«Wenn sich die Inflation verlangsamt, werden wir eine schrittweise Senkung des Leitzinses in Betracht ziehen - vorausgesetzt, dass es keine zusätzlichen externen Schocks gibt», sagte Notenbankchefin Elwira Nabiullina am Dienstag bei einer Anhörung vor dem russischen Parlament. «Die Senkung wird im nächsten Jahr beginnen.»

Wegen der stark steigenden Preise haben die Währungshüter ihren Leitzins in diesem Jahr in mehreren Schritten auf 21 Prozent heraufgesetzt - den höchsten Wert seit mehr als 20 Jahren. Aktuell liegt die Teuerungsrate bei 8,5 Prozent. Die Zentralbank strebt einen Wert von 4,0 bis 4,5 Prozent an.

Die Zentralbank prognostiziert für das kommende Jahr einen durchschnittlichen Zinssatz von 17 bis 20 Prozent. Sie sieht sich zunehmender Kritik von Managern wegen der hohen Zinssätze ausgesetzt. Kritiker argumentieren, damit werde die Wirtschaft in einer Zeit der Konfrontation mit dem Westen behindert.

Nabiullina sagte, dass trotz der hohen Zinsen die Investitionen in allen Wirtschaftssektoren hoch blieben, da die Unternehmen ihre Gewinne reinvestierten. Auch die Kreditvergabe an Firmen sei gut, während sich die an Verbraucher verlangsamt habe. Die Zentralbankchefin erwartet, dass die Inflationsrate in den kommenden Monaten zurückgehen dürfte. Das belege, dass die straffe Geldpolitik wirke. «Wir sind jetzt an einem Wendepunkt angelangt», sagte Nabiullina.

Hohe Zinsen machen Kredite für Investitionen teurer. Dadurch kann die Nachfrage gedämpft werden, wodurch wiederum die Teuerung eingegrenzt werden kann. Allerdings leidet darunter die Konjunktur. Präsident Wladimir Putin hat die Industrie wegen des seit mehr als zweieinhalb Jahren währenden Angriffs auf die Ukraine faktisch auf Kriegswirtschaft umgestellt, was auch das Preisgefüge verändert.

(Reuters)