Die hohe Inflation bleibt Ökonomen zufolge in den kommenden Jahren ein Problem in vielen Regionen der Welt. Im laufenden Jahr dürften die Verbraucherpreise global um durchschnittlich 7,0 Prozent steigen, sagen die vom Münchner Ifo-Institut befragten 1405 Expertinnen und Experten aus 133 Ländern voraus. Im kommenden Jahr sollte die Teuerungsrate dann auf 6,0 Prozent fallen und 2026 noch bei 4,9 Prozent liegen. "Die Erwartungen für 2023 und für die kommenden Jahre sind gegenüber der Umfrage aus dem ersten Quartal nahezu gleich", sagte Ifo-Forscher Niklas Potrafke am Montag zu der vierteljährlichen Umfrage mit dem Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik. "Wir werden uns auf hohe Inflationsraten einstellen müssen."
In Deutschland gehen die Teilnehmenden im laufenden Jahr von 5,8 Prozent aus, in Österreich sogar von 7,8 Prozent und in der Schweiz von 2,8 Prozent. In Westeuropa (4,9 Prozent), Nordamerika (4,5 Prozent) und Südostasien (4,8 Prozent) liegen die Inflationserwartungen für 2023 allerdings deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt: Hier sind sie für das laufende Jahr auch im Vergleich zum vorherigen Quartal um 0,4, 0,5 und 0,3 Prozentpunkte gesunken. Zu den Regionen mit besonders hohen Inflationsraten zählen Südamerika (23,3 Prozent) und weite Teile Afrikas, hieß es.
Ausgelöst wurde die Inflation zunächst von der Corona-Pandemie, die zeitweise rund um den Globus zu Werksschließungen und in der Folge zu erheblichen Engpässen bei Materialien und Rohstoffen führten. Die zweite Runde der Preiserhöhungen begann mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine im Februar 2022. Dadurch stiegen vor allem die Energiepreise stark, was auf viele Waren und Dienstleistungen durchschlug. Die meisten westlichen Zentralbanken haben mit starken Zinserhöhungen auf die hohe Inflation reagiert. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die amerikanische Federal Reserve dürften nach Prognose von Ökonomen in diesem Monat erneut ihre Zinsen anheben.
(Reuters)
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Gibt es eine verhängnisvolle Symbiose zwischen Regierungen und No
tenbanken? - "In den meisten Ländern ist die Staatsschuld sehr hoch. Es wird hinter den Kulissen grossen Druck auf die Zentralbanken geben, die Zinsen tief zu halten, damit der Schuldendienst niedrig bleibt. Viele Gründe sprechen dafür, dass die Ausweichlösung «mehr vom Gleichen» heisst."
Wie können sich die Notenbanken befreien? - "Ich wünschte, dass sie vor fünf oder mehr Jahren im Kollektiv zu den Regierungen gesagt hätten: «Ihr verlangt, was wir gar nicht können.» Im Wesentlichen besteht ein Insolvenzproblem, die Schulden sind zu hoch. Das können Zentralbanken nicht bewältigen, ausser,
sie fachen die Inflation an,
um den Realwert der Schulden zu verkleinern.
Zentralbanken können Illiquidität bereinigen, aber nicht Insolvenz. Das hätten sie schon vor Jahren sagen müssen."
William White: «Notenbanken können nicht zurück»
Wir befinden uns auf völlig unbekanntem Territorium», sagt der ehemalige Chefökonom der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel. Wohin die unkonventionelle Geldpolitik führt, wisse niemand.
Philippe Béguelin
Publiziert: 30.12.2016, 09:30