen teilweise schon seit längerem mit unternehmensspezifischen Problemen.
Besonders seit dem 1. Januar verzeichnen sie Kursverluste von teilweise bis zu 6 Prozent - auf einer längeren Zeitachse oftmals noch mehr - und hinken den restlichen Blue-Chips-Aktien im Jahresverlauf hinterher. Ist es ein Zeichen für Anleger das Weite zu suchen oder schaffen sie den Turnaround demnächst?
Nachfragemangel bei Bau- und Transport-Aktien
Besonders betroffen scheinen Aktien rund um den Bau- und Transportsektor zu sein. Hier fallen insbesondere Geberit, Holcim und Kühne+Nagel auf. Angesichts der schwachen Entwicklung in der europäischen Baubranche und dem starken Franken haben sie schon länger einen schwierigen Stand.
Für Geberit brachen einzelne Märkte im vergangenen Jahr regelrecht ein. So sanken beispielsweise die Baugenehmigungen in Österreich um 18 Prozent. Aber auch Nordeuropa und Deutschland verzeichneten für das Gesamtjahr starke Rückgänge der Neubautätigkeit. Die Anlegerinnen und Anleger quittierten die Resultate mit Abgaben - allein in diesem Jahr mit bis zu 5,5 Prozent.
Für das neue Geschäftsjahr 2025 erwartet der Sanitärtechnikkonzern jedoch eine Stabilisierung der Nachfrage. Allerdings dürften sich die vorher erwähnten Märkte noch immer rückläufig entwickeln. Ungeachtet des Marktumfelds wird der Fokus erneut auf der Umsetzung verschiedener strategischer Initiativen liegen.
Kepler Chevreux ist dennoch optimistisch für den Sektor und erwartet, dass mit dem Rückgang des europäischen Leitzinsniveau die lang erwartete Erholung der Baubranche im nächsten Jahr eintreffen dürfte. Daher nehmen sie Geberit und Holcim in ihren Aktienfavoriten für 2025 auf.
Holcim hatte Mitte Dezember sein Aktienrückkaufprogramm über 1 Milliarde Franken abgeschlossen. Die Aktien befinden sich seit Anfang Dezember im Rückwärtsgang und verloren in den ersten zwei Handelswochen in diesem Jahr um bis zu 3,7 Prozent.
Jefferies erwartet einen Anstieg des Betriebsgewinns Ebit im vierten Quartal um um 5,5 Prozent. Doch der Fokus liegt laut Analystin derzeit klar auf der geplanten Abspaltung des US-Geschäfts und Informationen zur Strategie der beiden zukünftigen Unternehmen. Die Aufspaltung sei nötig, um das Potential gänzlich auszuschöpfen und voll durchzustarten. In Europa will der Restkonzern von der Dekarbonisierung und dem Trend zur Nachhaltigkeit durch den «Green Deal» der EU profitieren.
Makroökonomische Schwierigkeiten
Die Aktien des Transportlogistikers Kühne+Nagel bildeten 2024 das Schlusslicht des SMI-Jahrestableaus mit einem Minus von 31 Prozent. Auslöser für diese Kursentwicklung war die Befürchtung eines grösseren Handelskriegs zwischen China und Europa. Finanzchef Markus Blanka-Graff versuchte dabei, Anlegern Hoffnung zu machen: «Das ist für uns immer eine Chance, um zusätzliche Dienstleistungen zu erbringen».
Unbeeindruckt von den Durchhalteparolen des Managements haben die Kühne-Aktien seit Ende Juli 2024 starke Kursverluste hinnehmen müssen und sind im neuen Jahr noch weiter auf ein Vier-Jahres-Tief gesunken. Die Bank of America sieht insbesondere die Preise im Seefrachtgeschäft in diesem Jahr unter Druck geraten. Der Turnaround dürfte also noch auf sich warten lassen.
Ähnlich ergeht es Adecco. Der Personalvermittler leidet unter der schlechten Wirtschaftslage. Doch sie seien bereit für weitere Fortschritte, wenn sich die makroökonomische Situation endlich verbessere, wie CEO Denis Machuel unterstrich. Erste Anzeichen einer Erholung sind dabei zu sehen: «Unsere Volumina stabilisieren sich und wir sehen zum Beispiel erste positive Anzeichen bei der Personalvermittlung im US-Technologiebereich», so Machuel weiter.
Damit dürfte die Nachfrage nach spezialisierten Fachkräften allmählich wieder anziehen. Dank einer effizienten Kostenkontrolle und gezielten Investitionen sei Adecco darüber hinaus gut positioniert, um von einem künftigen Aufschwung zu profitieren und die Marktanteile gegenüber den Konkurrenten Randstad und Manpower weiter auszubauen.
Übernahmespekulationen und Chancen
Eine andere Ausgangslage trifft auf den Warenprüfkonzern SGS zu. Der Industriebereich sei momentan in einer sehr guten Verfassung und wachse dynamisch, so die Analysten der Zürcher Kantonalbank (ZKB).
«Eine Zusammenarbeit wurde aus einer Position der Stärke angegangen». Die Aussage der ZKB fiel im Zusammenhang mit der angekündigten Fusion mit dem französischen Konkurrenten Bureau Veritas (BV). Eine Transaktion von ähnlicher Grösse, gab es gemäss ZKB im Sektor noch nie. Im Swiss Leader Index SLI, bestehend aus den 30 grössten Unternehmen mit den liquidesten Aktien, ist der Warenprüfkonzern vor Adecco das diesjährige Schlusslicht mit knapp 6 Prozent Kursverlust. Dieser Kursrückgang ist jedoch dem Übernahmepremium geschuldet.
Ein Blick auf die Übersicht der diesjährigen Verlierer zeigt, dass auch Zurich (-1,4 Prozent) sich bisher nicht richtig mit 2025 anfreunden können. Beim Versicherer dürften die Abgaben vor allem dem limitierten Wachstumspotenzial geschuldet sein. In den Augen des Morgan-Stanley-Analysten ist der Sektor in «guter Verfassung», allerdings hätten die meisten Preis- und Zinszyklen ihren Höhepunkt erreicht. Während die Margen im gesamten Sektor noch attraktiv seien, «ist die Reise von hier aus eher negativ». Weiteres Wachstum sei vermehrt durch grössere Volumen möglich, was die Übernahmeaktivitäten beleben könne.