"Wenn die Kosten für die Refinanzierung einer AT1-Anleihe wesentlich höher sind als der ausstehende Betrag, haben die Emittenten keinen Anreiz, die Anleihe zu kündigen. Dies war im Dezember der Fall und ist auch jetzt im Juni wieder der Fall", heisst es in einem schriftlichen Statement der Raiffeisen Bank International. Die RBI sei bestrebt, die Anleihe zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu kündigen und zu refinanzieren, sofern dies wirtschaftlich sinnvoll sei.
Bei AT1-Anleihen handelt es sich um Papiere, die zwar fest verzinst werden, aber für die Banken fast so gut wie Eigenkapital sind und deshalb auch als "zusätzliches Kernkapital" (Additional Tier-1 Capital) gelten. Sie sollen einen zusätzlichen Puffer bilden, wenn die Kapitaldecke einer Bank in der Krise zu dünn wird. Sie sind entsprechend riskant und werden dafür hoch verzinst.
Die Entscheidung der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma, dass die Inhaber von AT1-Anleihen bei der Not-Übernahme der Credit Suisse durch die UBS leer ausgehen, hat die Anleger bei Investitionen in solche Papiere vorsichtiger werden lassen. Die Renditen für AT1-Anleihen sind von rund acht Prozent vor der Rettung der Credit Suisse auf über zehn Prozent gestiegen.
Die RBI hatte die Anleihe mit einem Kupon von 6,125 Prozent am 5. Juli 2017 begeben. Sie war erstmals zum 15. Dezember 2022 kündbar, doch machte die RBI von ihrem Kündigungsrecht keinen Gebrauch. Danach gibt es halbjährliche Kündigungsoptionen. Die RBI ist nicht das einzige Finanzinstitut, das auf eine Kündigung dieser speziellen Anleihe verzichten. Auch die Deutsche Pfandbriefbank und die Aareal Bank haben auf eine Rückzahlungsoption von 300-Millionen-Euro-Anleihen verzichtet.
(Reuters)