Passend zur apriltypischen Launenhaftigkeit des Wetters sorgte das Hin und Her im US-Handelsstreit in den vergangenen Wochen für Kurskapriolen. Neben den Gesprächen zwischen den Weltmächten USA und China richten sich die bangen Blicke der Investoren in der durch den Feiertag am Donnerstag verkürzten Handelswoche auf die konjunkturellen Signale.

«Bis zu einer sinnvollen Lösung der Zollfrage dürften die Märkte weiterhin in einem unruhigen Umfeld mit grösseren Schwankungen als üblich verharren», sagt Marktanalyst Fawad Razaqzada von City Index. Die Kurse würden von wechselnden Schlagzeilen beeinflusst, an festen Überzeugungen mangele es. «Es ist ein Markt für Händler, nicht für Investoren.»

Versöhnlichere Töne von US-Präsident Donald Trump nach seiner harschen Kritik an US-Notenbankchef Jerome Powell hatten zuletzt eine Erholungsrally ausgelöst. Und auch von seiner aggressiven Handelspolitik gegen China scheint Trump mittlerweile abzurücken.

Freundlicher Wochenabschluss

In der vorletzten Aprilwoche legte der SMI um 2,2 Prozent zu gegenüber Wochenfrist zu. An der deutschen Börse steuerte der Dax am Freitagnachmittag bei einem Stand von 22'200 Punkten auf ein Wochenplus von rund 4,7 Prozent zu.

Auch die Märkte in den USA konnten Boden gut machen. Auf Wochensicht verbuchten alle drei Indizes klare Gewinne, die beim Nasdaq 100 mit 6,4 Prozent besonders deutlich ausfielen. Der Dow kommt auf ein Wochenplus von 2,5 Prozent, der S&P 500 auf 4,6 Prozent. Die Verluste seit dem Zoll-Schock von Anfang April haben der Nasdaq 100 und der S&P 500 somit weitgehend aufgeholt. 

Noch ist unklar, ob die 90-tägige Zollpause zu erfolgreichen Verhandlungen der USA mit ihren Handelspartnern führt. «Offensichtlich haben weder Präsident Trump noch Xi Jinping Interesse an grossen weltwirtschaftlichen Verwerfungen», fassen die Helaba-Strategen zusammen. «Doch schützt diese Erkenntnis nicht vor abrupten Wendungen, vor allem bei Trump.» Der Dax dürfte sich nach Meinung von Experten immerhin besser entwickeln als die US-Indizes. Trumps Politik habe dazu geführt, dass das Vertrauen in US-Anlagen sinkt, erläutert Eduard Baitinger, Leiter Asset Allocation beim Investmenthaus Feri. «Sowohl der Euro als auch europäische Staatsanleihen steigen in der Gunst der Anleger, europäische Aktien profitieren ebenfalls von dieser Entwicklung.»

US-Arbeitsmarkt im Fokus

In der neuen Woche werden sich die Anleger an Firmenergebnissen und Konjunkturindikatoren entlanghangeln. Im Mittelpunkt stehen dabei die US-Arbeitsmarktdaten für April am Freitag. Im März waren 228'000 neue Jobs ausserhalb der Landwirtschaft entstanden und damit doppelt so viele, wie Ökonomen auf dem Zettel hatten. Anleger werden genau beäugen, ob nun die Alarmlampen angehen. Denn sollte die Zollspirale die Weltwirtschaft schwächen, würden auch die USA eine Rezession fürchten müssen, was den Arbeitsmarkt unter Druck setzen würde. 

Auch zum Thema Inflation stehen zur Wochenmitte wichtige Daten an, die über den künftigen Zinskurs der US-Notenbank Aufschluss geben könnten. Die Währungshüter achten besonders auf die Preisentwicklung eines festen Warenkorbs, der auf die persönlichen Ausgaben der Konsumenten zugeschnitten ist. Der auf diesem Modell basierende PCE-Kernindex war zuletzt gestiegen. Die Fed strebt wie auch die Europäische Zentralbank (EZB) bei der Teuerungsrate einen Wert von zwei Prozent an. Wie es um das Wirtschaftswachstum bestellt ist, werden die BIP-Schätzungen für die USA und Euro-Zone am Mittwoch zeigen. 

Flut an Quartals-Ergebnissen

In der kommenden Woche werfen mehrere Unternehmen einen Blick in ihre Bilanz. Während der Montag noch ohne Ergebnisse vonstatten geht startet die Zahlenflut ab Dienstag. Novartis, Ems-Chemie, Bucher, Clariant, Sig und Swiss legen ihre Zahlen fürs erste Quartal vor, während Logitech und Santhera über das vierte Quartal berichten.

Weiter geht es am Mittwoch mit den Zahlen fürs Q1 von Schindler, UBSAMS Osram, Idorsia, Sandoz, Straumann, Glencore und Syngenta. Unter anderem präsentieren Léclanche und Airesis ihre Ergebnisse fürs 2024. 

Nach dem die Börsen am Donnerstag, 1. Mai, geschlossen waren, bilden Landis+Gyr  am Freitag mit ihren Zahlen fürs 2024/2025 den Wochenabschluss.

(cash/Reuters)