Pozsar, der am vergangenen Freitag auf einer Konferenz der Federal Reserve Bank of New York ohne in der Veranstaltungsagenda vermerkte Firmen-Zugehörigkeit auftrat, hat die Schweizer Bank verlassen, so eine mit der Angelegenheit vertraute Person, die es ablehnte, bei der Erörterung privater Informationen identifiziert zu werden.

Der in Ungarn geborene Zinsstratege - dessen tiefgreifende Marktanalysen auch ausserhalb der Fachwelt von Zinsspezialisten geteilt und diskutiert werden - erlangte 2019 den Ruhm eines Stars an der Wall Street für seine korrekte Vorhersage der Verwerfungen bei den US-Repo-Geschäften im Jahr 2019. 

Hohe Wellen schlug auch ein Bericht im März 2023, als er mit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs vor einer Abschwächung des Dollars warnte. "Wir sind Zeugen der Geburt von Bretton Woods III - einer neuen Währungs-Weltordnung, die sich auf rohstoffbasierte Währungen im Osten konzentriert und wahrscheinlich das Eurodollar-System schwächen und somit auch die inflationären Kräfte im Westen anheizen werde," so Pozsar.

Diese Krise sei wesentlich gefährlicher als das Ende von Bretton Woods, das durch die Entkoppelung des Goldpreises vom Dollar durch den damaligen US-Präsident Richard Nixon 1971 beschlossen wurde. Das war damals das Ende der Ära des rohstoffbasierten Geldes. Wenn die jetzige Krise vorbei ist, sollte der Dollar viel schwächer sein, glaubt Pozsar und fügt weiter an: "Das globale Währungssystem wird nie mehr dasselbe sein."

Der CS-Stratege begründet seine Erwartung von tektonischen Währungsverschiebung im März letzten Jahres damit, dass sich eine Rohstoffkrise entwickeln werde. "Rohstoffe sind Sicherheiten, und Sicherheiten sind Geld, und in dieser Krise geht es um die zunehmende Attraktivität von externem Geld gegenüber internem Geld. Das Fundament des internen Geldes bröckelt, seit die G7 Russlands Devisenreserven beschlagnahmten."

Durch die Überprüfung der Parallelen zwischen den sich derzeit entwickelnden Krisen und den Krisen von 1997, 1998, 2008 und 2020 kann die Schlussfolgerung gezogen werden, dass jede Krise an der Schnittstelle von Finanzierung und Sicherheiten an den Märkten auftritt. Gegenwärtig sind Rohstoffe Sicherheiten, und genauer gesagt, russische Rohstoffe sind wie Subprime-Sicherheiten und alles andere ist erstklassige Qualität - sogenannt Prime-Sicherheiten auf Englisch. Wenn dies mit den vier Faktoren, welche den Geldpreis bestimmen - auf dem Kapitalmarkt gehandelte und besicherte Geldmarktpapiere, Zinsen, Wechselkurse und Preisniveau - verknüpft werde, sieht man gemäss Pozsar ein Muster, das uns Sorgen machen sollte.

Seine Prognose hat bisher ihre Richtigkeit. Der Dollar hat gegenüber vielen Währungen von Ländern, welche einen hohen Anteil an Rohstoff-Exporten aufweisen, an Wert verloren und Commodities als Anlageklasse haben deutlich an Bedeutung hinzugewonnen. Der Dollar hat gegenüber dem Schweizer Franken seit Publikation von Pozsar's Notiz Mitte März letzten Jahres 6 Prozent an Wert verloren. 

Unklar, wohin der weitere Weg führt

Es war nicht sofort klar, wo Pozsar als nächstes anheuern wird. Sein LinkedIn-Profil wurde nicht geändert und verweist weiterhin auf seine Rolle beim ehemaligen Arbeitgeber Credit Suisse. Auf der Home-Page der Credit Suisse sind seine Research-Arbeiten weiterhin zu finden. Ein Vertreter der Credit Suisse lehnte eine Stellungnahme ab gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. Über seinen Abgang berichtete zuerst das Wall Street Journal unter Berufung auf eine mit der Angelegenheit vertraute Person.

Pozsar landete 2015 nach einer Station im US-Finanzministerium bei der Credit Suisse. Er begann, Research-Arbeiten über die Mechanismen der bevorstehenden Zinserhöhungen der Fed zu publizieren, und warnte im August 2019 vor Problemen, die auf dem Markt für Repo-Geschäfte auftreten könnten. Seine Prognose bewahrheitete sich, als der Zinssatz, den institutionelle Kreditnehmer für sehr kurzfristige Kredite zahlen mussten, in die Höhe schnellte.

Der in Ungarn geborene Pozsar zog 2002 in die USA und begann seine Karriere beim Forschungsunternehmen Economy.com. 2008 wechselte er zur Federal Reserve Bank of New York, wo er für die Erstellung einer Karte des Finanzsystems bekannt wurde, die Repo- und Schattenbanken ausserhalb der traditionellen Kreditvergabe umfasste.

Thomas Daniel Marti
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