Exchange Traded Funds (ETFs) gewinnen immer mehr an Beliebtheit. Sie ermöglichen die Beteiligung am Aktienmarkt durch den Kauf eines ganzen Korbs von Wertpapieren. Dies reduziert gleichzeitig das Verlustrisiko. Gerade in turbulenten Zeiten sind ETFs eine geeignete Anlage - so, wie seit dem Einzug des Republikaners Donald Trump ins Weisse Haus. 

Es gibt jedoch auch im ETF-Universum diverse Möglichkeiten. Es kann zwischen verschiedenen Anlageklassen, Themen und Branchen, Indizes, oder Strategien ausgewählt werden. Innerhalb dieser Wahl kann das Verlustrisiko je nach Wahl weiter reduziert werden. So ist ein Technologie-ETF oder Growth-ETF für risikobewusste Anleger aktuell möglicherweise nicht die ideale Wahl - aber was dann? 

1. Die Strategie

Bei einem ETF kann zwischen verschiedenen Strategien ausgewählt werden. Eine davon ist, ob es ein aktiver oder passiver ETF ist. Während passive ETFs einem Index folgen und eine breite Marktabdeckung bieten, werden aktive ETFs von Fondsmanagen verwaltet, die durch eine gezielte Auswahl von Wertpapieren versuchen, die Marktperformance zu übertreffen. Aktive ETFs sind risikoreicher, bieten demnach aber auch Chancen auf überdurchschnittliche Renditen.

Bei der sogenannten Wachstumsstrategie spielt das Wachstumspotenzial, wie der Name schon sagt, eine Rolle. Diese «Growth-ETFs» fokussieren sich auf Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial, also beispielsweise Nvidia oder Novo Nordisk, was automatisch aber ein höheres Risiko impliziert. Hingegen wird bei «Value-ETFs» in unterbewertete Unternehmen investiert, die eine stabile Grundlage bieten. Sie sind also tendenziell weniger anfällig für kurzfristige Marktschwankungen. 

Eine weitere Möglichkeit sind Dividenden-ETFs. Hier wird in Unternehmen investiert, die regelmässig Dividenden zahlen und somit eine zusätzliche Einkommensquelle bieten, während sie gleichzeitig die Stabilität des Portfolios erhöhen. Für Anleger, denen diese Auswahl nach wie vor zu riskant ist, gibt es auch spezifische Low-Volatility- oder Risk-weighted-ETFs. 

2. Die Branche

Nebst Strategien kann auch die Branche der Unternehmen in einem ETF entscheidend sein. Oftmals erleben defensive Sektoren in unsicheren Zeiten einen Zuwachs am Kapitalmarkt. Dazu gehören beispielsweise das Gesundheitswesen, Basiskonsumgüter oder Telekommunikation.

So präsentierten sich Nestlé oder Swisscom nach Trumps Zollankündigungen stabiler als andere Schweizer Aktien. «Defensive Unternehmen» sind tendenziell robuster gegenüber konjunkturellen Einflüssen und zeichnen sich durch solide Geschäftsmodelle aus. Der MSCI World Health Care-Index ist ein klassisches Beispiel eines solchen Fonds, er beinhaltet unter anderem Top-Positionen wie Johnson & Johnson, Novartis, Pfizer und Roche

Es wird jedoch gewarnt, dass bei Branchen-ETFs die jährlichen Gebühren in der Regel etwas höher ausfallen als für andere ETFs. Die sogenannte Gesamtkostenquote (TER) kann zwischen 0,05 Prozent und 2,5 Prozent liegen. Für Themen- und Branchen-ETFs gelten TER unter 0,6 Prozent als «fair».

3. Die Anlageklasse

Es gibt nicht nur ETFs, die in Aktien investieren, sondern solche für Immobilien, Obligationen, Währungen, Rohstoffe oder Edelmetalle. Letzterer ist immer ein beliebter «sicherer Hafen», insbesondere Investitionen in Gold sind dies. Das gelbe Metall erklimmt derzeit Höchststand um Höchststand und notiert aktuell über 3300 Dollar. Die andauernden Konjunktursorgen sowie der schwelende Zollkonflikt sprechen dafür, dass die Nachfrage nach dem «Sicherheits-Investment» anhalten dürfte. So sehen Goldman-Sachs-Analysten den Goldpreis bis Ende dieses Jahres auf 3'700 Dollar steigen, bis Mitte 2026 sollen es 4'000 Dollar sein.  Aktuell stehen 14 ETFs zum Investieren in Gold zur Verfügung.

