Unter den wertvollsten Unternehmen der Welt ist ein deutscher Konzern so weit vorne wie seit 16 Jahren nicht mehr. Mit einem Börsenwert von knapp 285 Milliarden Dollar lag der Walldorfer Softwarekonzern SAP Ende des Jahres 2024 auf Platz 32, wie aus einer am Freitag veröffentlichten Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Unternehmensberatungsfirma EY hervorgeht.

So weit oben stand aus Deutschland zuletzt der Autobauer Volkswagen, der Ende 2008 Platz 26 erreicht hatte. Seit damals hat sich viel geändert. Dominiert werden die Börsen weltweit mehr denn je von den US-Technologieriesen, denen der Vormarsch der Künstlichen Intelligenz (KI) in die Karten spielt.

Sieben der zehn Top-Börsenwerte fallen in diese Kategorie, allen voran Apple mit einer Marktkapitalisierung von 3,79 Billionen Dollar. Der iPhone-Entwickler ist damit beinahe doppelt so viel wert wie die 40 Unternehmen im deutschen Leitindex Dax zusammen (1,9 Billionen). Auf Platz zwei folgt der Chipentwickler Nvidia (3,29 Billionen), der sich vor Microsoft (3,13 Billionen) geschoben hat. Binnen zwei Jahren hat sich der Börsenwert von Nvidia mehr als verneunfacht. Im Schnitt legten die Kurse der «Top 100» 2024 um 25 Prozent zu, ihr Wert summiert sich auf 44,9 Billionen Dollar. Die Technologiewerte darunter gewannen 40 Prozent, so viel wie keine andere Branche.

Das wertvollste europäische Unternehmen ist erst auf Platz 24 der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk, der mit seiner Abnehmpille «Wegovy» Furore gemacht hat. Unter den Top 10 sind neun US-Unternehmen. Unter den Top 100 sind es 62, nur 18 kommen aus Europa. «Bis auf ganz wenige Ausnahmen spielt Europa beim Thema KI und generell im Digitalsektor eine untergeordnete Rolle», sagt EY-Deutschland-Chef Henrik Ahlers. «Und angesichts der rasanten Entwicklung besteht die grosse Gefahr, dass wir zunehmend den Anschluss verlieren.»

Deutsche Autoindustrie fällt weit zurück

Die deutschen Autobauer rangieren nur unter ferner liefen. Im vergangenen Jahr fielen VW, BMW, Mercedes und Porsche sogar aus den «Top 300» heraus. Sie kamen zum Börsenschluss am Montag zusammen auf einen Börsenwert von 206 Milliarden Dollar, deutlich weniger als SAP allein. Der US-Elektroautoriese Tesla wird mit 1,30 Billionen Dollar an der Börse sechsmal so hoch bewertet wie alle deutschen Autobauer zusammen. «In Deutschland dominieren noch die traditionellen Industriebranchen, die sich mitten in einer tiefgreifenden Transformation befinden und die mit einer weltweit schwachen Nachfrage kämpfen», sagt Ahlers.

Auch die deutsche Chemieindustrie ist nicht mehr unter den weltweit 300 schwersten Börsenwerten vertreten. Nur noch fünf deutsche Unternehmen finden sich darunter, vor einem Jahr waren es noch elf. Siemens erreicht nun mit 153 Milliarden Dollar Platz 94, die Deutsche Telekom hat sich mit 146 Milliarden Dollar gerade wieder in die «Top 100» zurückgekämpft, dahinter folgen die Versicherungsriesen Allianz (Platz 134) und Münchener Rück (Rang 286).

Als wertvollstes Unternehmen der Schweiz ist der Pharmakonzern Roche (226 Milliarden Dollar, Platz 46) an Nestle (Platz 51) vorbeigezogen. Der Nahrungsmittel-Riese - vor einem Jahr noch die Nummer 26 - hat 2024 fast ein Drittel seines Börsenwertes eingebüsst. Auch für Novartis ging es abwärts, von Rang 53 auf 66.

(Reuters)