Uran ist ein chemisches Element, ein Metall, dessen Isotope alle radioaktiv sind. Das aus Uran erzeugbare Plutonium-Isotop 239Pu ist das einzige natürlich vorkommende Nuklid, mit dem eine selbsttragende Kernspaltungs-Kettenreaktion möglich ist. Aus diesem Grund wird es als Primärenergieträger in Kernkraftwerken verwendet.
Atomkraft ist für Länder ohne eigene Öl- und Gasressourcen eine wichtige Option, um eine grössere Energiesicherheit und -unabhängigkeit zu erlangen. Zudem hat das weltweite Ziel der CO2-Emissionsreduzierung die Bedeutung von Uran als kohlenstoffarmer Energieträger für viele Regierungen wieder stark erhöht.
Diese steigende Relevanz der Kernenergie hat bereits zu einem erheblichen Anstieg des Rohstoffpreises geführt - um157 Prozent in den letzten drei Jahren. Und dieser Aufschwung könnte bald noch weiteren Schwung erhalten: Das bedeutende Förderland Russland wird ab dem 11. August aufgrund von Sanktionen kein Uran mehr exportieren können. Auch Kanada, Kasachstan und Australien produzieren grosse Mengen. Durch die Sperrung Russlands könnten die Nordamerikaner wieder das weltweit grösste Uran produzierende Land werden.
Der in Kanada ansässiger börsennotierte physische Sprott Physical Uranium Trust ist eine der wenigen Möglichkeiten direkt in Uran zu investieren.
Kursentwicklung des Sprott Physical Uranium Trust.
China als Hotspot der Kernenergie
Der Hotspot für Kernenergie liegt derzeit in China, wo 26 Reaktoren im Bau (was 44 Prozent der weltweit im Bau befindlichen Kernkraftkapazität entspricht) und weitere 41 geplant sind. Indien ist ein weiterer wichtiger Akteur, der seine Energieerzeugung durch Kernenergie erweitern möchte, jedoch sind die Pläne hier bei weitem nicht so ehrgeizig wie in China.
«In den USA und insbesondere in Europa, wo es aufgrund der geopolitischen Unsicherheit Probleme bei der Energieversorgung gibt, liegt der Schwerpunkt auf der Verlängerung der Lebensdauer bestehender Anlagen», sagt Kamil Sudiyarov, Product Manager bei Van Eck Europe, auf eine Anfrage von cash.ch. In Europa haben 75 von 109 derzeit in Betrieb befindlichen Reaktoren nach einem strengen Zertifizierungsverfahren eine Laufzeitverlängerung erhalten.
Derzeit werden die meisten Kernkraftwerke auf Basis der sogenannten Gen III+ Druckwasserreaktor (DWR)-Technologie gebaut, die eine Verbesserung gegenüber den in den 90er Jahren eingeführten Reaktoren darstellt. Andere, weniger verbreitete Konzepte sind Siedewasserreaktoren (SWR) und Schwerwasserreaktoren (PHWR).
Auch Bill Gates setzt auf Kernenergie
Derzeit arbeiten Wissenschaftler an einer neuen Generation von Reaktoren, die die Schwachstellen der wasserbasierten Reaktorkonzepte beheben sollen. Dazu gehören gas-, natrium- und bleigekühlte Lösungen sowie Salzschmelzenreaktoren, die möglicherweise effizienter und sicherer mit Thorium als Primärbrennstoff anstelle von Uran betrieben werden können.
«Eine weitere wichtige Entwicklung ist das Aufkommen der kleinen modularen Reaktoren (SMRs), die aufgrund ihrer kompakten Grösse auch an abgelegenen und für grössere Reaktoren ungeeigneten Orten installiert werden können», erklärt Sudiyarov. Der modulare Charakter von SMRs ermöglicht es, zusätzliche Einheiten je nach Bedarf hinzuzufügen, was eine bessere Skalierbarkeit, kürzere Bauzeiten und potenziell geringere Investitionskosten ermöglicht. Dadurch kann eines der grössten Probleme der Nuklearindustrie, nämlich die hohen Baukosten, gelöst werden.
