In Norwegen werden Diesel- und Benzinautos zum Auslaufmodell. Inzwischen sind fast neun von zehn verkauften Neuwagen in dem skandinavischen Land Elektroautos, wie aus Daten der Strassenverkehrsbehörde vom Donnerstag hervorgeht.
Damit ist das Land fast an seinem Ziel, ab 2025 nur noch Elektroautos neu auf die Strassen zu bringen. «Norwegen wird das erste Land der Welt sein, das Diesel- und Benzinfahrzeuge so ziemlich vom Neuwagenmarkt nimmt», sagt Christina Bu, Chefin des norwegischen Elektroauto-Verbandes. Das ölreiche Land im Norden Europas ist damit neben China Vorreiter bei der Elektromobilität. In der Europäischen Union läuft es dagegen bei den Elektroautos nicht so gut.
Die norwegische Regierung hat hohe Einfuhrzölle auf Verbrennerfahrzeuge verhängt, während Elektroautos von derartigen Abgaben ausgenommen sind und weitere Steuererleichterungen gelten. Nach Einschätzung von Experten funktioniert diese Strategie auch deswegen, weil sie über lange Zeit beibehalten wurde.
«In anderen Ländern sehen wir es häufig, dass Steuervergünstigungen zuerst beschlossen und dann wieder zurückgenommen werden», sagt Bu. Das sieht auch die Regierung so: «Das ist die wichtige Lektion: Stelle ein grosses Paket an Anreizen zusammen und mache es langfristig vorhersehbar», sagt Vize-Verkehrsministerin Cecilie Knibe Kroglund.
Zugute kommt Norwegen auch, dass in dem Land selbst keine Autos gebaut werden - und es deswegen auch keine mächtige Autolobby gibt. «Deswegen war es in der Vergangenheit leicht, sehr hohe Steuern auf Autos zu verhängen», sagt Ulf Tore Hekneby, Chef des grössten norwegischen Fahrzeugimporteurs Harald A. Moeller. 2024 kamen die meisten Autos von Tesla, gefolgt von Volkswagen und Toyota, aber auch chinesische Anbieter gewinnen Marktanteile.
Bu sieht es als weiteren Erfolgsfaktor an, dass die norwegische Regierung auf Anreize und nicht auf Verbote setzt. «Das hätte die Leute nur verärgert, niemand lässt sich gerne sagen, was er machen muss.»
In der EU läuft die Autolobby Sturm gegen das Verbrenner-Aus ab 2035. Vor allem BMW-Chef Oliver Zipse kritisiert die Entscheidung immer wieder und verweist unter anderem auf die Gefahr, dass Europa dann abhängig von chinesischen Zulieferern werden könnte. Dazu kommt das Risiko, dass der Automarkt einbricht, weil sich kurz vor Ablauf dieser Frist Käufer mit Verbrennern eindecken und danach vor dem Kauf von Neuwagen zurückscheuen.
In der EU schwächelt der Elektroautomarkt derzeit, der Absatz der Fahrzeuge geht zurück. Vor allem das abrupte Aus der Umweltprämie in Deutschland liess die Nachfrage nach derartigen Fahrzeugen einbrechen. Zugleich gelten seit diesem Jahr strengere CO2-Flottengrenzwerte. Fachleute gehen davon aus, dass diese Grenzwerte ohne einen höheren Anteil von Elektroautos nicht eingehalten werden können und vielen Herstellern damit Strafzahlungen drohen.
Mehr Elektroautos als Benziner auf Norwegens Strassen
Auch wenn die Umstellung auf dem Gebrauchtwagenmarkt länger dauert, sind die Ergebnisse auf den Strassen in Norwegen sichtbar. Schon jetzt ist der Anteil von Elektroautos grösser als der von Benzinfahrzeugen, lediglich Dieselautos sind in dem weiten Land noch stärker vertreten.
Das zeigt sich an Tankstellen, an denen immer mehr Elektro-Ladepunkte installiert werden. «Innerhalb der nächsten drei Jahre werden wir mindestens so viele Ladesäulen wie Pumpstellen haben», sagt Anders Kleve Svela, Manager beim grössten Tankstellenbetreiber Circle K. «In wenigen Jahren werden mehr als die Hälfte der Autos in Norwegen elektrisch angetrieben werden. Wir müssen unsere Aktivitäten darauf ausrichten.»
Und dennoch bleiben einige Kundengruppen auch bei Neuwagen den Verbrennern treu. «Die wichtigsten Käufer von Verbrennern sind Mietwagenfirmen, weil viele Touristen nicht mit Elektroautos vertraut sind», sagt Hekneby.
(Reuters)
7 Kommentare
Ein Vergleich Norwegen - EU macht bei E-Autos keinen Sinn.
Norwegen hat reichlich preiswerten Strom was E-Autos begünstigt, im Gegenzug kalte Winter die die Reichweite der E-Autos drastisch reduzieren was E-Autos weniger praktisch macht. Die Kundschaft wurde in die E-Autos gezwungen. Das ist für den Öl/Gas Staat Norwegen keine grosse Einschränkung.
In der EU gibt es eine starke Autoindustrie die einen wesentlich Teil der Existenzgrundlage in Staaten wie Deutschland darstellt. Diese Industrie ist führend bei Verbrennern ab keineswegs bei E-Autos. Dort ist eher China in Führung. Des Weiteren wurden im Zuge von "Energiewenden" die Stromversorgung in Europa stark in Mitleidenschaft gezogen. Strom ist extrem teuer und wird knapp. Eine Umstellung auf E-Autos kann zu massiven Wohlstandsverlusten führen.
