Die von AWP befragten Analysten erwarten bei Sandoz für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Nettoumsatz von 9,50 Milliarden Franken, wovon 7,37 Milliarden Franken auf Generika und 2,13 Milliarden Franken auf Biosimilars entfallen sollten. Der Kern-EBITDA wird mit 1,78 Milliarden Franken veranschlagt bei einer Marge von 18,6 Prozent. 

Es werden hierbei die ersten Jahreszahlen als eigenständiges Unternehmen sein. Da Sandoz für die ersten neun Monate nur Umsatzzahlen präsentiert hatte, stochern die Experten bei der Gewinnentwicklung etwas im Nebel. Im Schnitt orientieren sie sich bei ihren Schätzungen aber an dem, was Sandoz selbst in Aussicht gestellt hatte. So dürfte der Kern EBITDA sowie die dazugehörige Marge 2023 sinken. Als Gründe für den Rückgang hatte Sandoz bei früheren Gelegenheiten die Teuerung und Investitionen sowie Kosten für den Aufbau als eigenständiges Unternehmen angeführt.

Der Umsatz dürfte dagegen gewachsen sein. Dabei trauen Analysten einmal mehr der kleineren Biosimilar-Sparte ein stärkeres Wachstum als dem Generika- Geschäft zu. Biosimilar gelten als margenstärker, weswegen das Geschäft auch verstärkt ausgebaut werden soll. Aussagen hierzu und was die Erwartungen für 2024 sind, dürften daher genau beäugt werden.

Vor allem aber werden Investoren und Analysten auf den Ausblick schauen. Immerhin hat sich die Gruppe sehr klare Mittelfristziele gesetzt.

Bestätigte Guidance mit Dividende

Ende Oktober, als Sandoz erstmals als eigenständiges Unternehmen Umsatzzahlen für die ersten neun Monate präsentiert hatte, bestätigte das Management die bisherige Guidance für 2023. Demnach soll der Nettoumsatz im mittleren einstelligen Bereich wachsen. Die sogenannte Kern-EBITDA-Marge wird mit 18 bis 19 Prozent allerdings tiefer ausfallen als die 21,2 Prozent in 2022. Sandoz erklärte das zu früheren Gelegenheiten mit der Teuerung und Investitionen in den Aufbau von Sandoz als eigenständiges Unternehmen. 

Die Aktionäre von Sandoz sollen für 2023 nach Angaben des Unternehmens eine Dividende von 20 bis 30 Prozent des Kern-Reingewinns erhalten, hiess es weiter.

Mittelfristig (2024 bis 2028) strebt der Konzern ein Nettoumsatzwachstum im mittleren einstelligen Bereich an. Die wachsende Produktpipeline etwa werde in den nächsten fünf Jahren zusätzliche 3 Milliarden Dollar zum potenziellen Nettoumsatz beitragen.

Dabei verlagere sich der Mix zunehmend auf hochwertige Biosimilars und komplexe Generika, was sich in der Profitabilität niederschlägt, kündigte die Gruppe im Sommer beim Investorentag an. So soll laut Sandoz die Kern-EBITDA-Marge in der mittleren Frist auf 24 bis 26 Prozent steigen.

Zu den wichtigen Ereignissen in den vergangenen Monaten gehört ohne Frage die Eröffnung zweier neuer Werke. So hat Sandoz eine neue Anlage im österreichischen Kundl und ein neues Entwicklungszentrum für Biosimilars in Holzkirchen eröffnet. In der Anlage in Kundl soll Penicillin hergestellt werden. Mit dem Werk verfügt Sandoz über das einzige verbleibende grosse Produktionsnetzwerk für Penicilline in Europa.

Zudem hat die Generika-Spezialistin mit zahlreichen Biosimilar-Zulassungen und einem Zukauf für einen steten Nachrichtenfluss gesorgt. Vom US-Biotechunternehmen Coherus haben die Basler das Augenmittel Cimerli gekauft - die Transaktion ging sogar schneller über die Bühne als gedacht.

Für den altgedienten Blockbuster Avastin von Roche wird Sandoz in den USA ein Biosimilar auf den Markt bringen. Der chinesische Lizenzpartner Bio-Thera Solutions hat von der US-Gesundheitsbehörde die Zulassung für sein entsprechendes Nachahmerpräparat Avzivi (Bevacizumab) erhalten.

Für das Osteoporose-Biosimilar Jubbonti hat Sandoz sowohl in Kanada als auch den USA in allen Indikationen des Referenzmittels Prolia die Zulassung erhalten.

Das Biosimilar Tyruko ist seit einigen Wochen derweil in Deutschland erhältlich, womit der Startschuss für weitere Märkte abgegeben ist. Das Nachahmerprodukt des Biogen-Originalpräparates Tysabri wird zur Behandlung von Patienten mit schubförmiger remittierender Multipler Sklerose (RRMS)
eingesetzt.

Überraschender Abgang des Finanzchefs

Etwas überraschend kam zuletzt die Nachricht, dass Finanzchef Colin Bond bereits Ende Juni in den Ruhestand gehen wird. Remco Steenbergen soll ihn dann ersetzen.

Seit Jahresbeginn haben sich Sandoz-Aktien um rund 3 Prozent verteuert. Sie liegen damit in etwa im Gleichschritt mit dem Gesamtmarkt (SPI). Zur Erinnerung: Im Rahmen des Spin-Offs von Novartis waren die Papiere Anfang Oktober 2023 zu etwa 24 Franken gestartet.

(AWP)