Erbschaften spielen eine wichtige Rolle für das Erlangen von Reichtum. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Konjunkturforschungsstelle der ETH, die Daten der Reichsten-Ranglisten der «Bilanz» ausgewertet hat.

Die Studie gliedert den Kreis der Superreichen in drei Kategorien: Entweder man erschafft sich den Reichtum selber, oder man erbt ihn, oder aber man heiratet eine reiche Partnerin.

Nach einem Bericht der «SonntagsZeitung» lautet das Fazit: «Während des Zeitraums seit 1989 können nur etwa 30 bis 40 Prozent aller Superreichen als Selfmademan eingestuft werden.» Und nur wenige kamen nach einer Heirat zu grossem Vermögen.

Dafür haben es mehr als 60 Prozent durch eine Erbschaft auf die Liste der reichsten Schweizerinnen und Schweizer geschafft, schreiben die Studienautoren. Erben sei bei Schweizern «nach wie vor der Hauptfaktor», um in den Kreis der Reichsten der Reichen zu gelangen.

Zudem: Etwa 80 Prozent des Geldes, das die Superreichen in der Schweiz besitzen, wurde vererbt. Und bis 1995 fand sich noch kein einziger aktiver Manager in der Rangliste der reichsten Schweizerinnen und Schweizer. Dann stieg der Anteil bis 2013 auf immerhin 8 Prozent. Seither ist er schon wieder leicht rückläufig.

Grosses Gefälle bei den Erbschaften

Mit der gesellschaftlichen Verteilung von Erbschaften befasste sich eine Studie des Ökonomen Marius Brülhart der Universität Lausanne. Das Gefälle sei gross, schreib die «NZZ am Sonntag» (NZZaS). Drei Viertel der Erbinnen und Erben bekämen pro Erbgang nicht mehr als 100'000 Franken. 1,5 Prozent der Erbschaften lagen bei mehr als einer Million Franken, und 0,15 Prozent der Erbschaften betrug über 5 Millionen Franken.

«Das Prinzip ist klar.», sagt Brülhart in der NZZaS. «Wer hat, dem wird gegeben. Nur einige wenige bekommen sehr viel.» Dennoch zeigten die Zahlen, dass die Erbschaften, in dem Moment, da sie anfallen, weniger ungleich verteilt sind als die Vermögen in der Schweiz.

Während das oberste Prozent der Bevölkerung 44 Prozent der Vermögen besitzt, macht das oberste Prozent der Erbschaften «nur» 30 Prozent aus. Kurzfristig verkleinere sich die Ungleichheit also, was sich auf lange Sicht jedoch wieder ändere, so Brülhart. 

Der Zürcher Statistiker Peter Moser vermutet eine ausgleichende Wirkung von Erbschaften kurz vor der Pensionierung, wenn die meisten in den Genuss ihrer Erbschaften kommen. Dann kommt es nicht selten zu einem starken Vermögensanstieg. Ein Teil des Geldes wird dann per Schenkung zu Lebzeiten an die Kinder weitergegeben.

(cash/AWP)