Investorenlegenden wie Bill Gates oder Warren Buffett setzen ebenfalls auf die Atomenergie. Bill Gates investiert Milliarden Dollar in sein Start-up-Unternehmen Terrapower, um kleine Reaktoren zu bauen. Der Bau einer Anlage in Wyoming hat gerade begonnen und das Projekt soll 2030 abgeschlossen sein. Die Kosten belaufen sich dabei auf etwa vier Milliarden Dollar.
Insbesondere die steigende Nachfrage nach Rechenzentren, die Künstliche Intelligenz nutzen, wird laut der Internationalen Energieagentur (IEA) den Strombedarf in den kommenden Jahren exponentiell steigen lassen. Dies wird nicht nur dem Uran-Preis Rückenwind bescheren, sondern auch Unternehmen, die Teil der Wertschöpfungskette in der Kernenergie sind.
Aktien und ETF als Investitionsmöglichkeiten
Jedoch ist eine Investition in diesem Bereich kein Selbstläufer: «Das grosse Problem bei Direktinvestitionen in Unternehmen der Nuklearindustrie besteht darin, dass die meisten grossen Akteure entweder privatwirtschaftlich organisiert sind (Areva, Westinghouse, General Atomics) oder es sich um diversifizierte Industriekonglomerate handelt, bei denen der Umsatz im Nuklearbereich bestenfalls einen hohen einstelligen Prozentsatz ausmacht (Mitsubishi Heavy, Hitachi, AtkinsRealis)», sagt Sudiyarov von VanEck.
Es gibt jedoch auch Ausnahmen, wie zum Beispiel BWX Technologies, ein US-Spezialist für nukleare Verteidigung und Energie. Die Aktie hat dieses Jahr um 30 Prozent zugelegt, das vorwärtsgerichtete Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt bei 32.
NuScale Power, ein aufstrebendes Unternehmen, das mit den etablierten Unternehmen um einen Anteil am aufstrebenden SMR-Markt konkurriert, verzeichnet seit Januar sogar einen Kursanstieg von 228 Prozent, hat jedoch noch keine Gewinne erzielt.
Kursentwicklung der Aktien von NuScale Power.
Ein weiterer Kandidat ist Centrus Energy, ein Anbieter von Kernbrennstoffen und -dienstleistungen. Die Aktie musste aber dieses Jahr untendurch, das prognostizierte KGV für 2024 liegt bei 16. Anleger, die glauben, dass die Renaissance der Kernkraft zu weiter steigenden Uranpreisen führt, könnten auch an reinen Uranbergbauunternehmen wie Cameco und Kazatomprom interessiert sein. Hierbei sollte das kanadische Cameco wegen dem politischen Risiko dem kasachischen Kazatomprom vorgezogen werden.
Weitere Möglichkeiten bieten ETF, die Anlegern die Möglichkeit bieten, in Unternehmen aus den Bereichen Uran und Kernenergie zu investieren. Der «HANetf Sprott Uranium Miners UCITS ETF» beinhaltet Aktien von Unternehmen weltweit, die mindestens 50 Prozent ihres Umsatzes aus dem Uranbergbau generieren.
Der «Global X Uranium UCITS ETF» bietet den Anlegern Zugang zu einem breiten Spektrum von Unternehmen, die im Uranbergbau und in der Produktion von Nuklearkomponenten tätig sind, einschliesslich Unternehmen, die in der Extraktion, Raffination, Exploration oder Herstellung von Ausrüstung für die Uran- und Nuklearindustrie tätig sind.
Der «VanEck Uranium and Nuclear Technologies UCITS ETF» investiert mit einem Pure-Play-Ansatz ausschliesslich in Aktien von Unternehmen, die einen erheblichen Anteil ihres Umsatzes mit Uran oder in der Kernenergie-Infrastruktur erwirtschaften. In diesem Jahr verzeichnet das Investment-Vehikel von VanEck eine Performance von 22 Prozent und erzielt damit die beste Rendite.
