Preisnachlässe, eine geringere Nachfrage nach Elektroautos und eine Marge auf Fünf-Jahres-Tief: Angesichts der Flaute im Autogeschäft dürfte Tesla-Chef Elon Musk bei der Vorlage der Geschäftszahlen kommende Woche seine Ambitionen bei autonomen Fahren und Künstlicher Intelligenz in den Vordergrund stellen. «KI und Robotaxis sind eine derartig grosse Chance in den nächsten zwei, drei, fünf Jahren», sagte Paul Marino vom Finanzdienstleister GraniteShares, der Derivate auf Basis von Tesla-Aktien anbietet. «Wenn man langfristig an Tesla glaubt, nimmt man die Margen als eine Art Medizin hin.»

Von Visible Alpha befragte Analysten gehen davon aus, dass die Bruttomarge im zweiten Quartal auf 16,27 Prozent zurückgegangen ist, von 16,36 Prozent zu Jahresauftakt und mehr als 18 Prozent im Vorjahr. Dabei spielen vor allem die Preisnachlässe und Rabatte eine Rolle, mit denen Tesla auf die Nachfrageschwäche reagiert. Immerhin ist nun ein Ende der Flaute in Sicht: Schon im zweiten Quartal gingen die Fahrzeug-Auslieferungen nicht so stark zurück wie befürchtet. Für das Gesamtjahr erwarten Börsianer sogar ein leichtes Plus. «Ich denke, dass die Auslieferungen 2024 leicht zulegen und 2025 um 15 Prozent steigen», sagte Gene Munster, Partner beim Vermögensverwalter Deepwater. «Das Wichtigste ist, dass sie davon reden, dass die Verkäufe im September zu Wachstum zurückkehren.»

Bislang wenig Transparenz bei Autonomen Fahren

Doch zugleich rückt für Musk das Autogeschäft in den Hintergrund. Er sieht Wachstum vor allem bei Künstlicher Intelligenz und will Millionen Autos auf der Strasse zu autonom fahrenden Robotaxis machen. Doch wann es Neuigkeiten zu dem Projekt geben wird, ist unklar. Ursprünglich hatte Musk eine Ankündigung für den 8. August in Aussicht gestellt, doch der Termin verschiebt sich.

Nach Einschätzung von Investoren hat Tesla in diesem Gebiet wenig Konkurrenz. Vor allem die Möglichkeit, die Fahrzeuge mit einem einfachen Software-Update für den Betrieb ohne Fahrer fit zu machen, wird als Vorteil gesehen. Doch bislang äussert sich Tesla nicht zu dem Thema, insbesondere auch nicht zu der Frage, wie viele seiner Kunden das Selbstfahr-Paket Full Self Driving (FSD) bestellen. «Sie dürften noch eine Weile dazu schweigen, aber ich denke, dass irgendwann die Zahlen zum FSD und andere Kenngrössen bekanntgegeben werden», sagte Jamie Meyers, Analyst beim Tesla-Aktionär Laffer Tengler Investments.

Doch bevor Musks Traum von der Robotaxi-Flotte wahr wird, müssen noch regulatorische Hürden überwunden werden. Bislang sind nur Testflotten in Betrieb, die in eng umgrenzten Gebieten ohne Fahrer unterwegs sind.

Bei der GM-Tochter Cruise gab es im Oktober einen folgenschweren Unfall, bei dem eine Passantin sechs Meter weit mitgeschleift wurde. Die Alphabet-Tochter Waymo steht nach mehreren Unfällen unter verschärfter Beobachtung der Behörden. Börsianer gehen davon aus, dass es für Tesla leichter wird, die nötigen Freigaben für sein Robotaxi-Projekt zu erhalten, nachdem Musk sich klar hinter den republikanischen Präsidentschaftsbewerber Donald Trump gestellt hat. «Die grösste Hürde für FSD und Robotaxis wird es sein, grünes Licht von der Aufsicht zu bekommen», sagte Dennis Dick, Händler beim Tesla-Aktionär Triple D Trading. «Eine Regierung Trump könnte das schnell voranbringen.» 

(Reuters)