Der Preisauftrieb in den USA schwächt sich mehr ab als erwartet. Die Verbraucherpreise legten im März um 2,4 Prozent zum Vorjahresmonat zu, nach 2,8 Prozent im Februar. Dies teilte das Arbeitsministerium in Washington am Donnerstag mit. Von Reuters befragte Volkswirte hatten nur mit einem Rückgang auf 2,6 Prozent gerechnet. In ersten Reaktionen hiess es dazu:
Thomas Gitzel, Chefökonome VP Bank:
«Die aufgrund der Zollpolitik verschlechterte Konsumentenstimmung schlägt sich in einer schwächeren Freizeitaktivität nieder. Ablesbar etwa an fallenden Preisen für Hotelübernachtungen. Letztere geben um deutliche 3,5 Prozent zum Februar nach. Auch die Luftfahrtbranche hat das Nachsehen. Flugtickets vergünstigen sich im Monatsvergleich um 5,3 Prozent.
Die Preisentwicklungen im März sind derweil Makulatur. In Anbetracht des Basiszolls von zehn Prozent auf alle Wareneinfuhren und den massiven Einfuhrgebühren auf chinesische Importe werden die Inflationsraten in den kommenden Monaten deutlich nach oben klettern. Ohne die Zölle wären die Inflationsraten mit Sicht auf die kommenden Monate weiter gefallen, nun aber ist mit einem Anstieg bis auf vier Prozent zum Jahresende 2025 zu rechnen.
Für die Fed wird die Geldpolitik damit zu einem schwierigen Spagat. Einerseits lasten die Zölle auf den Konsumausgaben, was die Wirtschaft insgesamt belastet, andererseits beschleunigt sich die Teuerung. Vorerst dürfte die Fed ihre geldpolitische Ausrichtung nicht ändern.»
Dirk Chlench, Landesbank Baden-Württemberg:
«Der Rückgang des US-Konsumentenpreisindex ist eine handfeste Überraschung. Auch bei Betrachtung der Details erschliesst sich uns keine Erklärung für den Rückgang des Preisniveaus. So sind beispielsweise die Preise für neue Kraftfahrzeuge nur um 0,1 Prozent im Monatsvergleich angestiegen, und die Preise für Gebrauchtwagen fielen sogar um 0,7 Prozent gegenüber dem Vormonat. Dies passt aber nicht zu den Berichten, dass viele Verbraucher die Showrooms der Autohäuser im Vorfeld der Zollerhöhungen leergekauft haben. In dieser Verlegenheit führen wir den Rückgang des Preisniveaus auf eine unzureichende Saisonbereinigung zurück.»
Bastian Hepperle, Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank:
«Aktuell lässt der Inflationsdruck auf der Oberfläche deutlich nach, im Kern bleibt die Teuerungsrate aber noch erhöht. Zollbedingte Preisüberwälzungseffekte dürften in den kommenden Monaten sichtbarer werden. Es ziehen dunklere Inflationswolken auf. Schmiert die US-Konjunktur nicht ab, wird die Fed trotz höherer Inflationsraten in Warteposition bleiben.»
(Reuters)