Die Credit Suisse nominiert António Horta-Osório zum Nachfolger des langjährigen Verwaltungsratspräsidenten Urs Rohner. Horta-Osório stösst von der britischen Lloyds Banking Group zur Schweizer Grossbank, wo er während fast zehn Jahren als Firmenchef tätig war.
Dass die Wahl auf den gebürtigen Portugiesen fällt, kommt für hiesige Beobachter nicht überraschend. Sie verweisen darauf, dass Horta-Osório bereits im Juli seinen Rücktritt bei der britischen Retailbank für kommenden Sommer angekündigt hatte.
Wie es weiter heisst, machte die Lloyds Banking Group in den letzten Jahren mit einer grosszügigen Dividendenpolitik sowie einem milliardenschweren Aktienrückkaufprogramm von sich reden. Deshalb gingen von der Nominierung Horta-Osórios aus Aktionärssicht durchaus Dividendenfantasien aus.
Analysten begrüssen Horta-Osórios
Überschattet werden die Neuigkeiten allerdings von einem negativen Gerichtsentscheid in New York im Streit um verbriefte Hypotheken. Der Credit Suisse drohen eigenen Angaben zufolge Entschädigungszahlungen von bis zu 680 Millionen Dollar. Für diesen Fall wurden bisweilen bloss 300 Millionen Dollar zurückgestellt. Darüber, wie sich das Urteil auf die Gewinnentwicklung im Schlussquartal auswirken wird, will die Grossbank später informieren.
Einem Kommentar aus dem Hause Vontobel ist zu entnehmen, dass António Horta-Osório über einen guten Ruf verfügt. Die Zürcher Bank findet zudem gewisse Gemeinsamkeiten zwischen dem Hintergrund des künftigen Verwaltungsratspräsidenten der Credit Suisse und dem neuen UBS-Chef Ralph Hamers. Beide stammen nämlich aus dem Retail- und Firmenkundengeschäft. Vontobel stuft die CS-Aktie weiterhin mit "Hold" und einem Kursziel von 9,60 Franken ein.
Für die Zürcher Kantonalbank kommt die Wahl Horta-Osórios überraschend. Ihres Erachtens dürften einige Investoren enttäuscht sein, dass nicht der frühere SNB-Präsident Philipp Hildebrand das Rennen machte. Auf den künftigen Verwaltungsratspräsidenten komme eine grosse Herausforderung zu. Er müsse prioritär das angeschlagene Investorenvertrauen zurückgewinnen und das Investment Banking stutzen, so die Zürcher Bank weiter. Zumindest an letzteren Schritt glaubt sie jedoch nicht. Das Anlageurteil lautet deshalb wie bis anhin "Marktgewichten".
Schlusslicht unter den Schweizer Grossbankaktien
Bei Julius Bär stösst man sich daran, dass die Credit Suisse die Rückstellungen für den Rechtsfall in New York um fast 400 Millionen Dollar erhöhen muss. Einmal mehr warte die Grossbank mit durchwachsenen Neuigkeiten auf. Julius Bär stuft die Aktie mit "Hold" und einem Kursziel von 10,20 Franken ein.
Auch die Anleger scheinen den drohenden Rechtskosten ein höheres Gewicht als der Nominierung des Lloyds-Chefs einzuräumen. Nur so lässt sich erklären, weshalb die CS-Aktie zwar Boden gutmacht, zur Stunde aber dennoch bloss um 0,2 Prozent höher bei 11,50 Franken gehandelt wird.
Mit einem Minus von fast 13 Prozent schneidet die Aktie der Nummer zwei in der Schweiz schlechter ab als jene der beiden Gegenspieler UBS und Julius Bär (beide + 5 Prozent).