Es ist die Nachricht des Tages – soweit sich das so früh am Mittwochmorgen bereits sagen lässt: Sergio Ermotti kehrt als Firmenchef zu seiner früheren Arbeitgeberin UBS zurück. Ermotti hatte den Chefsessel zwischen November 2011 und Oktober 2020 inne und führte die grösste Schweizer Bank nach der Finanzkrise wieder auf Kurs.

Ermotti «der richtige Mann» für den Job

Die ersten Reaktionen auf die Rückkehr Ermottis fallen mehrheitlich positiv aus. Ermotti sei nach der Zwangsheirat von UBS und Credit Suisse der richtige Mann am richtigen Ort, wenn es darum gehe, die beiden Grossbanken zusammenzuführen und bei der Credit Suisse "auszumisten". Ausserdem geniesse Ermotti von seiner früheren UBS-Zeit her auch heute noch internationales Ansehen, wie es heisst.

Während die Rochade an der UBS-Spitze nicht eben wenige Börsenbeobachter überrascht, gibt es auch einige, welche durchaus mit einem solchen Schritt gerechnet hatten. Hamers sei zwar ein Digital-Aficionado und durchaus in der Lage gewesen, die UBS in diesem Zusammenhang in die digitale Ära zu führen. Ein Turnaround-Manager sei Hamers allerdings nicht. Ausserdem sei Ermotti angeblich als Firmenchef im Gespräch gewesen, wäre die Credit Suisse verstaatlicht worden.

Für die Zürcher Kantonalbank (ZKB) setzt die UBS mit dem Führungswechsel ein klares Zeichen, dass ihr Fokus auf der erfolgreichen Integration der Credit Suisse liegt. Ihres Erachtens holt die Grossbank mit Ermotti einen ausgewiesenen Kenner der Bank und einen effektiven Vollstrecker für die erfolgreiche Fusion der beiden Banken an Bord. Die ZKB preist die UBS-Aktie deshalb wie bis anhin mit "Übergewichten" zum Kauf an.

Die Bank Vontobel heisst Ermotti "willkommen zurück". Durch die Credit-Suisse-Übernahme hätten sich die Prioritäten aus Sicht der UBS grundlegend geändert, stünde die Integration der Credit Suisse nun doch an erster Stelle. Die Züricher Bank begrüsst die Verpflichtung Ermottis und verweist auf die erfolgreiche Transformation der UBS nach der Finanzkrise unter ihm. Vontobel stuft die Aktie mit "Buy" und einem Kursziel von 19,50 Franken ein.

Aus der Sicht von Goldman Sachs fällt mit der Rückkehr Ermottis ein wichtiger Unsicherheitsfaktor weg, war in Börsenkreisen vergangene Woche doch intensivst über die künftige UBS-Führung debattiert worden. Die US-Investmentbank hält vorerst am "Buy" lautenden Anlageurteil sowie am 12-Monats-Kursziel von 35,60 Franken fest. Darin wird die Credit-Suisse-Übernahme jedoch noch nicht berücksichtigt.

Bei der Bank Julius Bär verweist man hingegen auf den beeindruckenden Leistungsausweis Ermottis. Ausserdem kenne er die UBS wie kaum ein anderer. Die Zürcher Bank hatte die Aktie kurz nach Bekanntwerden der Credit-Suisse-Übernahme von "Buy" auf "Hold" heruntergestuft und veranschlagt seither nur noch ein Kursziel von 17 Franken.

Anfangseuphorie der Börse rund um die Grosshochzeit ist verflogen

Nur vereinzelt mischen sich aber auch kritische Stimmen unter die Kommentare. Es wird etwa befürchtet, dass der Wechsel an der Spitze der Grossbank die Unsicherheit eher noch verstärkt und die Herkules-Aufgabe, die Credit Suisse zu integrieren, zusätzlich verkompliziere und destabilisierend wirke.

Dennoch gewinnen die Aktien von UBS und Credit Suisse im Nachmittagshandel an Fahrt. Zur Stunde gewinnen beide gut 4 Prozent.

Nach einem frühen Rücksetzer bei der UBS-Aktie auf unter 15 Franken am ersten Handelstag nach dem Bekanntwerden der Credit-Suisse-Übernahme durch die UBS zog ihr Kurs im Tagesverlauf kräftig an. In den darauffolgenden Tagen wurden in der Spitze dann sogar etwas mehr als 20 Franken bezahlt. Mittlerweile ist diese anfängliche Euphorie verflogen. Vielmehr sehen die vielen Herausforderungen für die UBS und ihre Lenker im Vordergrund, wie der zuletzt wieder deutlich tiefere Aktienkurs eindrücklich belegt.