Zwar sei dieser durch die CS-Krise kurzfristig geschwächt worden. «Aber längerfristig werden wir bestehen und als Finanzplatz noch stärker werden», gibt Pictet-Teilhaber Renaud de Planta sich in einem Interview mit der NZZ vom Freitag überzeugt.

Die Schweiz habe eine geringe Staatsverschuldung, sie habe stabile Institutionen und sei ein neutrales Land, so der heutige Senior-Teilhaber von Pictet, der das Teilhabergremium per Mitte Jahr verlässt und ins Aufsichtsgremium wechselt. Auf andere Finanzzentren dieser Welt kämen Turbulenzen aufgrund von geopolitischen Spannungen oder einer «untragbaren Staatsverschuldung» zu. «Die Schweiz wird dann noch mehr als Ort der Stabilität gelten als heute.»

Auch der Finanzplatz Singapur sei stärker geworden, wobei er aber vor allem vom Zuzug von Kunden aus Hongkong profitiert habe, räumte de Planta ein. Darum sei auch Pictet in Singapur sehr präsent. «Aber es können mehrere Finanzplätze parallel bestehen.» Pictet habe heute mehr Interessenten denn je aus Ostasien für ein Konto in der Schweiz.

Hohe Kapitaldecke

Bezüglich der Eigenkapitalquote sehe es Pictet «auch philosophisch etwas anders als die UBS», wo CEO Sergio Ermotti immer wieder vor zu hohen Kapitalanforderungen an die Grossbank warnt. Eine grosse Universalbank wie die UBS mit kapitalintensivem Geschäft könne allerdings grundsätzlich nicht gleich profitabel arbeiten wie Pictet mit dem Fokus auf Investment-Management, räumte er ein. «Für sie wäre es schwierig, eine zweistellige Rendite mit einer Kapitaldecke von 29 Prozent zu erwirtschaften.»

Kapital und Sicherheit seien für Pictet - auch wegen der Struktur als Partnerschaft - zentrale Themen. Auch wenn Pictet die unbeschränkte Teilhaberhaftung abgeschafft hat: «Der Löwenanteil unserer Ersparnisse steckt immer noch im Kapital der Gruppe. Wenn da etwas schiefgeht, verliert man alles.»

Eigene Sanktionsexpertise

Von der Schweiz wünscht sich de Planta den Aufbau einer eigenen Sanktionsexpertise. Damit müsste die Schweiz «nicht alles buchstabengetreu aus dem Ausland übernehmen». «Wir wären in der Lage, zweckmässige Sanktionen zu entwickeln und diese auch international vorzuschlagen.

»Mit einem starken Sanktionsteam hätte man auf Augenhöhe mit den ausländischen Sanktionsbehörden sprechen und unseren Standpunkt besser vertreten können." Es sei nicht akzeptabel, dass man wie 2022 wochenlang unklare Regeln habe, sagte er mit Bezug auf die Russland-Sanktionen als Folge des Ukraine-Kriegs.

(AWP)