Es gibt sie: die beste aller Welten für Dividendenjäger. Und zwar dann, wenn die Dividenden nicht nur relativ hoch sind, sondern auch noch von der Verrechnungs- und der Einkommenssteuer befreit sind. In der Schweiz ist das möglich, seit Firmen ihre Dividenden aus den Kapitalreserven anstatt aus den Gewinnrücklagen bezahlen können.

Laut Berechnungen der Neuen Helvetischen Bank (NHB) werden börsenkotierte Unternehmen in diesem Jahr bis zu 50 Milliarden Franken an Dividenden ausschütten. Davon dürften zwischen sieben und acht Milliarden in Form von Kapitalrückzahlungen steuerbefreit an die Aktionäre gehen. Das ist zwar leicht weniger als in den Vorjahren, bringt den Anlegern aber da und dort immer noch eine "Zusatzrendite" durch eingesparte Steuern.

Kombiniert man diesen Steuerspareffekt mit der Höhe der Dividendenrendite (Dividende pro Aktie geteilt durch den aktuellen Aktienkurs), zeigen sich die wahren Dividendenkönige der Schweiz.

Was auffällt: Es sind vor allem Firmen aus der zweiten Reihe. Denn die grosszügigen Dividendenzahler aus dem Swiss Market Index (SMI) wie Zurich, Swiss Re oder Swisscom schütten nicht steuerbefreit aus.

Kapitalrückzahlung: Die höchsten steuerbefreiten Dividendenrenditen

TitelErwartete Rendite, in %
Sunrise4,5
Varia US-Prop., Goldbach4,3
BC Vaudoise*4,2
SPS, HBM4,1
Cembra*4,0
Mobimo, Swiss Fin&Prop3,9
Bellevue Group3,8
GAM, Allreal, Investis, Swiss Life*3,7
Valora, Warteck, LafargeHolcim3,6
UBS3,4

*Nur teilweise Rückzahlung von Kapitalreserven. Quellen: Neue Helvetische Bank, cash.ch (Stand 01.02.18)

Bei Sunrise besteht die Möglichkeit der steuerbefreiten Kapitalrückzahlung jedoch weiterhin. Laut NHB-Schätzungen besitzt der Telekomkonzern derzeit eine Kapitalreserve von 2,4 Milliarden Franken, wovon 2018 rund 180 Millionen ausbezahlt werden dürften. Die grössten Reserven schlummern aktuell bei der Credit Suisse (21,9 Milliarden Franken), bei LafargeHolcim (20,4) und bei der UBS (17,9).

Diese Reserven können zum Beispiel bei einer Kapitalerhöhung entstehen. Oder bei einem Börsengang, wenn der Ausgabepreis einer Aktie über deren Nennwert liegt. Somit sind auch von Varia US Properties, Investis, Galenica Santé oder Landis+Gyr noch während vielen Jahren Kapitalrückzahlungen zu erwarten. Sie alle sind in den letzten drei Jahren an die Börse gegangen – genauso wie Sunrise.

Der Kontext bleibt wichtig

Hinter Sunrise bieten Varia, Goldbach und die Waadtländer Kantonalbank (BCV) die höchsten (teils) steuerbefreiten Renditen. In all diesen Fällen müssen die Anleger aber wissen, dass die Steuerbefreiung erst dann Tatsache ist, wenn die Generalversammlung damit einverstanden ist.

Schlecht für den Staat

Während die Aktionäre von Kapitalrückzahlungen profitieren, verzichtet der Staat seit 2011 auf eine Menge Geld. Schätzungen gehen von rund 40 Milliarden Franken aus. Das hier beschriebene Verfahren wurde mit der 2008 angenommenen Unternehmenssteuerreform möglich und wird seither vor allem von der politischen Linken kritisiert. Gut möglich, dass die steuerbefreiten Dividenden bei einer nächsten Reform wieder hinterfragt wird.

Je nach Untersuchung und Betrachtungszeitraum tragen Dividendenzahlungen zwischen 40 und 60 Prozent zur Gesamtrendite eines Aktieninvestments bei. Im derzeitigen Umfeld tiefer Zinsen können sich deshalb auch Dividendentitel lohnen, die nicht steuerbefreit ausschütten. Diesbezüglich führen Zurich, APG, Swiss Re, Mobilezone und Meier Tobler die Rangliste an. Sie alle bezahlen Renditen, die höher sind als 4,5 Prozent (cash berichtete).

Unabhängig von der steuerlichen Situation gelten hingegen die Grundsätze im Umgang mit Dividendentiteln. Anleger sollten sich immer überlegen, wie nachhaltig die Dividendenzahlungen eines Unternehmens sind und wie rasch der Aktienkurs die Auszahlungen wieder aufholt.