Waren und Dienstleistungen verteuerten sich nur noch um durchschnittlich 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in einer ersten Schätzung mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang der Teuerungsrate auf 2,1 Prozent gerechnet, nachdem sie im Juli noch auf 2,3 Prozent gestiegen war - von 2,2 Prozent im Juni. Von Juli auf August sanken die Verbraucherpreise sogar, und zwar um 0,1 Prozent.

Analysten sagten zu den Daten in ersten Reaktionen:

Alexander Krüger, Chefökonom Hauck Aufhäuser Lampe:

«Der lange Weg der Inflationsentspannung endet mit Pauken und Trompeten. Von hier aus werden die Inflationsweichen jetzt neu gestellt. Risiken von der Lohn- und Energieseite liegen weiter auf dem Tisch. Die Inflationsrate wird in den nächsten Monaten daher wohl eher einen Touch über als unter 2,0 Prozent liegen. Mindestens aber zeichnet sich eine Phase mit Quasi-Preisstabilität ab. Die deutsche Vorgabe schiebt die EZB über September hinaus zu Zinssenkungen.»

Sebastian Dullien, Gewerkschaftsnahes IMK-Institut:

«Die Inflation in Deutschland hat im August erstmals seit Beginn der Hochinflationsphase 2021 wieder das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank erreicht. Das ist eine sehr gute Nachricht. Es mehren sich damit die Anzeichen, dass die Inflation in Deutschland endgültig besiegt ist. Die oft geäusserte Sorge war verfehlt, der Rückgang der Teuerung der vergangenen Monate könnte nur vorübergehend sein. Der nachlassende Preisdruck zeigt auch, dass die Europäische Zentralbank bei ihrer nächsten Sitzung im September dringend die Zinsen weiter senken sollte. Die Teuerung ist absehbar kein drängendes Problem mehr und die Konjunktur kommt – auch wegen der hohen Zinsen – nicht in Gang. Es ist an der Zeit, übertriebene Vorsicht in der Geldpolitik etwas zurückzunehmen und die Finanzierungsbedingungen wieder zu lockern.» 

(Reuters)