Der Schweizer Pharma- und Diagnostikkonzern Roche verhandelt mit der US-Regierung über eine Ausnahme von möglichen neuen Zöllen. Das Basler Unternehmen argumentiert, dass es in gleichem Mass in den USA produziere, wie es in das Land importiere und damit von Strafzöllen verschont bleiben sollte.

«Solange wir in den USA genauso viel herstellen wie wir einführen, sollten wir von Zöllen nicht betroffen sein – das ist die Diskussion, die wir mit der US-Regierung führen», sagte CEO Thomas Schinecker am Donnerstag anlässlich der Quartalsbilanz. «Unsere Präsenz in den USA ist beachtlich.» Der Austausch mit der Regierung erfolgt Schinecker zufolge entweder direkt über Roche als auch über den Industrieverband in den Vereinigten Staaten sowie mit allen Ebenen der US-Regierung.

Um das Risiko durch Einfuhrzölle zu mindern, habe der Konzern bereits vorgesorgt, unter anderem durch Produktionsverlagerungen und Lageraufbau. «Nur vier Medikamente machen 92 Prozent unseres potenziellen Zollrisikos aus», sagte Schinecker, ohne deren Namen zu nennen. Drei davon würden bereits in den USA produziert, beim vierten habe der Technologietransfer schon vor Wochen begonnen. «Wir gehören zu den Unternehmen, die in der heutigen Welt gut aufgestellt sind, wenn es um eine Ausweitung der Produktion in den USA geht. Wir sind entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Pharma- und Diagnostikbranche in den USA vertreten.»

Kein Rückbau in Europa oder in Asien geplant

Erst am Dienstag hatte Roche Investitionen von 50 Milliarden Dollar in den USA angekündigt, mit denen der Konzern seine Präsenz in dem Land deutlich ausbauen und sich gegen drohende Zölle wappnen will. «Das sind alles neue Investitionen, und diese Investitionen basieren auf neuen Produkten», betonte Schinecker. Das Unternehmen erhöhe aber weder sein Gesamtbudget für Investitionen noch für Forschung und Entwicklung.

Trotz der US-Expansion wolle Roche seine Produktionskapazitäten in Europa oder Asien nicht verringern. «Unser Plan ist nicht, die Produktion in anderen Teilen der Welt zurückzufahren», sagte Schinecker. «Wir brauchen diese Kapazitäten.» So baue Roche gegenwärtig etwa seine Produktion in China aus, aber auch in der Schweiz und in Deutschland.

In das laufende Jahr startete Roche mit einem kräftigen Umsatzplus und bekräftigte seine Ziele. 2025 soll der Umsatz zu konstanten Wechselkursen unverändert im mittleren einstelligen Prozentbereich wachsen, der Kerngewinn pro Aktie im hohen einstelligen Bereich. Im ersten Quartal kletterte der Umsatz um sieben Prozent auf 15,44 Milliarden Franken, währungsbereinigt lag das Plus bei sechs Prozent. Roche profitierte vor allem von starker Nachfrage nach neuen Medikamenten und Diagnostiklösungen.

Im Pharmageschäft trugen die fünf wichtigsten Wachstumstreiber – allen voran das Augenmittel Vabysmo – insgesamt 3,6 Milliarden Franken zum Umsatz im ersten Jahresviertel bei. Damit konnte Roche den Rückgang bei älteren Medikamenten sowie geringere Verkäufe der Krebsimmuntherapie Tecentriq mehr als wettmachen. In der Diagnostiksparte lag der Umsatz dagegen auf Vorjahresniveau. Dort bekam Roche im China-Geschäft Gegenwind durch die jüngsten Gesundheitsreformen zu spüren. In den USA hingegen zogen die Verkäufe deutlich an um sechs Prozent.

(Reuters)