Die Konzerne und deren Lobbyisten ziehen uns immer wieder über den Tisch und zurück. Ich habe im 2024 eine Solarsnlage auf dem Hausdach installiert. Da machst du schöne Berechnungen und schwupps senkt die SAK die Einspeiserückvergütung von 2024 auf 2025 um einen Drittel. Wie gestern der Axpo-Chefökonom Martin Koller im Fernsehen breitmundig erklärte, verdienen sie mit den Speicherseen gutes Geld. In Europa gab es in letzter Zeit viel Nebel und wenig Wind, also wenig Ökostrom. Jetzt pumpen sie mit billigem Solareinspeisestrom (SAK 10,5 Rp.) von den den Privaten aus nebelfreuen Gebieten ihre Speicherseen voll und verkaufen diesen Strom nach Europa zu Höchstpreisen. Verarschung total. Und alle reden von der Energiewende …. haha
Nun dirty business ist überall. Sie sagen dem Clever.
Überall dort wo Private Gewinne machen können, oft unsauber, wird es gemacht und Kunden verarscht. Zugleich Risiken und Kosten auf die Allgemeinheit abgeschoben.
Wir sagen in unserer Gier nach billiger Energie dauernd ja zu Wettbewerb und Privatisierung von Staatsaufgaben und verarschen uns damit selbst!
Ich bin ganz anderer Meinung als Glaser. Seit Mai habe ich ein Elektroauto und bin damit sehr zufrieden. Es ist ein SUV, hat hinten aber trotzdem gut Platz für zwei Rennvelos. Wir brauchen deshalb keinen Veloträger. Beim Laden hatte ich nur am Anfang Probleme, weil jeder Anbieter wieder etwas anders funktioniert. Jetzt geht es sehr gut. Ich hatte auch schon Probleme beim Laden, weil die Säule nicht funktionierte, es gibt aber praktisch immer in der Nähe eine andere Gelegenheit, um zu laden.
Es braucht einfach die Bereitschaft, sich ein wenig umzugewöhnen. Die Schelllader brauche ich selten, weil ich regelmässig zu Hause lade. Wenn es notwendig ist, dann schaue ich, dass es zum Beispiel über Mittag ist und ich gleichzeitig essen gehe. So benötige ich praktisch keine Zeit, zum zu laden. Das Auto steht ja sowieso meistens herum und ist nicht im Gebrauch. Es braucht einfach die Bereitschaft, etwas mehr vorauszuschauen als mit einem Verbrennermotor. Ich war immer ein grosser Fan von Motoren. Beim Auto ist heute aber sowieso alles automatisiert, so dass man nichts mehr selbst daran reparieren kann. Der Wechsel von einem Automaten zu einem Elektroauto ist deshalb kein grosser Schritt mehr.
Nun gut, Geiz ist geil. In Norwegen erhalten die Bürger aus den Oelmilliarden Einnahmen Subvention für den Kauf eines Elektrowagens. Dann kostet der Strom einen Drittel dessen, was wir in CH bezahlen.
Aber faktisch fahren die Norweger ab auf Verbrenner, immer noch und noch lange. Hier in CH und DE ist es ein grosses Marketingevent, uns den E-Wagen schmackhaft zu machen mit allen möglichen und Unmöglichen Versprechen. Ich hatte jetzt 4,5 Jahre einen E-Wagen. Jetzt ist Schluss.
Viel zu viele Probleme mit Software, mit Laden on the Road, also defekten Ladesäulen und dann suchen nach Strom. Auch zu Hause in 4 Jahren bereits die Zweite Ladestation (kostet ja fast nichts...) installieren müssen, da defekt. Ladewildwest unterwegs mit Strompreisen die locker eine Benzintankfüllung ergeben, viele Karten funktionieren nicht überall oder dann mit teuren Roamingtarifen usw. Das Reichweitenproblem speziell im Winter existiert auch immer noch. Aber das Marketing der Auto und Stromkonzerne schreibt alles nur schön und wer das nicht glauben will, der ist einfach nicht willkommen.
Fakt ist, Norwegen hat die Umstellung geschafft und sowohl Wirtschaft als auch Verkehr funktionieren. Wer hier heute noch dagegen wettert, hat ganz offensichlich eine Motivation, die sich gegen Erneuerbare und E-Mobilität im Allgemeinen richtet.
Was Ihre Aussage zu Ihren Problem mit dem von Ihnen gewählten E-Auto in der Schweiz betrifft, so kann Ihre persönliche Erfahrung nicht verallgemeinert werden. Einzig der Punkt, dass die Lade-Infrastruktur zu wenig schnell ausgebaut wird, sind durch Fakten zu belegen und gerade hier hat Norwegen gezeigt, wie es geht, wenn man will. Was wiederum aufzeigt, wo in der Schweiz das Problem mit der Elektromobilität liegt: Bei den Ewiggestrigen im Parlament, die ihre Prüfnde schützen wollen und daher auf breiter Linie alles, was in Richtung Erneuerbar und Klimaschutz geht, behindern und verhindern.
Wenn Sie also unzufrieden sind, dann zeigen Sie auf jene, die das Problem verursachen, die den Wandel verhindern. Norwegen hat vorgemacht, dass es geht und wie es geht, wenn man will.