Der Ifo-Geschäftsklimaindex als wichtigstes Barometer für die Konjunktur in Deutschland verharrte im Februar auf dem Januar-Wert von revidiert 85,2 Zählern, wie das Münchner Ifo-Institut am Montag zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten hingegen mit einem Zuwachs auf 85,8 Punkte gerechnet. Sie sagten in ersten Kommentaren:
Andreas Scheuerle, Dekabank:
«Die Erhebung des aktuellen Ifo-Geschäftsklimas fand im Umfeld zwischen Wutpräsident (Donald Trump) und Wahlen statt. Ersteres schleicht sich in Form einer Unsicherheit über die Exportperspektiven ein, letzteres konnte in der Umfrage noch nicht berücksichtigt werden. Wenn die neue Regierung aber schnell gebildet wird und zu Taten schreitet, wird das aktuelle Niveau des Ifo-Geschäftsklimas den Boden markieren, auf dem die Stimmungsverbesserung im Jahresverlauf aufsetzt.»
Jörg Krämer, Chefökonom Commerzbank:
«Das Ifo-Geschäftsklima verharrt im Februar auf einem äusserst niedrigen Niveau. Anders als beim Einkaufsmanagerindex und dem Auftragseingang zeichnet sich beim Ifo noch keine Erholung ab. Das stützt unsere Prognose, dass sich die deutsche Wirtschaft ab dem Frühjahr nur wenig nach oben bewegen wird. Die unterschiedlichen wirtschaftspolitischen Positionen der künftigen Koalitionspartner dämpfen ohnehin die Hoffnung auf einen Neustart in der Wirtschaftspolitik, der nach der zehnjährigen Erosion der Standortqualität so wichtig wäre.»
Jens-Oliver Niklasch, LBBW:
«Der Montag nach der Wahl ist ein guter Zeitpunkt für die Veröffentlichung dieses wichtigen Indikators, denn die Zahl unterstreicht, dass sich die deutsche Wirtschaft im Tief festgefressen hat und wachstumsfreundliche Reformen dringend nötig sind. Die Unternehmen dürften gespannt sein, welche Antwort die künftige Regierung ihnen auf ihre dringenden Fragen geben kann. Aber nicht alle Schwierigkeiten sind hausgemacht. Vor allem die Aussenwirtschaft dürfte zunehmend durch die US-Handelspolitik unter Druck geraten. Da ist sogar in der Lage eher noch Luft nach unten. Für eine Trendwende wird es etwas Zeit brauchen.»
Alexander Krüger, Chefökonom Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank:
«Die Hoffnung der Unternehmen auf eine Wirtschaftswende ist weiterhin gering. Allerdings ist das Ergebnis der Bundestagswahl auch nicht in der Umfrage enthalten. Es ist die alte Leier, dass die aktuelle Lage als äusserst schlecht beurteilt wird. Der geringe Erwartungsanstieg wird sich zudem erst noch beweisen müssen. Ein Hauch von Konjunkturoptimismus dürfte bald aber spürbar sein, weil es ein politisches Weiter-so kaum geben wird. Viele Unternehmen dürften darauf setzen, dass die neue Bundesregierung manches besser machen wird. Die absehbare Neuauflage der grossen Koalition spricht bei divergierender DNA nicht für eine beherzte Wirtschaftswende. Der Hoffnung auf eine Wirtschaftswende stehen Sorgen vor der US-Zollkeule gegenüber.»
(Reuters)