Das Wachstum der grossen Industrie- und Schwellenländer wird sich einer Prognose der OECD zufolge in den kommenden Jahrzehnten nahezu halbieren. Bis 2060 werde das jährliche Wachstum in den 38 OECD-Staaten und den G20-Ländern allmählich auf 1,7 Prozent zurückgehen, heisst es in der am Donnerstag veröffentlichten Studie der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD). Vor der Corona-Pandemie seien es noch drei Prozent gewesen. Ein Grund für die erwartete Verlangsamung sei, dass in vielen Ländern die Erwerbsbevölkerung angesichts der zunehmenden Alterung der Gesellschaften sinke. Zudem werde in den Schwellenländern die Arbeitseffizienz langsamer zulegen.
Das geringere Wirtschaftswachstum erhöht den Druck auf die Staatsfinanzen. Die OECD-Länder müssten ihre Steuern bis 2060 im Durchschnitt um mehr als sechs Prozentpunkte anheben, um ihren Schuldenstand gemessen an der jährlichen Wirtschaftsleistung auf dem derzeitigen Niveau zu halten. Sollen die Steuern nicht angehoben werden, müssten andere Wege gefunden werden, um den Druck zu mildern - etwa die Reform der Gesundheits- und Rentensysteme, erklärte die Industriestaaten-Organisation.
Eine beschleunigte Energiewende, um den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, würde das globale Wachstum zwischen 2025 und 2030 dämpfen. Es könnte dadurch um 0,2 Prozentpunkte geringer ausfallen als ohne diese Massnahmen, so die OECD zur ihren Berechnungen. Die Belastung könne bis 2045-50 auf fast 0,6 Prozentpunkte steigen - vor allem in den grossen Schwellenländern, die stärker von fossilen Brennstoffen abhängig sind.
Die OECD geht zudem davon als, dass Indien bis Ende der 2030er Jahre China als grössten Treiber des weltweiten Wachstums überholen wird. Die Volksrepublik dürfte dann aber dennoch die grösste Volkswirtschaft der Welt sein. Aktuell sind das die USA.
(Reuters)