Mit dem Split wird der Kurs der Nvidia-Aktie von derzeit knapp 1100 Dollar auf etwa 100 Dollar fallen, denn die Aktie wird am Freitag nach Börsenschluss im Verhältnis 10:1 geteilt. Dieser niedrigere Preis würde die Valoren zu einem erstklassigen Kandidaten für den Dow Jones Industrial Average machen.

Anders als beim S&P 500 handelt es sich beim Dow Jones, der 1896 gegründet wurde und immer 30 Unternehmen beinhaltete, um einen preisgewichteten und keinen kapitalisierunggewichteten Index. Die Höhe des Aktienkurses bestimmt also die Gewichtung im Index.

Die nominelle Höhe der Nvidia-Titel und die täglichen Kursschwankungen machten es bisher unmöglich, im Dow Jones aufgenommen zu werden. Der Aktiensplit ändert dies. Grundsätzlich unterliegt die Aktienauswahl für den Dow, gemäss dem Betreiber S&P Dow Jones Indices, jedoch keinen strikten Regeln. 

Ein etabliertes Muster: Aktiensplit führt zur Inklusion

Der für die Zusammensetzung zuständige Ausschuss fokussiert sich auf «den Ruf eines in Frage kommenden Unternehmens, seine Geschichte des nachhaltigen Wachstums, sein Interesse für Investoren und seine sektorale Repräsentanz auf dem breiteren Markt.» So wurde beispielsweise Amazon erst im Februar dieses Jahres aufgenommen.

Amazon «wurde aufgenommen, als es seine Aktien aufspaltete. Da Nvidia gemessen an der Marktkapitalisierung eines der grössten Unternehmen der Welt ist, könnte nach dem bevorstehenden Aktiensplit dasselbe passieren», so ein Wall-Street-Analyst bei beim Finanzportal «Seeking Alpha».

Denn nach der Aufspaltung wäre Nvidia der beste Kandidat, um dem Dow mehr Technologie-Gewicht zu verleihen. Gerade mal 22 Prozent des Index machen die Technologiewerte aus. Beim S&P 500 sind es mehr als 40 Prozent. Der Dow hinkt deshalb mit einem Plus von  0,8 Prozent dem S&P mit einem Gewinn von 18 Prozent in diesem Jahr deutlich hinterher. Das einzige KI-Engagement des Dow ist Microsoft mit einer Gewichtung von nur 6,8 Prozent.

Halbleiter gegen Halbleiter

Aber mit Nvidia wird womöglich eine Chip-Aktie mit einer Chip-Aktie ersetzt. Die fast 25-jährige Zugehörigkeit von Intel scheint sich dem Ende zu neigen. Intel ist in den letzten fünf Jahren um etwa 30 Prozent gefallen und macht mit einem Kurs von rund 30 Dollar den geringsten Einfluss auf den Dow aus.

Intel wurde im November 1999 während des Dotcom-Booms kurz nach einem 2:1-Split aufgenommen. Die Valoren des CPU-Herstellers haben in den acht Monaten nach ihrer Aufnahme in den Dow um 86 Prozent zugelegt und ein Allzeithoch bei 75,81 Dollar markiert. Anschliessend ging es zwei Jahre bergab.

«Sollte Nvidia in den Dow aufgenommen werden, würde es einige Zwangskäufe durch ETFs geben, die den Index nachbilden, was sich positiv auf den Aktienkurs von Nvidia auswirken könnte», schreibt ein Analyst. 

Der «Fluch des Dow»

Doch nicht alle Neuzugänge führen zu positiven Kursentwicklungen. Microsoft legte zwar nach seiner Inklusion in den Dow um 34 Prozent zu, verlor aber mit dem Platzen der Dotcom-Blase nur einen Monat später etwa 65 Prozent an Wert. Auch der Technologiekonzern Salesforce gilt als Dow-Flop. Nach seinem Einschluss per Ende August 2020 verloren die Salesforce-Titel in den folgenden 6 Monaten gut 25 Prozent. Das derzeitige Kursniveau befindet sich weiterhin unterhalb des «Inklusion-Niveaus».

Der sogenannte «Fluch des Dow» hängt über allen Neuzugängen. Gemäss dem Medienhaus Kiplinger verlieren Aktien im ersten Jahr ab Aufnahme in den Dow Jones im Durchschnitt 20 Prozent.

Luca_Niederkofler
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