Die 50-Milliarden-Dollar-Investitionspläne in den USA von Roche haben die Schweizer Börse am Dienstagmorgen vorbörslich (plus 1 Prozent) noch positiv aufgenommen. Doch knapp zwei Stunden nach Handelsbeginn verliert die Aktie des Basler Pharmariesen bereits 1,17 Prozent und kostet 252,50 Franken. Auch der SMI büsst im gleichen Zeitraum 1,08 Prozent ein bei 11'500,89 Punkten. Seit Jahresbeginn notieren die Roche-Titel unverändert. Auf 52 Wochen steht ein Plus von 13,2 Prozent. 

Gemäss dem zuständigen Analyst bei Vontobel sei irrelevant, ob diese neu angekündigten US-Investitionen bereits vor Antritt der neuen Regierung geplant waren oder nicht. Mit diesem Schritt sollen der Schweizer Pharmaindustrie keine weiteren Zölle auferlegt werden, die die globalen Lieferketten der Branche für Produktion und Vertrieb von Medikamenten ernsthaft gefährden könnten, schreibt der zuständige Analyst Stefan Schneider im täglichen Marktbericht von Vontobel. Demnach belässt die Bank ihre Einstufung bei «Buy» mit einem Kursziel von 320 Franken pro Titel. 

Auch die 28 von Bloomberg befragten Analysten änderten ihre Einschätzungen nach der Ankündigung nicht: 16 empfehlen die Titel zum «Kaufen», acht zum «Halten» und vier zum «Verkaufen». Das durchschnittliche Kursziel für zwölf Monate liegt ei 316 Franken. 

Roche übertrumpft Novartis

Mit der Ankündigung sein US-Geschäft in den nächsten fünf Jahren bis zu 50 Milliarden Dollar auszubauen, übertrumpft der Konzern die Investitionspläne seiner Rivalin Novartis. Novartis hat vor knapp zwei Wochen angekündigt ebenfalls in den nächsten fünf Jahren insgesamt 23 Milliarden Dollar in Übersee zu investieren. 

Roche will in den USA in Forschung und Entwicklung investieren.

Wie aus dem Communiqué von Roche vom Dienstag hervorgeht, soll das Geld sowohl in bereits existierende Standorte als auch neue Produktionsstätten investiert werden. Mit dem Ausbau würden bis zu 12'000 neue Stellen geschaffen - etwa 1000 alleine bei dem Pharmakonzern und weitere 11'000 zur Unterstützung der neuen US-Produktionskapazitäten.

Die Mittel fliessen dabei in die US-Produktions- und Vertriebskapazitäten für beide Sparten, Pharma und Diagnostik. In Pennsylvania sei eine hochmoderne Produktionsanlage für Gentherapie geplant.

Mehr Export als Import im Visier

Zudem plant Roche ein neues Produktionszentrum mit einer Fläche von 900'000 Quadratmetern zur Unterstützung des wachsenden Portfolios von Medikamenten zur Gewichtsreduktion der nächsten Generation. Hierfür werde der Standort noch bekannt gegeben.

Darüber hinaus werde Roche in ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum in Massachusetts investieren, das Spitzenforschung im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) betreiben und als Drehscheibe für neue Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in den Bereichen Herz-Kreislauf, Nieren und Stoffwechsel dienen soll.

«Die heute angekündigten Investitionen unterstreichen unser langjähriges Engagement für Forschung, Entwicklung und Produktion in den USA», wird CEO Thomas Schinecker in der Mitteilung zitiert. Immerhin schaue der Konzern auf ein 110-jähriges Engagement in den Vereinigten Staaten zurück, das sowohl in der Pharma- als auch in der Biotechnologiebranche ein wichtiger Motor für Arbeitsplätze, Innovationen und die Schaffung von geistigem Eigentum in den USA war.

Sobald alle neuen und erweiterten Produktionskapazitäten in Betrieb genommen sind, werde Roche mehr Medikamente aus den USA exportieren als importieren.

(cash/AWP)