Die trübe Laune bei Verbrauchern und Unternehmen macht Amazon vorsichtig. Der Online-Händler lieferte am Donnerstag einen zurückhaltenden Ausblick auf das laufende Quartal, obwohl der Gewinn und das Wachstum des zukunftsträchtigen Cloud-Geschäfts im abgelaufenen Vierteljahr überraschend hoch ausgefallen waren. Die Amazon-Aktie fiel daraufhin im nachbörslichen Handel an der Wall Street um knapp sechs Prozent.

Auffällig sei die wegen der unsicheren Konjunkturaussichten geringe Konsumneigung, sagte Amazon-Finanzchef Brian Olsavsky in einer Telefonkonferenz. Kunden suchten gezielt nach Sonderangeboten. Auch viele Unternehmen treten auf die Kostenbremse und stellen Investitionen in Künstliche Intelligenz (KI) auf den Prüfstand. Diese Programme sind auf Hochleistungsrechner angewiesen, die meist von Cloud-Anbietern wie AWS, Microsoft oder Google bereitgestellt werden.

Cloud-Geschäft wächst um fast ein Fünftel 

In den vergangenen Monaten konnte Amazons Cloud-Sparte AWS ihren Umsatz allerdings um überraschend deutliche 19 Prozent steigern. «AWS muss mit mehr als 18 Prozent wachsen, um Anlegern Vertrauen zu geben, dass es seine Marktposition verteidigen und trotz hoher Investitionen ein Wachstumstempo in diesem Bereich beibehalten kann», betonten die Analysten der Bank Morgan Stanley. Dem Amazon-Finanzchef zufolge summierten sich die konzernweiten Ausgaben im ersten Halbjahr auf gut 30 Milliarden Dollar. Auch Microsoft und Google pumpen verstärkt Geld in den Auf- und Ausbau von Rechenzentren.

Dank der Einführung zahlreicher KI-Funktionen hat Microsoft im Cloud-Geschäft den Rückstand zu AWS zuletzt verringert. Als Reaktion darauf schloss Amazon eine Partnerschaft mit dem OpenAI-Rivalen Anthropic. Ausserdem bietet der Konzern KI-Entwicklern kostenlose Rechenkapazitäten, um diese Firmen auf die eigene KI-Plattform «Bedrock» zu locken. «Amazon war bei der KI-Umsetzung bislang zögerlich», sagte Analyst Ben Barringer vom Vermögensverwalter Quilter Cheviot. «Wir gehen davon aus, dass AWS bei der KI-Entwicklung einen Zahn zulegen wird.»

Die Konzernerlöse lagen im Berichtszeitraum mit 148 Milliarden im Rahmen der Erwartungen, während der Gewinn von 1,26 Dollar je Aktie die Analystenprognosen übertraf. Im Online-Handel verlangsamte sich das Wachstum auf fünf Prozent von sieben Prozent zum Jahresauftakt. Für das laufende Quartal stellte Amazon einen Konzernumsatz von 154 bis 158,5 Milliarden Dollar in Aussicht.

(Reuters)