Putin sei unversehrt, er habe sich zum Zeitpunkt des Angriffs in der Nacht zu Mittwoch nicht im Kreml aufgehalten, teilte das Präsidialamt mit. "Wir werten dies als einen geplanten Terrorangriff und als Anschlag auf den Präsidenten unmittelbar vor der Siegesparade am 9. Mai." Die russische Seite behalte sich das Recht vor, darauf mit Vergeltungsmassnahmen zu reagieren, wo und wann sie dies für richtig halte. Die Ukraine wies den Vorwurf zurück und äusserten die Vermutung, dass es sich um russische Taktik handele. US-Aussenminister Antony Blinken sagte, der Bericht könne nicht bestätigt werden.

"Zwei unbemannte Fluggeräte waren auf den Kreml gerichtet", erklärte das russische Präsidialamt. "Durch rechtzeitige Massnahmen des Militärs und der Spezialdienste unter Verwendung von Radar-Kampfsystemen wurden die Geräte ausser Betrieb gesetzt." Trümmer der Drohnen seien auf das Kreml-Gelände gestürzt. Es habe keine Opfer gegeben, es sei auch kein Schaden an Gebäuden entstanden.

In dem Telegram-Kanal Basa, der in Verbindung mit den russischen Strafverfolgungsbehörden steht, wurde ein Video des mutmasslichen Angriffs veröffentlicht. Gezeigt wurde ein Flugobjekt, das auf die Kuppel eines Kreml-Gebäudes zufliegt und kurz vor dem zu erwartenden Einschlag explodiert. In einem anderen in den sozialen Medien verbreiteten Video waren blasse Rauchwolken über dem Kreml zu sehen. Die Echtheit der Videos liess sich zunächst nicht bestätigen.

Putin am Mittwoch in Residenz ausserhalb Moskaus

Putin ging seinen Amtsgeschäften der staatlichen Nachrichtenagentur RIA zufolge am Mittwoch in seiner Residenz Nowo Ogarjowo ausserhalb von Moskau nach. Das Präsidialamt teilte zudem mit, die Militärparade am 9. Mai in Moskau, zu der auch ausländische Gäste erwartet werden, werde wie geplant abgehalten. An diesem Tag wird traditionell der Sieg der Roten Armee über Nazi-Deutschland gefeiert.

Die Ukraine habe mit dem angeblichen Vorfall in der Nacht zu Mittwoch nichts zu tun, sagte Mychailo Podoljak, der Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Der Ukraine würde ein solches Vorgehen nichts auf dem Schlachtfeld nützen und nur Russland dazu provozieren, "radikalere Massnahmen" zu ergreifen. Die Stellungnahme Russlands könne darauf hinweisen, dass es sich auf einen grossen "terroristischen" Angriff auf die Ukraine in den kommenden Tagen vorbereite, so Podoljak.

US-Aussenminister Blinken sagte mit Blick auf die Authentizität der Informationen aus Russland, alles was aus dem Kreml komme, sei mit grosser Vorsicht zu geniessen. Auf die Frage, ob die USA die Ukraine kritisieren würden, wenn das Land sich für Gegenangriffe auf russischem Territorium entschiede, antwortete Blinken, die Entscheidungen über die Verteidigung des Landes lägen allein bei der Ukraine. Ein US-Beamter, der namentlich nicht genannt werden wollte, erklärte, die Information aus Moskau würden noch überprüft. "Wenn da etwas war, dann gab es keine Vorwarnung."

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine vor mehr als 14 Monaten hat es keine ähnlich scharfen Vorwürfe Russlands gegen die Ukraine gegeben. In Russland wurden umgehend Forderungen nach rascher Vergeltung laut. Der einflussreiche Präsident des russischen Unterhauses, Wjatscheslaw Wolodin, verlangte den Einsatz von "Waffen, die das Kiewer Terrorregime stoppen und zerstören können". Margarita Simonjan, Leiterin des staatlichen Fernsehsenders RT, schrieb auf Telegram: "Vielleicht geht es jetzt wirklich los?"

(Reuters)