3 Kommentare
Kernenergie ist solange ökonomisch nicht rentabel, solange sie stark radioaktiven Abfall mit hohen Halbwertszeiten erzeugt. Die volkswirtschaftlichen Kosten für Entsorgung und Langzeitlagerung sowie die Rückstellungen für Unfälle killen jeden volkswirtschaftlichen Business Case. Betriebswirtschaftlich kann sich das für einen Betrieber nur rechnen, wenn er diese Kosten auf die Allgemeinheit externalisieren kann. In zweiten, wo wir Gebühren für Abfallsäcke haben, muss das gleiche Prinzip auch für Kernkraft gelten. Damit ist der Business Case tot.
Schön ist es wenn Kommentare von eigenem Wissen getragen werden.
In vielen Ländern hat man um die Endlagerung radiotoxischer Abfälle im Gegensatz zu chemotoxischen Abfällen ein extremes Spektakel zu Lasten von Stromkunden und Steuerzahlern aufgeführt. Das Problem ist, dass sich die Menschen dieser Länder diese Spektakel gefallen lassen.
Sachlich gesehen nimmt die Radioaktivität von abgebranntem Kernbrennstoff exponentiell ab. Sprich, nach der Entnahme aus dem Reaktor ist dieser gefährlich. Nach einigen Jahrhunderten etwa so gefährlich wie Uranerz. Deshalb wäre es geboten gewesen diesen zügig einzulagern.
Ein Bergwerk in 800m Tiefe kostet z.B. 720 M$ (Ernest Henry, Glencore). Ohne spezifische Regulierungen könnte man ein solches für ca. 3 Mrd. € einrichten, befüllen, fluten und verschliessen. Für Deutschland wären dies 0.1c/Kwh.
Beispiel Schweiz ...
Bereits in den 1970er Jahren hat man bei Benken eine geologisch geeignete Formation gefunden. Bis 1980 hätte man ein Endlager ausbauen können. Stattdessen wurde ein 50 jähriges Spektakel veranstaltet.
Beispiel Deutschland...
- Man hat eine Wiederaufbereitung (Recycling) erprobt (WKA), den Bau einer Anlage begonnen und dann abgebrochen.
- Angebote Russlands und Chinas hat man hochnäsig verworfen.
- Es wurden Zwischenlager für Milliardenbeträge errichtet, abgebrochen, an anderer Stelle errichtet.
- Gorleben wurde für 1.7 Mrd. getestet und ausgebaut. Es war fast fertig. Es gab keine Sachgründe gegen Gorleben. Dennoch hat man dieses dann verworfen.
- Jetzt gibt es ein Endlagersuchgesetz das so formuliert ist, dass mit Sicherheit kein Endlager gefunden wird. Die Rückstellungen der Versorger werden für alle möglichen Gutachten usw. ausgegeben.
Cameco ist kein reiner Uranförderer wie der Bericht behauptet. Cameco verfügt über Konversionskapzitäten und eine Brennelementfertigung für Candu Brennelemente.
Thorium wird seit fast 80 Jahren immer wieder als alternative Brennstoffquelle diskutiert, so auch von diesem Autor dem die Kerntechnik vermutlich fremd ist. Es gibt sehr gute Gründe warum Thorium nicht in kommerziellen Reaktoren zum Einsatz kommt.
Der Vorteil von Thorium ist ein besseres Verhältnis zwischen Einfang- und Spaltquerschnitt des U233 (aus Th232 erbrütet) verglichen mit U235/Pu239. Dadurch ist der Aufbau von höheren Aktiniden geringer, die Brutrate ist höher.
Der Nachteil ist das durch inelastische Stösse n-> 2n Reaktion aus U233 -> U232 entsteht. Beim Zerfall des U232 werden sehr harte Gammastrahlen freigesetzt die nur schlecht abzuschirmen sind. Der Betrieb, Wartung, Reparatur und Wiederaufbereitung des Kernbrennstoffs werden dadurch beeinträchtigt.