Der Basler Pharmakonzern setzt dabei jedoch auf einen anderen Wirkmechanismus als die Konkurrenz, sagte CEO Thomas Schinecker am Donnerstag im Interview mit AWP Video.

Dafür hat sich Roche den Erwerb des kalifornischen Forschungsunternehmens Carmot bekanntlich rund 3 Milliarden kosten lassen. Die amerikanische Eli Lilly und die dänische Novo Nordisk waren zuvor die einzigen beiden Pharmakonzerne, die die Eigenschaften besonderer Verdauungshormone, genannt Inkretine, nachbilden und in marktfähige Medikamente zur Behandlung von Übergewicht verwandeln konnten.

Hier will bald auch der Basler Konzern Roche mit einem Mittel von Carmot auf den Plan treten. Hinter der Bezeichnung «CT-388» verbirgt sich im Portefeuille von Carmot ein Molekül, das nach Einschätzung von Roche ein «Best-in-Class-Profil» aufweist. CT-388 habe bei Patienten mit und ohne Altersdiabetes substanzielle Gewichtseinbussen gezeigt, doch das Molekül steht erst am Beginn der zweiten klinischen Entwicklungsphase. Bis daraus ein marktfähiges Medikament entsteht, wird noch einige Zeit vergehen.

Ausserdem will CEO Schinecker nicht nur mit dem Medikament selbst, sondern auch in der Kombination mit anderen Heilmitteln Geld verdienen. Und hier habe Roche bereits einiges im Portfolio, so der Firmenlenker.

Denn die Menschen verlören dank der neuen Medikamente derzeit nicht nur Fett, sondern auch Muskelmasse. «Diese Muskelmasse, die muss man wieder aufbauen, sonst gibt es beim Abnehmen einen Jo-Jo-Effekt und die Pfunde kommen gleich wieder zurück», betonte Schinecker. Hier wolle Roche daher ebenfalls ansetzen.

Lokalkonkurrent Novartis ist ebenfalls interessiert an einem Einstieg in den Markt für Abnehmmedikamente. Ein möglicher Zukauf bedinge allerdings einen neuen Ansatz zur Behandlung von Fettleibigkeit.

«Die Nummer fünf oder sechs in einer Sache zu sein, ist normalerweise nicht hilfreich», sagte Novartis-Finanzchef Harry Kirsch am Mittwoch. «Wenn wir jedoch etwas finden würden, das das, was derzeit oder kurzfristig auf dem Markt ist, überholen würde, dann auf jeden Fall.»

(AWP/Reuters)