Die Preise für Wohneigentum steigen ungebremst. In den zurückliegenden vier Quartalen betrug das Preiswachstum bei Eigentumswohnungen 4,8 Prozent, bei Einfamilienhäusern 3,5 Prozent. Speziell bei Eigentumswohnungen hat sich die Preisentwicklung beschleunigt: Die Zunahme um 4,8 Prozent liegt über dem Zehnjahresdurchschnitt von 2,7 Prozent. Leicht unter dem Trend des vergangenen Jahrzehnts sind die Preise für Einfamilienhäuser geklettert.
Dies sind die Ergebnisse des jüngsten Immo-Monitorings des Immobiliendienstleistungsunternehmens Wüest Partner (WP). Weiter zeigt die Studie eine regional markant unterschiedliche Entwicklung. Preisanstiege von über sieben Prozent zwischen dem dritten Quartal 2023 und dem dritten Quartal 2024 haben die Innerschweizer Kantone Uri, Obwalden, Nidwalden und Schwyz gesehen.
Auch Schaffhausen, Graubünden, Freiburg und Appenzell-Innerrhoden liegen deutlich über dem Landesdurchschnitt einer zirka vierprozentigen Preissteigerung bei Wohneigentum. Nur wenig über dieser Marke befindet sich der Kanton Zürich, während beispielsweise St. Gallen und Genf ein geringeres Preiswachstum verzeichnen. Rückläufig sind die Preise im Kanton Glarus, was auf leicht sinkende Preise bei Einfamilienhäusern zurückzuführen sei, wie Wüest Partner schreibt.
Für die gestiegenen Immobilienpreise gibt es mehrere Gründe. Zunächst: Die Nachfrage hat angezogen, die Zahl der Suchabos ist zwischen dem dritten Quartal 2023 und dem dritten Quartal 2024 gestiegen. Und zwar um 10,3 Prozent bei Eigentumswohnungen und um 8,6 Prozent bei Einfamilienhäusern. Anlass der verstärkten Nachfrage sind tiefere Finanzierungskosten, die auf gesunkene Zinsen zurückzuführen sind. Zugleich hat das Angebot gemessen an den Inseraten nicht mit der Nachfrage Schritt gehalten.
Mitverantwortlich für die höheren Preise von Wohneigentum ist im Weiteren die Lage auf dem Mietwohnungsmarkt. Mietwohnungen sind knapp. Und wer dieses Jahr eine Wohnung gesucht hat, sah sich steigenden Angebotsmieten gegenüber. Allein im dritten Quartal 2024 lagen die mittleren Angebotsmieten 3,8 Prozent über dem entsprechenden Vorjahresquartal - «was die relative Attraktivität von Wohneigentum erhöht hat», heisst es in der WP-Studie.
Anders gesagt: Höhere Mieten lösen Überlegungen aus, ob Eigentum unter dem Strich die günstigere der beiden Wohnformen ist. Wer sich diese Gedanken macht, vergleicht optimalerweise aber nicht nur Mietkosten und Hypothekarzinsen, sondern berücksichtigt auch Unterhaltskosten und steuerliche Gesichtspunkte.
Schwache und selektive Neubautätigkeit wirkt sich aus
Ferner wirkt sich eine schwache und selektive Bautätigkeit auf den Wohneigentumsmarkt aus. Gerade in den Grosszentren sei weniger gebaut worden, stellen die Autoren des Immo-Monitorings fest. Hohe Baulandpreise hätten vielerorts dazu geführt, dass nur noch hochpreisiges Stockwerkeigentum entwickelt worden sei. «Doch das birgt, weil die Nachfrage in diesem Segment verhältnismässig klein ist, höhere Risiken, was die Neubautätigkeit bremste.»
Feststellbar ist auch: Seit der Jahrtausendwende schwindet der Neubau von Einfamilienhäusern. Anfang der Nullerjahre machten sie rund 40 Prozent des Wohnungsneubaus aus, inzwischen sind es nur noch 12 Prozent. Aufgrund der nach wie vor hohen Beliebtheit dieser Wohnform habe das schrumpfende Angebot, so die WP-Studie, stark steigende Preise zur Folge gehabt.
Inzwischen gibt es jedoch Anhaltspunkte, dass die Neubautätigkeit von Wohneigentum in den nächsten Jahren anzieht. Laut Wüest Partner lag die Zahl der neu bewilligten Einheiten für Stockwerkeigentum Mitte 2024 um fast 30 Prozent höher als im Vorjahr. Ob durch diesen Anstieg ein Angebot geschaffen wird, das der Nachfrage nachkommen kann, ist allerdings unsicher.
Der Blick nach vorne zeigt weiter kletternde Preise im Jahr 2025. WP sagt einen Preisanstieg um 3,4 Prozent für Eigentumswohnungen und um 3,0 Prozent für Einfamilienhäuser voraus. Damit wird die Preisentwicklung im Vergleich zu den zurückliegenden Quartalen ein Stück weit gedämpft.
Ein Grund für diese Mässigung ist der demografische Wandel. Er bewirkt eine Zunahme des Angebots. Denn Personen in höherem Alter neigen zu einer Veräusserung ihrer Immobilien, wenn sie sie nicht vererben können. Anlass zum Verkauf können gesundheitliche Probleme, der Wunsch nach einer kleineren Wohnung oder finanzielle Gründe bieten.
Indes: Die Wohneigentumspreise können von nachfragefreundlichen konjunkturellen Umfeld begünstigt werden. Prognosen des Bundes gehen von einem Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent in diesem Jahr und 1,6 Prozent im Jahr 2025 aus. Die Arbeitslosenquote dürfte den Projektionen zufolge auf maximal 2,6 Prozent steigen - und damit im Langzeitvergleich tief bleiben.