Das Sanierungskonzept für den angeschlagenen Batteriehersteller Varta steht. Der Sportwagenbauer Porsche will mit 30 Millionen Euro einsteigen und damit zur Rettung beitragen. Grossaktionär Michael Tojner, Porsche und die meisten Gläubiger verständigten sich nach langwierigen Verhandlungen auf einen Kompromiss, wie Varta entschuldet und mit frischem Kapital ausgestattet werden soll. Demnach verzichten die Banken auf 285 Millionen Euro, so dass die Verbindlichkeiten auf zunächst 200 Millionen Euro sinken, wie der Konzern am Samstag in Ellwangen mitteilte. Die Aktionäre verlieren gleichzeitig ihren Einsatz. Finanzvorstand Marc Hundsdorf sprach von einem entscheidenden Durchbruch.

Neue Varta-Eigentümer werden Tojner und Porsche, die eine Kapitalspritze von zusammen 60 Millionen Euro geben. Von den Gläubigern kommen weitere 60 Millionen als vorrangig besicherte Darlehen. Später könnte noch ein dritter Gesellschafter an Bord kommen. «Wir sind in fortgeschrittenen Gesprächen mit weiteren Investoren, die bei uns gerne einsteigen würden», sagte Varta-Chef Michael Ostermann der Nachrichtenagentur Reuters.

Tojner sagte: «Mit der heutigen Einigung ist uns zusammen ein erster wichtiger Schritt gelungen, der die Stabilität der Varta AG sichert und den Weg für einen Neustart ebnet.» Der österreichische Investor hält bisher gut 50 Prozent an Varta. Die gekappten alten und die neuen Kredite - zusammen 260 Millionen Euro - haben eine Laufzeit bis Ende 2027.

Der Volkswagen-Tochter Porsche geht es bei dem Einstieg von Varta vor allem den Zugriff auf Lithium-Ionen-Zellen, wie sie etwa im Hybrid-Antrieb des 911 Carrera GTS zum Einsatz kommen. An dieser Sparte mit dem Namen «V4Drive» will Porsche sogar eine klare Mehrheit übernehmen. Der Autobauer baut dazu ein zweites Werk für die «Booster-Zellen» im bayerischen Nördlingen fertig und stellt es dem gemeinsamen Unternehmen zur Verfügung. Porsche wolle so «einen wichtigen Beitrag zum Erhalt von Schlüsseltechnologien am Standort Deutschland leisten», sagte Finanzvorstand Lutz Meschke.

Varta-Chef Michael Ostermann hatte im Juli eine radikale Sanierung nach dem StaRUG-Restrukturierungsgesetz angekündigt. Das Unternehmen sei nach kostspieligen Fehlinvestitionen nicht mehr in der Lage, seinen Schuldenberg zu bedienen. «Ich bin froh, dass wir diesen wichtigen Meilenstein geschafft haben. Jetzt muss das alles in Verträge gegossen werden», sagte er zu Reuters. «Bis das StaRUG-Verfahren beendet ist, kann es gut und gerne noch drei Monate dauern.»

«Moderater» Stellenabbau in der Verwaltung

Operativ drohen der Belegschaft laut Ostermann keine tiefen Einschnitte: «Wir wollen wachsen, sowohl mit Batteriespeichern für Photovoltaik-Anlagen als auch mit den Knopfzellen für die Apple-Kopfhörer. Dort suchen wir derzeit sogar Personal», sagte er. Varta werde an allen Standorten in Deutschland festhalten. Nur in der Verwaltung müsse es einen «moderaten» Stellenabbau geben. «Wir werden Varta wieder auf einen profitablen Wachstumskurs bringen.»

Seit Montag hatten Eigentümer und Gläubiger um eine Lösung gerungen. Seit Juli lagen zwei Vorschläge auf dem Tisch - einer von Tojner und Porsche, ein anderer von den Gläubigern. Für den Teilverzicht auf ihre Kredite erhalten die Banken, die frisches Geld geben, 36 Prozent der auszuschüttenden Gewinne und eines möglichen Erlöses beim Weiterverkauf. Sie brauchen dafür aber wohl einen langen Atem. Rechtlich halten Tojner und Porsche je 50 Prozent - Tojner verliert damit aber die wirtschaftliche Kontrolle.

Trotz des drohenden Totalverlustes war die Varta-Aktie am Freitag noch gut 160 Millionen Euro wert. Denn Kleinaktionäre und spekulative Anleger setzten darauf, dass sie wenigstens das Recht erhielten, an einer Kapitalerhöhung teilzunehmen. Doch sie gehen leer aus, Varta wird von der Börse genommen. «Wir haben alles versucht, die Kleinaktionäre noch an Bord zu holen - aber das ist in dieser Situation rechtlich nicht möglich», sagte Ostermann. Varta könne mangels eines geprüften Jahresabschlusses keinen Prospekt erstellen, der für eine breite Kapitalerhöhung nötig wäre. 

Unklar ist, wie weit die Beteiligung von Montana Aerospace betroffen ist.

(Reuters/cash)