Ebenfalls beliebt bei risikoaffinen Anleger sind Anleihen-ETFs. Diese bündeln Schuldverschreibungen von unterschiedlichen Schuldnern zu einem Anleihen-Korb. Deren Kurse schwanken nicht so stark wie Aktienkurse, wobei langfristig auch weniger Rendite erzielt werden kann als mit Aktien. Da die Anleihe-Komponente als stabilisierender Sicherheitsanker dienen soll, sind primär Staats- und Unternehmensanleihen mit hoher Kreditwürdigkeit (mindestens «BBB»-Rating) sinnvoll – sie helfen, das Verlustrisiko zu begrenzen.

4. Die Geografie

Auch bei ETFs können geografische Schwerpunkte gewählt werden. Viele Anleger ziehen sich derzeit aus dem amerikanischen Markt zurück, und Fondsmanagern munkeln, dass noch weitere hohe Beträge aus den USA abgezogen werden. Die Schweizer Wirtschaft gilt grundsätzlich als robust. Daher ist der «iShares Swiss Dividend ETF» (+ 4,72 Prozent seit Januar), der dividendenstarke Schweizer Unternehmen umfasst, ein Beispiel. Ähnliche ETFs gibt es auch für den S&P 500 oder andere Aktienmärkte.

Wenn man als Anleger also stark an ein bestimmtes Land glaubt, kann darin investiert werden. Diese Strategie bietet in unsicheren Zeiten dennoch ein gewisses Risiko, da die Performance stark von der politischen und wirtschaftlichen Lage des jeweiligen Landes abhängt. 

In turbulenten Zeiten kann es daher sicherer sein, auf ein global diversifiziertes Portfolio zu setzen, das Schwankungen in einzelnen Regionen ausgleicht. So bietet der «MSCI World» beispielsweise eine breite Diversifikation über verschiedene Länder und Regionen hinweg. Er beinhaltet 1400 grosse und mittelgrosse Aktienunternehmen aus über 23 Industrieländern und deckt somit ungefähr 85 Prozent der westlichen Börsenmärkte ab. Im vergangenen Jahr konnte der ETF beinahe 30 Prozent zulegen.

Dauerhafte Bewirtschaftung

Niemand kann eine erfolgreiche Entwicklung des gewählten ETFs garantieren. Dennoch hilft ein ETF im Gegensatz zu Einzelaktien dabei, das Risiko zu reduzieren und durch eine entsprechende Wahl zu minimieren.

Zur Sicherheit kann die auf diversen Plattformen angezeigte Volatilität auf ein Jahr bezogen bei der Entscheidung helfen. Sie beschreibt, wie stark der Kurs des ETFs in den letzten 12 Monaten geschwankt hat. Je höher die Volatilität, desto grösser die Kursschwankungen und somit das Risiko. 0 bis 10 Prozent sind niedrig, 10 bis 15 Prozent gelten als mittel, ab 15 bis 25 Prozent besteht eine hohe Volatilität. 

Eine breite Diversifikation im Portfolio ist in Zeiten der Unsicherheit schlussendlich das A und O. Die Streuung über verschiedene Anlageklassen, Branchen und Regionen hinweg verhindert ein Klumpenrisiko.

Entscheidend ist auch das Rebalancing des gesamten Portfolios. Selbst wenn ETFs oft als passive, langfristige Geldanlage verstanden werden, empfiehlt es sich, das eigene Depot nicht komplett «sich selbst überlassen». Das Portfolio kann hin und wieder durch aktive Verkäufe, Umschichtungen oder gezielte Neuinvestitionen ins Gleichgewicht gebracht werden.

Aisha Gutknecht arbeitet seit Juli 2024 als Redaktorin für cash.ch.
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